Protestaktion gegen geplante Kürzungen an den Landeszuweisungen / Mahnwache bis zum Montag 5 vor 12: Dessau "verankert" sein Theater symbolisch
Zum "Pflöcke einschlagen" hatte das Anhaltische Theater Dessau gestern aufgerufen. Um die 3000 Menschen beteiligten sich an der Aktion. Hintergrund sind die vom Land angekündigten Kürzungen in den Theaterzuweisungen.
Dessau-Roßlau l "Wir sind schon immer eng mit dem Anhaltischen Theater verbunden und können uns nicht vorstellen, dass diese Stadt ohne dieses Theater eine Zukunft hat", sagen Edeltraud und Horst Kaßner. Die ehemaligen Zerbster, die jetzt in Rodleben wohnen, haben "selbst vier Seile" mitgebracht, die beitragen sollen, das Theater symbolisch "zu verankern".
Die Förderungen für die Theater und Orchester sollen nach Vorstellungen der Landesregierung ab 2014 sinken. Die Dessauer Bühne soll dann statt bisher 8,13 nur noch 5,2 Millionen Euro an Zuweisungen erhalten.
"Wir sind in einem reichen Land und es geht um Promillebeträge am Gesamthaushalt. Man spart Errungenschaften kaputt mit dem Verweis auf Sachzwänge, ohne dass man Prioritätensetzungen plausibel gemacht hat", erklärt Theater-Verwaltungsdirektor Friedrich Meyer. Seit über einem Jahr verweigere sich das Kultusministerium jeder inhaltlichen Kommunikation und deswegen "bleibt uns nichts übrig als hier zu stehen".
Um "5 vor 12" seilten sich zwölf Theatermitarbeiter und Hobbybergsteiger an der Front des Hauses ab, an der auch in Ankündigung der neuen Spielzeit steht: "Anhaltisches Theater Dessau bleibt!". Die langen Taue werden anschließend an Lichtmasten und anderen feststehenden Objekten auf dem Theatervorplatz verzurrt.
Oberbürgermeister Klemens Koschig kommt mit der historischen Axt aus dem Roßlauer Stadtwappen. Auch zum Beispiel Mitglieder von Vereinen wie der Kurt-Weill-Gesellschaft oder der Freunde des Dessau-Wörlitzer-Gartenreichs, Kindergärten und Schulen, Vertreter aus dem Klinikum oder der Stadtsparkasse und viele kultur-interessierte Bürger beteiligen sich an der Aktion, bei der eine Vielzahl von mitgebrachten und aus den Theaterfenstern herausgelassenen Seilen gemäß dem Motto des Protestes angepflockt werden.
In Dessau vor Ort sind ebenso Theaterleute aus Halle sowie Ulrich Fischer, Intendant der von der Schließung bedrohten Eislebener Landesbühne. "Wir setzen uns gemeinsam gegen den Kulturkahlschlag in Sachsen-Anhalt zur Wehr und lassen uns die lebende Kulturlandschaft nicht kaputt machen", ruft er auf. Mit einer Vielzahl selbstgefertigter mitgebrachter Plakate und Transparente wird dies gestern auch in Dessau deutlich.
Die Anhaltische Philharmonie, die Chöre des Theaters, Mitglieder des Schauspielensembles gestalten die Aktion mit, die am Nachmittag in eine bis Montag geplante Mahnwache übergeht.