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Ausflug Wechselvolle Geschichte einer Burg

Von Frühling bis in den Herbst machen täglich viele Radfahrer in Walternienburg Station. Die Wasserburg dient hier als Anlaufpunkt.

Von Thomas Höfs 19.08.2018, 01:01

Walternienburg l Täglich machen mehrere Dutzend Radtouristen auf der Wasserburg in Walternienburg eine Rast, ehe sie an der Elbe weiter radeln. Dabei interessieren sich viele der Radler für die alte Burganlage. Aufwendig wurde sie nach dem Mauerfall vor dem weiteren Verfall gerettet und saniert. Ohne die Wende wäre die Burg vielleicht heute gar nicht mehr zu retten gewesen. Denn Geld gab es damals nicht für die historische Anlage.

Spätestens aus einer Urkunde aus dem Jahr 999 lässt sich die Burg in Walternienburg zuordnen. Vielleicht gab es sie aber bereits früher. Doch in anderen urkundlichen Erwähnungen aus den Jahren 973 und 974 wird nicht eindeutig klar, ob mit der genannten „Nigenburg“ Walternienburg gemeint ist. Der Ortsname ist mit einer Person verbunden, um ihn eindeutig zuordnen zu können. Der Name Nienburg kommt als Ortsbezeichnung noch einmal vor. Um die Orte unterscheiden zu können, wurde damals offenbar ein Walter davor gesetzt.

Bis zum Spätmittelalter besitzt die Wasserburg eine strategische Bedeutung. Anschließend geht sie verloren und die Menschen nutzen das Burggelände immer wieder anders. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist die Burg vor allem ein Wohnort. Wohnraum ist damals knapp. In der nahe Stadt Zerbst ist in den letzten Kriegstagen die Innenstadt verwüstet worden.

Einen Brückenkopf hatten die Amerikaner bei Walternienburg über die Elbe gebildet. Noch heute erinnern die Bürger jährlich an die vielen Gefallenen der Gefechte in den letzten Kriegstagen.

In der DDR nimmt der Verfall der Burg seinen Lauf. Zwar wird die Anlage 1959 als Bodendenkmal unter Schutz gestellt. 1977 folgt die Eintragung des Burgturms als Baudenkmal. Doch die Eintragung hält den weiteren Verfall nicht auf. Der real existierende Sozialismus hat dafür kaum Mittel übrig. Anfang der 1980er Jahre wird unweit der Burg die gotische Kirche abgerissen. Droht dieses Schicksal auch der Wasserburg? Einige Jahre später findet sich in den Akten des Landesamtes für Denkmalpflege eine Notiz. Ein Aufbau der Wohngebäude wäre möglich, heißt es dort, wenn sofortige Sicherungsmaßnahmen erfolgen würden. Sie erfolgten nicht.

Auch die privaten Eigentümer des Bodens und der Gebäude glauben nicht daran, dass sie an dem Verfall etwas ändern können. Ein Jahr vor dem Mauerfall schenken sie ihren Grundbesitz der Gemeinde. Ihr gehörte bis dahin nur der Burgturm.

Kurz vor dem Mauerfall beginnt zudem der Abriss der baufälligen Gebäude auf der Burg. Den Abriss überleben nur der Burgturm, die Ringmauer und ein Keller mit einem Tonnengewölbe. Die übrigen Bauten sind verschwunden.

Auf historischen Fotos ist noch zu sehen, welch imposante Erscheinung die Burg früher einmal war. Heute gehört schon etwas Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie die Anlage einst ausgesehen hätte. Ohne die deutsche Teilung wäre die Burganlage vielleicht heute die Touristenattraktion an der Elbe.

Dennoch beginnt nach dem Mauerfall der Gemeinderat mit der Sanierung der historischen Stätte.

Neben dem Anlaufpunkt für die Radtouristen ist die Burg auch ein Ort für Hochzeitspaare. Immer mehr Paare gehen hier den Bund für das Leben ein. Die Investition in den vorhandenen historischen Gebäudebestand hat der damals noch selbständigen Gemeinde recht gegeben. Denn die Bürger nehmen die Burg an, was die Besucherzahlen eindrucksvoll zeigen.

Die Burg ist nicht nur das Wahrzeichen von Walternienburg. Zu ihren großen öffentlichen Veranstaltungen und Festen treffen sich die Bürger regelmäßig unter dem Burgturm.

Gleichzeitig ist die Wasserburg aber auch ein Zeugnis darüber, dass vor der Wende die historischen Gebäude wenig geschützt wurden. Nur dem zeitlichen Zufall des Mauerfalls ist es zu verdanken, dass Teile der Wasserburg für die Nachwelt erhalten geblieben sind und heute als Anlaufpunkt für viele Touristen dienen, die an der Elbe unterwegs sind.