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Ausstellung Katharinas Ruf und seine Folgen

Eine Ausstellung in der Kirche St. Bartholomäi in Zerbst blickt auf das deutsche Wolgagebiet.

Von Thomas Kirchner 13.09.2019, 07:00

Zerbst l Die Ausstellung „Das deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“ wird am Sonnabend, 21. September, um 15 Uhr in der Zerbster Kirche St. Bartholomäi auf der Schlossfreiheit eröffnet. Zu sehen sind einzigartige historische Fotografien, die aus russischen und deutschen Staatsarchiven stammen und das Leben der Wolgadeutschen dokumentieren.

Diese Zeugnisse vermitteln Einblicke in kulturelle Traditionen, in wirtschaftliche Entwicklungen und in das Alltagsleben im Wolgagebiet. Dokumentiert werden unter anderem die Hungersnot von 1921/1922, die Arbeit in der Landwirtschaft, der Aufbruch in die industrielle Moderne sowie viele weitere Facetten des Lebens in der deutschen autonomen Region.

In den Jahren 1762/1763 hatte die vor 290 Jahren geborene und aus Zerbst stammende russische Zarin Katharina II. die Voraussetzungen für die Erschließung von schwach besiedelten Regionen in Russland geschaffen, zu denen auch das Wolgagebiet gehörte. Damit wurde eine Übersiedlung von Deutschen nach Russland ermöglicht.

Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges gab es in diesem Gebiet bereits mehr als 200 Dörfer und Städte, in denen rund 600.000 Deutsche lebten. Am 19. Oktober 1918 ist das Autonome Gebiet der Wolgadeutschen gegründet worden. Ernst Reuter, der spätere Oberbürgermeister von Magdeburg und von West-Berlin war 1918 als Leiter des Volkskommissariats eingesetzt und engagierte sich unter anderem für die Aufrechterhaltung der deutschen Sprache und Kultur. Reuter setzte sich auch für die wirtschaftliche Entwicklung und die medizinische Versorgung in den wolgadeutschen Gebieten ein.

1924 wurde die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen geschaffen. Als Folge des Zweiten Weltkrieges kam es zur Deportation der deutschen Bevölkerung des Wolgagebietes. Der Internationale Verband der deutschen Kultur und die „Moskauer Deutsche Zeitung“ haben die Geschichte der Wolgadeutschen erforscht und veranschaulichen wichtige Etappen in dieser Fotoausstellung.

Neben Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) wird Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbands der deutschen Kultur in Russland – die die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat – an der Eröffnung teilnehmen und auch selbst in die Ausstellung einführen.

Die einmaligen historischen Aufnahmen haben bereits großes Interesse sowohl in Russland als auch in Deutschland geweckt. Die Ausstellung wurde beispielsweise schon in Moskau, Saratow, Bayreuth, Wiesbaden sowie im Frühjahr in der sachsen-anhaltischen Landesvertretung in Berlin gezeigt, wo auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) Gast der Eröffnung war.

Die Kirchgemeinde St. Bartholomäi zeigt die Ausstellung in Kooperation mit der Stadt Zerbst, dem Internationalen Förderverein Katharina II.“ und weiteren Partnern bis zum 15. November.

Außerdem ist im Zeitraum der Ausstellung eine Begleitveranstaltung geplant. Interessierte sind zur Ausstellungseröffnung am 21. September um 15 Uhr herzlich eingeladen.

Gefördert wird die Ausstellung in der Zerbster Bartholomäikirche durch das Bundesprogramm „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ des Bundesfamilienministeriums und dem „Kreis der Vielfalt“ Anhalt-Bitterfeld.