Sinkende Bewerberzahlen und schlechtere Zeugnisse zwingen Firmen zu Kompromissen Bei Bewerbern zählen nicht nur Zensuren
Bei Zerbster Unternehmen sind rückläufige Bewerberzahlen für Ausbildungsstellen deutlich spürbar. Auch das Niveau der Bewerbungen ist gesunken. Wie stellen sich die Unternehmen darauf ein, um den Nachwuchs zu sichern?
Zerbst l Michael Erxleben ist geschäftsführender Gesellschafter der ER+TE Stahl- und Metallbau GmbH. Trotz der geringer werden den Bewerberzahl konnte er die drei zur Verfügung stehenden Auszubildenenstellen zum Metallbauer zum Ausbildungsbeginn am 1. August besetzen. "Aus etwa zehn Bewerbern haben wir zwei ausgewählt, die unsere Anforderungen erfüllen und ihren Ausbildungsvertrag bereits unterschrieben haben. Die dritte Stelle wird wahrscheinlich durch einen derzeitigen Praktikanten besetzt." Bei der Prüfung der Bewerbungen zeichnete sich ab, dass die Auswahl der geeigneten Bewerber kleiner wird. "Der Notendurchschnitt liegt zum Teil deutlich unter dem von vor einigen Jahren. Dennoch bleiben die Anforderungen für den Beruf bestehen. Wir müssen die Qualität trotzdem sichern", erklärt Michael Erxleben.
Mit einer rückläufigen Bewerberzahl muss auch das Schraubenwerk Zerbst umgehen. Derzeit sind zwei der drei Ausbildungsplätze für angehende Zerspanungsmechaniker noch nicht besetzt. Bereits am 1. August beginnt hier die Ausbildung. "Es ist noch Zeit, um sich kurzfristig bei uns zu bewerben", betont Gudrun Mücke, Personalleiterin. Innerhalb von zwei Jahren sei die Bewerberzahl von 100 (2011) auf lediglich fünfzehn in diesem Jahr gesunken. Deshalb werde es schwerer, geeignete Azubis zu finden.
Über ein Praktikum zu einem Ausbildungsplatz gelangen auch viele Bewerber der Wema. "Das Zeugnis ist heutzutage nicht das einzig Ausschlaggebende", betont Holger Bustro, Ausbildungsleiter. Momentan sucht das Unternehmen noch jeweils einen Azubi zum Industriemechaniker und zum Elektroniker. Von 45 Bewerbern wurden 33 nach Zerbst eingeladen.
Ein Ausbildungsplatz zum Zerspanungsmechaniker ist bisher auch noch in der Mechanischen Werkstatt Enke verfügbar. "Wir haben drei Zusagen, hätten jedoch gerne noch einen vierten Azubi", berichtet Frank Hannemann, Ausbildungsleiter. Um sich der Lage anzupassen, habe die Firma das Einstiegsniveau für Bewerber gesenkt. "Außerdem bieten wir Nachhilfeunterricht bei uns im Betrieb an." Dennoch musste Hannemann aus lediglich zwölf Bewerbungen die besten Auswählen. "Wir sind bestrebt, alle unsere Azubis übernehmen zu können. Da ist die Sicherung der Qualität entscheidend."
Kerstin Albrecht, Ausbildungsleiterin bei der Siro Blechbearbeitung und -lackierung GmbH, konnte bereits alle Ausbildungsplätze für den Start am 26. August besetzen. "Wir werden drei Konstruktionsmechaniker und eine technische Systemplanerin ausbilden. Falls mich noch eine besonders gute Bewerbung für einen der Ausbildungsplätze erreicht, wäre die Firma durchaus bereit, diesen noch mit aufzunehmen." Kerstin Albrecht schaue bei Bewerbungen nicht nur auf die Zensuren. Auch unentschuldigte Fehltage und die Beurteilungbeeinflussen die Entscheidung.
Bei der KmB Gesellschaft für rationelle Fertigung mbH sind noch zwei Ausbildungsplätze zum Zerspanungsmechaniker und einer zum Mechatroniker zu ergattern. "Wir mussten unsere künftigen Azubis aus einer deutlich geringeren Bewerberzahl wählen. Deswegen wurde das Anforderungsniveau bei den Bewerbern auch ein wenig gesenkt", verdeutlicht Kathrin Kramzow, Personalsachbearbeiterin.