Auf eine Tasse Bestatter von Beruf, DJ als Hobby
Frank Zimmermann aus Zerbst hat viele Talente. Zu seinem Beruf als Bestatter stehen sie in keinem Widerspruch, findet er.
Zerbst l Als Bestatter begleitet er Trauernde auf ihrem Weg, Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen. Als Moderator sorgt er bei Stadtfesten für Unterhaltung. Für Frank Zimmermann ist das kein Widerspruch. Im Gegenteil. „Es ist ein hervorragender Ausgleich“, verrät er bei einem Latte Macchiato in der Zerbster Schlosskonditorei.
Während sich die Sonne gestern Vormittag langsam wieder durch die Wolkenschicht kämpft, erzählt der 55-Jährige von seinem anspruchsvollen Beruf, bei dem er dem Tod auf vielfältige Art begegnet. Für nicht wenige ist es ein Tabu-Thema, das sie gern weit von sich weg schieben. Für den dreifachen Familienvater gehört der Tod zum Leben dazu. „Das Leben ist ein Kreislauf, ein ständiges Kommen und Gehen“, sagt er mit ruhiger Stimme.
Irgendjemand müsse die Verstorbenen zur letzten Ruhe betten. „Das ist eine Arbeit, die vernünftig gemacht werden muss“, betont der Bestatter-Meister, der eigentlich gelernter Dreher ist. Die Schichten jedoch waren irgendwann nichts mehr für ihn. „Es ist ein völliges Zufallsprodukt“, schildert Frank Zimmermann, wie er nach dem Tipp eines Kumpels 1986 beim damaligen staatlichen Bestattungswesen der DDR anfing. Noch gut erinnert er sich an den ersten Tag. „Wir haben einen Verstorbenen von Vogelsang abgeholt. Das war für mich der Test, kannst du das oder nicht.“ Er bestand.
Für den gebürtigen Bad Doberaner ist der Tod seither präsenter als für andere. „Ich gehe bewusster damit um.“ Für sich selbst hat er längst festgelegt, in welcher Art und Weise er bestattet werden möchte, auch die finanzielle Vorsorge ist geregelt. „Das macht vieles für die Angehörigen einfacher und man ist offen für das, was wirklich wichtig ist: die Trauer, um sich verabschieden zu können und damit abzuschließen.“
Einfühlsam geht Frank Zimmermann mit seinen Kunden um. Dennoch wahrt er stets einen gewissen Abstand. Zum emotionalen Selbstschutz gehört für ihn die strikte Trennung von Beruf und Privatleben. In seiner Freizeit ist der 55-Jährige sportlich aktiv, geht ins Fitnessstudio und joggt. Seine Leidenschaft ist Zumba, eine Kombination aus Aerobic und Tanz. „Das macht mir Spaß“, gesteht er lächelnd. Über Sohn Martin wiederum kam er zu einem weiteren Hobby: der Musik. „Er singt von klein auf. Mit etwa Zehn wollte er DJ werden.“ Frank Zimmermann erzählt, wie sie inzwischen gemeinsam seit neun Jahren unterwegs sind, um andere bei Feiern und Festen zu unterhalten. „Das ist ein wunderbarer Ausgleich zur Bestattungsbranche“, spricht er vom persönlichen psychischen Gleichgewicht, das sich damit einstellt.Aber auch politisch und gesellschaftlich bringt sich der selbständige Geschäftsmann ein. Er ist nicht nur seit Anfang an Mitglied des SPD-Ortsvereins, er engagiert sich ebenfalls bei der Arbeiterwohlfahrt, ist unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Wittenberg. Zudem gehört er dem Zerbster Verkehrsverein ein. „Ich habe mich bereit erklärt, zukünftig den Vorsitz zu übernehmen“, sieht er schon jetzt der neuen Herausforderung mit Spannung entgegen.
Während des Gesprächs kommen immer wieder Leute vorbei, die Frank Zimmermann kennen. Ein Gruß oder kurze Wortwechsel folgen. Das Handy indes bleibt stumm. Denn eines muss ein Bestatter stets sein: erreichbar.