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Corona-Virus Verwaiste Räume und Notbetreuung

Schulen wurden landesweit wegen Corona geschlossen. Auch in Zerbster Schulen herrscht ungewöhnliche Stille.

Von Daniela Apel 17.03.2020, 00:01

Zerbst l Kein Kinderlachen, kein Stimmengewirr. Eine ungewöhnliche Stille herrscht an der Zerbster Astrid-Lindgren-Grundschule. Der Pausenhof ist verwaist, die Flure sind leer. Nur vor einem Klassenzimmer hängen Jacken an der Wand. An zusammengestellten Tischen sitzen neun Mädchen und Jungen. Elke Meinhold betreut die Erst- bis Viertklässler. Gerade hat die pädagogische Mitarbeiterin Zirkelfiguren mit ihnen angefertigt, die nun ausgemalt werden.

„Normalerweise unterrichten wir 163 Kinder“, sagt Schulleiterin Heike Bengner. Doch am gestrigen Montag ist alles anders. Bis einschließlich Ostermontag sind in ganz Sachsen-Anhalt alle Schulen geschlossen. Grund für die Entscheidung, die Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Freitagnachmittag bekanntgab, ist die Corona-Krise. Auf diese Weise sollen die Ausbreitung des Virus eingedämmt und Infektionsketten unterbrochen werden. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es eine Notbetreuung, wenn Eltern oder Alleinerziehende in einem Bereich arbeiten, der für die Aufrechterhaltung der wichtigen Infrastrukturen notwendig und keine alternative Betreuung möglich ist.

Entsprechend ruhig ist es an der Astrid-Lindgren-Schule im Amtsmühlenweg. Einzig das Kollegium ist da. Für die Lehrer herrscht Anwesenheitspflicht. Sie nutzen die Zeit unter anderem für Dienstabsprachen und zum Vorplanen für den Moment, in dem der reguläre Unterricht wieder beginnen kann. Bis dahin können die Erst- bis Viertklässler von zu Hause aus lernen – über einen Zugangslink auf der Homepage der Grundschule kommen sie an die Aufgaben und Materialien, die die Pädagogen auf der Internetseite einpflegen. Unterbrochen wird die Stille regelmäßig vom Telefonklingeln. „Wir stehen jederzeit für Fragen der Eltern bereit“, merkt Heike Bengner an, bevor sie zum Hörer eilt.

In der Grundschule An der Stadtmauer haben die Lehrer indes Arbeitspakete erstellt, die die Eltern für ihre Sprösslinge abholen können. Von den insgesamt 262 Erst- bis Viertklässlern sind am Montagvormittag nur zehn erschienen, die betreut werden.

An der evangelischen Bartholomäischule sind es sechs Mädchen und Jungen von eigentlich 78, wie die stellvertretende Schulleiterin Sophie Ahrens erzählt. Auch hier erhalten die Grundschüler Aufgaben für daheim entweder per E-Mail oder via Klassenchat. Auch die Elternvertreter sind hier wie an den anderen Schulen ein wichtiger Multiplikator, um alle Familien zu erreichen. Für die Lehrer „fällt viel Büroarbeit an“, schildert Sophie Ahrens. Auch im Schulgarten gebe es zu tun. Daneben listet sie das Aufräumen der Fachräume bei den Aufgaben auf, um die sich die Pädagogen jetzt kümmern. „Und wir sind immer als Ansprechpartner da“, betont sie.

In der Ganztagsschule „Ciervisti“ ist das Kollegium ganz unter sich. „Ein Schüler war heute Morgen da“, erzählt Kirsten von Mandel. Da er bereits 13 ist, fiel er nicht unter die Regeln der Notbetreuung. „Deshalb haben wir ihn abholen lassen“, erläutert die Schulleiterin. So sind die Räume verlassen, in denen sonst fast 500 Fünft- bis Zehntklässler unterrichtet werden. „In den Fachschaften sind wir dabei, Arbeitsblätter für die Schüler zu erstellen. Einige Kollegen sind da schon am Wochenende fleißig gewesen“, berichtet Kirsten von Mandel.

Trotz fehlender Schüler und damit ausbleibender Haupttätigkeit gibt es für die Ciervisti-Lehrer genügend zu tun. Nun können sie Aufgaben erledigen, die im laufenden Schulbetrieb sonst eher liegen bleiben. Beispielsweise all die Dinge zusammentragen, die für Seiteneinsteiger wichtig sind, wie Kirsten von Mandel erzählt. Daneben will die Nicht-Schüler-Prüfung, bei der Erwachsene ihren Hauptschulabschluss ablegen können und die diesmal an der Sekundarschule stattfindet, vorbereitet sein. „Auch unser Ganztagsschulkonzept müssen wir überarbeiten“, listet sie auf.

Leere herrscht ebenfalls in den Räumen und Fluren des Gymnasiums Francisceum. Von den 576 Schülern keine Spur. Auch dort sind nur die Lehrer im Einsatz. Schließlich gilt es nicht zuletzt, die Lernplattform zu bestücken, auf welche die Gymnasiasten online zugreifen können. Sie erhalten ebenfalls via Internet ihre Unterrichtsaufgaben.