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Deutsche Bahn Land unterstützt Reaktivierung

Züge der Deutschen Bahn sollen öfter und schneller rollen. Auch Zerbster sollen davon 2030 profitieren.

Von Thomas Kirchner 18.02.2020, 00:01

Zerbst/Schönebeck/Barby l Zielfahrpläne zum Deutschland-Takt 2030 bedeuten für Bahnkunden: optimale Verbindungen, kürzere Aufenthalte an den Bahnhöfen und kürzere Fahrzeiten. Die Züge sind künftig öfter und schneller überall. Würden diese in den einzelnen Bundesländern umgesetzt, könnten davon auch Schönebeck, Barby und Zerbst profitieren.

In diesen Plänen taucht auch die alte Bahnstrecke Barby-Güterglück wieder auf. Laut einem Gutachterentwurf zum Zielfahrplan soll eine Expressverbindung zwischen Schönebeck, Zerbst und Dessau bei Barby über die Elbe führen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und Allianz pro Schiene haben bereits die Aktivierung alter Bahnstrecken gefordert, darunter auch die Elbquerung bei Barby.

Ein wesentlicher Grund für Neubau und Reaktivierung dieser Teils neuen und Teils alten Strecke, ist die noch vorhandene und ungenutzte Elbbrücke in Barby, denn die Bahnquerungen über die Elbe in Magdeburg sind hoffnungslos überlastet – erst recht, wenn noch mehr Güter auf der Schiene transportiert werden sollen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.

„Ich weiß von den Eigentümern (der Sire AG aus Sachsen), dass sie momentan keine Pläne mit der Brücke haben und sie zu einem Rückkauf bereit wären. Für konkrete Hoffnungen ist es aber noch zu früh“, sagte der Bundestagsabgeordnete Tino Sorge (CDU), zu dessen Wahlkreis auch Barby gehört und der sich für den Bau der Strecke stark macht, im August vergangenen Jahres gegenüber der Volksstimme.

„Die von Ihnen angesprochene Bahnstrecke Barby (Elbe)-Güterglück in Sachsen-Anhalt wurde auf Wunsch des Landes in den Entwurf eines Angebotskonzepts für den Deutschland-Takt integriert“, schreibt Simone Buser, Sprecherin und Stellvertretende Leiterin Strategisches Themenmanagement im Bundesverkehrsministerium. Der endgültige Zielfahrplan solle im ersten Halbjahr 2020 fertiggestellt und präsentiert werden. „Derzeit wird geprüft, ob die von Ihnen angesprochene RE-Linie und die daraus eventuell abzuleitende Streckenreaktivierung realisiert werden können“, so Buser.

Die Umsetzung aller für den Deutschland-Takt unterstellten Infrastrukturen, die sich zusätzlich zum Bedarfsplan Schiene als notwendig zeigen könnten, stünden unter dem Vorbehalt einer abschließenden positiven Bewertung im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. „Aktuell wird untersucht, ob die Strecke neben dem Nahverkehrsnutzen auch einen relevanten Nutzen für den Schienengüterverkehr haben kann“, so Buser weiter.

Wenn dieser nicht gegeben sein sollte und es sich bei der angesprochenen Strecke somit um ein reines Schieneninfrastrukturprojekt des Nahverkehrs handelt, wäre das Land Sachsen-Anhalt für Planung und Finanzierung dieser Strecke verantwortlich und müsste daher – vorausgesetzt, die Schienenstrecke wird als wirtschaftlich bewertet – darüber entscheiden, ob und wann sie geplant und gebaut wird.

Das Land Sachsen-Anhalt sieht dem Projekt positiv entgegen. „Wir sehen die Strecke Schönebeck-Barby-Güterglück-Dessau vorrangig als sinnvolle Entlastung für den Güterverkehr im stark belasteten Knoten Magdeburg und der in Magdeburg elbquerenden Eisenbahnstrecke“, schreibt Peter Mennicke, Pressesprecher im Magdeburger Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr.

Deshalb sei bei der DB Netz AG und dem Bund eine Untersuchung zur Reaktivierung dieser Strecke angeregt worden. „Das Land hat signalisiert, es könne sich vorstellen, die Reaktivierung durch zusätzliche Bestellung von Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zu unterstützen und damit zur Wirtschaftlichkeit der Strecke beizutragen“, so Mennicke.

Bei der Erstellung des zweiten Gutachterentwurfs zum Deutschland-Takt seien die Länder einbezogen worden. „Die dort dargestellte Streckenführung ist aus hiesiger Sicht verkehrsplanerisch sinnvoll und würde zu einem denkbaren ÖPNV-Angebot passen“, macht Peter Mennicke deutlich. Die genaue Gestaltung und Realisierung der Strecke sei noch offen.

„In jedem Fall wäre eine Elektrifizierung erforderlich und bei den Entscheidungen wären unter anderem auch Aspekte des Lärmschutzes zu berücksichtigen. In Gesprächen mit DB Netz wurde angeregt, eine vertiefende Untersuchung zu beginnen“, betont der Ministeriumssprecher.