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Ganz moderne Buswartehäuschen Die ersten neuen Glaskästen für die Dörfer in der Einheitsgemeinde Zerbst: Vier neue Fahrgastunterstände im Umland installiert

Neue moderne Fahrgastunterstände haben in dieser Woche in einigen Dörfern Einzug gehalten. Sie lösen die alten maroden Holzwartehäuschen ab. Doch nicht alle Bürger sind davon angetan.

Von Petra Wiese 19.11.2021, 00:00
Gestern wurde der neue Fahrgastunterstand in Jütrichau aufgebaut.
Gestern wurde der neue Fahrgastunterstand in Jütrichau aufgebaut. Foto: Petra Wiese

Zerbst - Am Krankenhaus, in der Brüderstraße und in der Kupfergasse in Zerbst stehen sie nun schon eine Weile, die neuen Buswartehäuschen oder Fahrgastunterstände, wie sie heute bezeichnet werden. Nun ist es auch in den ersten Dörfern der Einheitsgemeinde soweit, dass solche neuen Fahrgastunterstände installiert wurden. Vier an der Zahl konnten in dieser Woche aufgebaut werden – in Polenzko, Bärenthoren, Nedlitz und gestern in Jütrichau. 

Erneuert werden jetzt die Objekte, die gleich nach der Wende errichtet wurden, so Bauamtsleiterin Heike Krüger. Zum Teil befanden sich die alten Holzunterstände in einem sehr schlechten Zustand. Holz ist eben besonders anfällig und wartungsintensiv. Wenn da nicht regelmäßig unterhalten wird, wachsen Schäden schnell an. Ein Grund, weshalb man auch von der Holzbauweise weg will und sich in der Stadt für die Metall-Glas-Variante entschieden hat, die überall die gleiche sein wird. 

Mit Tiefbau liegen die Kosten bei rund 25.000 Euro pro Fahrgastunterstand. Zwar sind die modernen „Glaskästen“ teurer in der Anschaffung, aber langlebiger und einfacher in der Unterhaltung. Über den Landkreis gibt es dafür eine 95-prozentige Förderung aus Landesmitteln. Manchmal ist auch kein Tiefbau nötig, wenn an den Standorten schon gute befestigte Stellflächen vorhanden sind. Wenn die Örtlichkeit es hergibt, wird auch gleich für Barrierefreiheit gesorgt, so Heike Krüger.

Gehrden und Lindau bekommen Buswartehäuschen im nächsten Jahr

In den vier genannten Orten, die jetzt an der Reihe waren, sind die notwendigen Tiefbauarbeiten im Vorfeld erfolgt. Dass es bis zum Aufstellen so lange dauerte, hat mit dem Hersteller zu tun. „Im Juni wurde der Auftrag erteilt“, informierte Dietmar Habelmann aus dem Tiefbauamt über die langen Lieferzeiten. „Die Unterstände werden auf Bedarf produziert“, erläuterte er. Im nächsten Jahr sollen dann Gehrden und Lindau neue Fahrgastunterstände bekommen. 2023 sind Leps, Eichholz und Kermen an der Reihe.

Dass Nedlitz einen neuen Fahrgastunterstand bekommt, das wäre nach Meinung von Markus Wilhelmy, der im Nedlitzer Ortschaftsrat sitzt, gar nicht nötig gewesen. Nicht nur, dass so ein Glaskasten nicht in das Ortsbild passe, hatte er der Bauamtsleiterin die nachbarschaftliche Meinung schon im August des vergangenen Jahres mitgeteilt, sondern auch um eine Reparatur gebeten. Alternativ bat er um die Erlaubnis, die Arbeiten selbst ausführen zu lassen. 

An dem alten Holzhaus in der Lindenallee/Kreuzung Schweinitzer Straße wäre nur eine kleinere Reparatur nötig gewesen, so Wilhelmy. Ein wenig war das Holz, das auf der Erde auflag, angefault und das Dach schadhaft. Nach seinem Brief an die Verwaltung sei die Fäulnisstelle am Dach abgedeckt worden, allerdings so, dass die Fäulnis weiter begünstigt wurde. Mit 200 Euro wäre für ihn die Reparatur erledigt gewesen, meint Markus Wilhelmy –  50 Euro Material, dazu Arbeitsleistung.

Bürger darf keine Reparatur an öffentlicher Einrichtung vornehmen

Mit einem befreundeten Dachdecker wäre das machbar gewesen. Die Stadt hätte es vielleicht 500 Euro gekostet, wenn sie die Reparatur veranlasst hätte, schätzt er. Bei regelmäßiger Pflege hätte das Häuschen dann noch eine Weile gehalten, ist Markus Wilhelmy überzeugt. Dagegen stehen nun die Tausende von Euro für den neuen Fahrgastunterstand. Was für eine Verschwendung, meint Wilhelmy.

Hier noch etwas zu retten, hätte auch einige tausend Euro gekostet, hält Heike Krüger dagegen. Dass der Bürger eine Reparatur selber vornehmen würde, war keine Option. „Das ist eine öffentliche Einrichtung, die von jedermann genutzt wird. Wir sind verpflichtet, die Verkehrssicherungspflicht herzustellen“, macht die Amtsleiterin deutlich. Im öffentlichen Bereich dürfen nur zugelassene Firmen Reparaturen durchführen. Würde der Bürger sonst dafür einstehen, wenn etwas passiert? 

Das alte Nedlitzer Häuschen – 20 Jahre dürfte es gestanden haben – wurde inzwischen abgerissen und der neue Fahrgastunterstand steht. An den modernen Look werden sich die Leute gewöhnen. Bis in allen Dörfern der Einheitsgemeinde überall die neuen Glaskästen Einzug gehalten haben, wird es noch eine Weile dauern. Immerhin gibt es in jedem Dorf mindestens eine, oft zwei und in größeren Orten sogar drei Bushaltestellen.