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Schwimmbad ist Filmkulisse für Drama während des Elbe-Hochwassers Die Flut im Bad von Quellendorf

15.07.2010, 04:21

Eine Produktionsgesellschaft dreht im alten Schwimmbecken von Quellendorf einen Spielfilm über ein Drama während des Elbe-Hochwassers. Die örtliche Feuerwehr ist für Regen und Strömung verantwortlich.

Quellendorf (ja/mz/wkl). Bis zum nächsten Dienstag könnte Quellendorf Klein-Hollywood heißen. Das alte Schwimmbad des Dorfes, das seit sechs Jahren aus finanziellen Gründen nicht mehr betrieben wird, ist bis dahin der Drehort für den Spielfilm "Die Flut – stilles Tal". Die UFA-Fernsehproduktion aus Potsdam verfilmt im Auftrag des MDR ein Drama zweier Familien. Es geht um einen Ost-West-Konflikt, der sich während des Elbe-Hochwassers 2002 abspielt. Während die "ruhigen" Szenen in Kemberg bei Wittenberg gedreht wurden, entstehen in Quellendorf spektakuläre Flutaufnahmen.

Fachleute empfahlen stillgelegtes Freibad

"Das Quellendorfer Schwimmbad wurde von Fachleuten empfohlen, die für die Drehort-Suche zuständig sind", sagte UFA-Produktionsleiter Henning Falk. "Es passt uns von seinen Ausmaßen her. Auch dass hier kein Badebetrieb mehr ist, ist gut: Wir wollen bei dieser Hitze keinen aus einem richtigen Schwimmbad vertreiben."

Unterdessen bereiteten sich die Mitwirkenden auf die Aufnahmen vor. Eine der Hauptrollen spielt übrigens neben Wolfgang Stumph, Robert Atzorn und Ulrike Krumbiegel die Freiwillige Feuerwehr von Quellendorf. Die Kameraden haben Regenwasser, Schlamm und Unrat aus dem Becken rausgeholt, um die Aufnahmen zu ermöglichen. Sie pumpten frisches Wasser hinein, das von den Filmleuten mit Lebensmittelfarbe bräunlich-gelb gefärbt wurde. Auch während der Aufnahmen selbst ist die Feuerwehr an allen Szenen beteiligt: mal lassen die Kameraden von einer hohen Arbeitsbühne aus einen starken Regen niederprasseln, mal erzeugen sie mit einer kräftigen Pumpe eine Strömung, in der allerlei Gegenstände treiben wie ein Pferdewagen, eine Bank mit Topfpflanzen und sonstige Utensilien.

"Es sieht genau so aus wie damals", sagt Ernst Hoffmann, bis vor kurzem Leiter der Quellendorfer Feuerwehr. Bei der Flut 2002 gehörte er in Aken der technischen Einsatzleitung an. "Wasser marsch!", ruft Hoffmann auf ein Zeichen der Produktionsleitung hin in sein Sprechgerät. Die "Dusche" an der Arbeitsbühne tritt in Aktion, ein starker Regen setzt ein. "Strömung!", ruft Hoffmann. Der Feuerwehrmann Lutz Goldmann wirft die Pumpe an, und das Treibgut bewegt sich auf das lädierte Haus zu, in dem sich die Hauptdarsteller befinden.

Ein weiblicher Hilferuf ist im lädierten Haus zu hören. Von der Flut überrascht, zeigt sich Robert Atzorn als der Wessi Konrad Huberty in der Tür, danach drängelt sich Wolfgang Stumph als der Ossi Thomas Stille durch und bleibt entsetzt stehen. Nun zeigen sich auch andere Familienmitglieder, und alle schauen stumm auf die zerstörerische Flut.

Die Szene ist zu Ende, doch der Regisseur Marcus Rosenmüller ist nicht zufrieden. "Wolfgang, wenn du raus rennst, wäre ein Blick nach unter nicht schlecht", sagt er. "Ruhe zum Drehen!", ruft ein Assistent. "Wasser marsch", befiehlt Ernst Hoffmann. "Hilfe!", ruft die weibliche Stimme. Stumph rennt heraus, schaut wie empfohlen nach unten. "Scheiße!", entfährt es dem Schauspieler. Alle anderen zeigen sich. Die Szene ist fertig.

Gewitter unterbrechen Dreharbeiten

"Ist es nicht schlimm, dass ich ,Scheiße!‘ sagte?" fragt Stumph den Regisseur. "Das Wort kam einfach aus mir heraus. Sollten wir es rausnehmen?" Rosenmüller hat nichts gegen dieses nicht im Drehbuch vorhandene Wort, und so bleibt es dabei.

An die 30 Quellendorfer beobachten aus einiger Entfernung das Geschehen und tauschen leise die Eindrücke aus. "Ich hätte nicht gedacht, dass jede Szene so oft wiederholt werden muss", sagt eine Frau. "Schade, dass das Bad damals geschlossen wurde", meint eine andere. "Jetzt müssen die Kinder bis nach Riesdorf zum Baden fahren."

Vom Westen her rücken Gewitterwolken heran. Bald gießt es auch ohne die Feuerwehr in Strömen, immer wieder blitzt und donnert es: Die Natur will wohl mitspielen. Zwar sieht es jetzt wirklich aus wie 2002, doch die Aufnahmen werden unterbrochen: zu viel Lärm durch Wind und Regen, zu gefährlich durch das Gewitter. Erst nach über zwei Stunden gehen die Dreharbeiten weiter. Am frühen Morgen ist alles, was für diese Nacht geplant war, im Kasten. Am Dienstag und Mittwoch ist Drehpause, bevor es heute weiter geht. Wann der Film gesendet wird, steht noch nicht fest.