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Koordinierungsstelle für Integration seit einem Jahr tätig Die Kompetenzen bündeln für ein gemeinsames Ziel

Von Judith Kadow 19.10.2010, 04:17

Seit etwas mehr als einem Jahr ist Astrid Werner die Integra-tionskoordinatorin des Land-kreises Anhalt-Bitterfeld. Ihre Aufgabe ist unter anderem die Bildung und Pflege eines Netz-werkes zur Integration von Migranten. Dabei gilt es, die vorhandenen Angebote der einzelnen Altkreise zu bündeln, abzustimmen, aber auch neue Projekte zu initiieren. Unterstellt ist ihre Position dem Sozialamt unter der Leitung von Martin Kriebisch.

Zerbst/Köthen. "Integration ist nicht erst seit einem Jahr ein Thema für uns", erklärt Sozialamtsleiter Martin Kriebisch zu Beginn des Gesprä-ches. Integration von Migranten sei schon so lange von Bedeutung, wie Asylbewerber und Spätaussiedler in den Altkreisen Zerbst, Köthen und Bitterfeld aufgenommen wurden.

"Viele sind nach zwei oder drei Jahren fest integriert"

Vor allem Spätaussiedler sind es in unserer Region, die auf Hilfe zur Integration angewiesen sind. Dabei steht für Kriebisch vor allem die sprachliche und berufliche Integra-tion im Vordergrund. "Der erste Anlauf ist meist, für die Migranten Arbeit zu finden", erzählt der Amtsleiter. Die sprachlichen Barrieren zu überwinden, der zweite. "Wenn ein Migrant in Arbeit ist und die Sprache gut beherrscht, ist die Integration eigentlich meist schon so weit fortgeschritten, dass er unsere Begleitung nicht mehr benötigt", spricht Kriebisch aus Erfahrung. Allerdings sei die Arbeitssuche in der Region oft nicht einfach.

Doch vergleichbar mit den "Integrationsproblemen" anderer Bundesländer sei die Situation im Landkreis Anhalt-Bitterfeld nicht. Die Anzahl der dem Landkreis zugewiesenen Migranten hat sich in den vergangenen Jahren stark reduziert. Und diese Migranten sind meist daran interessiert, sich hier schnell einzuleben. "Viele sind nach zwei oder drei Jahren fest integriert, leben noch hier oder sind schon weitergewandert. Aber es gibt natürlich auch diejenigen, die länger unsere Hilfe in Anspruch nehmen, zum Beispiel bei Behördengängen, Sprachkursen oder der Arbeitssuche."

In jedem der Altkreise haben sich durch die Aufnahme von Migranten und Asylbewerbern in den 90er-Jahren bis zur Kreisfusion ähnliche, aber nicht identische Strukturen entwickelt, Integration zu fördern und zu ermöglichen.

Wie also die Kompetenzen im neuen Landkreis bündeln, Doppelungen vermeiden und die Wege untereinander kurz halten? – Mit einem Netzwerk zur Integration von Migranten. "Ich habe Vereine, Verbände und Träger an einen Tisch geholt und auch Vertreter aus den Ämtern, die viel mit Migranten zu tun haben", erzählt Inte-grationskoordinatorin Astrid Werner, die vor Antritt dieser Stelle in der Vertriebenenbehörde im Landkreis Anhalt-Zerbst arbeitete. Die erste konstituierende Sitzung fand am 1. Dezember vergangenen Jahres statt. Darin wurde festgelegt, dass in den städtischen Zentren Zerbst, Köthen und Bitterfeld jeweils eine Arbeitsgruppe tätig wird. Dort arbeiten Akteure aus staatlichen und nichtstaatlichen Bereichen zusammen – von Sprachkursträgern über Betreuungseinrichtungen und Jugendmigrations- diensten bis zu Arbeitsverwal- tungen und Kirchen, die meist schon zuvor netzwerkartig in diesem Bereich tätig und miteinander verbunden waren. Doch Astrid Werner ist auch bemüht, neue Partner für ihre Arbeit zu finden. Erst jüngst hat sie Kontakt mit dem Katharina-Verein und der Polizei in Köthen aufgenommen, erste Gespräche geführt.

Etwa drei- bis viermal im Jahr kommen die Arbeitsgruppen zusammen, um sich untereinander auszutauschen und in den Bereichen Sprachen, Bildung, Erziehung, Beruf, gemeinschaftliches Leben und Kultur aktiv zusammenzuarbeiten. Die Sprecher und Stellvertreter der Arbeitsgruppen sind dabei gleichberechtigte Mitglieder in der Koordinierungsstelle.

Des Weiteren wurde vor einer Woche entschieden, eine erweiterte Arbeitsgruppe zu bilden. Sie soll bei landkreisweit wichtigen Integrationsfragen als Entscheidungsgremium fungieren. "Dabei war es uns ein großes Anliegen, die größeren Kommunen des Landkreises mit einzubeziehen", erklärt Werner. Schließlich ist die Mehrzahl der hier lebenden Migranten in den Städten Zerbst, Köthen und Bitterfeld zu Hause.

"Wir wollen hier nicht allein entscheiden"

Mit dieser erweiterten Koordinierungsgruppe soll zukünftig eine breite Entscheidungskompetenz geschaffen werden, deren wichtigste Aufgabe die Abgabe von Stellungnahmen sein wird, die vom Landesverwaltungsamt und anderen Fördermittelgebern aufgrund der Beantragung neuer Projekte abgefordert werden. "Wir wollen hier nicht allein entscheiden", macht Astrid Werner deutlich. Sie ist Schnittstelle für jene, die Hilfe brauchen, Hilfe geben wollen und die, die Hilfe geben können. Hier laufen die einzelnen Fäden zusammen – auch für Spätaussiedler, die selbst aktiv werden wollen. Astrid Werner ist nicht nur Ansprechpartnerin für Institutionen, Bildungsträger und Verbände. "Gerade die Menschen, die betroffen sind, wollen wir erreichen und mit einbeziehen", betont sie. Auch sie können und sollen mit Hilfe der Koordinationsstelle stärker in Erscheinung treten.

Astrid Werner ist in der Landkreisverwaltung Köthen unter Telefon (0 34 96) 60 13 04 erreichbar. Weitere Informationen finden sich auch auf der Homepage des Landkreises unter der Rubrik Verwaltung, Informationen aus den Ämtern.

www.anhalt-bitterfeld.de