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Auf den Tagebau-Gewässern laufen Untersuchungen über deren aktuellen Zustand und absehbare Entwicklung. Die Maräne ist im Bernsteinsee auf Volldiät

Von Christine Krüger 18.07.2011, 04:39

Holzweißig (mz). Ein Paradies für Fischer sind die Bitterfelder Tagebauseen in der Goitzsche nicht gerade. Das haben Mitarbeiter des Instituts für Binnenfischerei Potsdam herausgefunden. Sie waren jetzt auf den Gewässern und haben im Auftrag der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) den Fischbestand analysiert.

Der verändert sich, wie Susan Schiewe und Frank Weichler feststellen, die bereits vor einigen Jahren Gutachten erarbeitet haben. Ganz deutlich wird das bei der Maräne. 2002 wurde der Fisch in den Bernsteinsee eingesetzt. "Damals hat er sich sehr gut entwickelt", sagt Uwe Häfker, Förster der LMBV, "er wurde tonnenweise rausgeholt. Jetzt aber ist er mager und nicht mehr zu vermarkten." Das mache deutlich: Der See ist ärmer an Nährstoffen geworden. "Daher ist er zwar relativ klar, doch für den Fischer ist das eben schlecht", so Häfker. Zurückzuführen sein könnte das auf die Flut 2002, die damals viele Nährstoffe in die Goitzsche schwämmte. Jetzt, meint Häfker, entwickelt sich der See "dorthin, wo er hingehört". "Es ist ein junges Gewässer, und da ist mit den Bodenlebewesen, die Fischen als Nahrung dienen, noch nicht viel los", erklärt Frank Weichler, der von Beruf Fischer ist. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Hecht und Zander und andere Fischarten tummeln sich weiter munter in den Goitzsche-Fluten.

Veränderungen des Fischbestandes haben die Experten auch im Ludwigsee und im Holzweißiger Ost-See sowie im Zöckeritzer See festgestellt. Ganz gravierend stellt sich das im Ludwigsee dar. Schwammen hier vor sieben Jahren noch Meuten von Barsch, Plötze und Rotfeder, blieben die ausgelegten Netze jetzt so gut wie leer. Auch in diesem See hat sich der pH-Wert verändert, so dass das Angebot an Nährstoffen zurückging. "Naturschützerisch ist das sehr interessant und wertvoll, denn so etwas ist sehr selten", stellt Häfker fest. "Jeder unserer Tagebauseen unterliegt einer starken Dynamik. Die Situation kann in einigen Jahren schon wieder anders sein. Das ist Natur."

In einem Bottich auf ihrem Boot haben Susan Schiewe und Frank Weichler den Fang der vergangenen Nacht, den sie aus den Netzen im Holzweißiger Ost-See geholt haben, untergebracht: Plötze, Rotfeder, Barsch, Schleie, zwei kapitale Karpfen und andere Fische. Insgesamt sind ihnen acht Arten ins Netz gegangen. Die Tiere werden gewogen, vermessen. Von jedem Fisch werden einige Schuppen mitgenommen, die wiederum wichtige andere Details des Fischlebens preisgeben wie beispielsweise das Alter. Außerdem werden Proben von Wasser und Seeboden genommen. Sinn des Aufwandes auf den Seen ist es, deren Entwicklung zu überwachen. "Die LMBV hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Gewässer sich positiv entwickeln", so Häfker. Dazu gehört unter anderem, dass auch der richtige Fisch in den richtigen See gesetzt wird. Die Ausweisung als Angel- oder Fischereigewässer werden von den Gutachten des Instituts genau so beeinflusst wie Entscheidungen über die Höhe von Pacht- und Kaufpreisen. Das Institut für Binnenfischerei betreibt Fischereiforschung und berät Behörden, Unternehmen, Verbände.

In der Goitzsche sind sechs Seen in das Monitoring einbezogen. Bis Ende 2012 werden Susan Schiewe und Frank Weichler noch den Fischbestand im Paupitzscher, Neuhäuser und Seelhauser See untersuchen. "Wir sehen schon jetzt: Die Seen sind noch sehr unterschiedlich. Wir beobachten die Entwicklung weiter. In drei bis fünf Jahren werden wir nochmal ein Monitoring veranlassen. Und dann gucken, was wir aus den neuen Erkenntnissen ableiten können", so Häfker. Angeln jedenfalls ist in den meisten Goitzsche-Seen nach wie vor verboten.