Eisschicht Eine trügerische Idylle
Was zu Weihnachten nicht gelingen wollte, hat uns nun erwischt. Der Winter ist da. Was schön aussieht, kann aber gefährlich werden.
Zerbst l Gerade im ländlichen Bereich, wo viele Dörfer einen See oder zumindest einen Teich in unmittelbarer Nähe haben, beginnt nun eine gefährliche Zeit. Das Wasser gefriert und lädt zum Schlittschuhlaufen oder Rutschen ein. Doch besonders nach solch einer kurzen Zeit mit niedrigen Temperaturen wie jetzt ist das Eis längst noch nicht dick genug, um der Last eines Menschen standzuhalten.
Generell ist es verboten, öffentliche Gewässer zu betreten. Das schließt Eisflächen mit ein. Aber Hand aufs Herz, wer hat nicht schon einmal einen gefrorenen See betreten? Und genau darin liegt das Problem. „Vor allem bei Kindern ist es sehr gefährlich“, warnt Stadtwehrleiter Denis Barycza. „Sie sehen Eis und wollen rutschen. Aber man kann nie sicher sein, wie dick das Eis ist.“
Eine Faustregel dafür gibt es nicht. Derzeit halten Wasserflächen definitiv noch keine Schlittschuhläufer aus. Aber: „14 Tage Dauerfrost bei minus 10 Grad Celsius sollten es schon sein“, sagt Barycza.
Gewährleisten kann dann jedoch noch immer niemand die Sicherheit. Es könnten Zuflüsse vorhanden sein, die das Gefrieren bremsen oder verhindern. Fließende Gewässer sind demnach am gefährlichsten. Doch auch diese können eine trügerische Eisschicht bilden. Daher gilt, das Risiko des Betretens gar nicht erst einzugehen. „Eltern müssen diesbezüglich auch auf ihre Kinder einwirken“, mahnt der Stadtwehrleiter. Barycza empfiehlt, auf öffentliche Schlittschuhbahnen auszuweichen. „Diese hat jede größere Stadt.“
Besonders gefährlich ist übrigens das Betreten von Löschwasserteichen. Ihr behälterartiger Aufbau ist so, dass man kaum wieder heraus kommt. Ufer an natürlichen Seen sind dafür eher gemacht – was ihr Gefahrenpotenzial nicht senkt. „Deswegen sind Löschwasserteiche eingezäunt und werden kontrolliert“, erklärt der Stadtwehrleiter.
Wer sich doch dazu hinreißen lässt und einen gefrorenen See betritt, sollte dies auf gar keinen Fall allein tun. Es muss immer jemand dabei sein, der im Gefahrenfall reagieren kann. Und auch das muss korrekt ausgeführt werden. „Bei einem Einbruch auf gar keinen fall selbst in Gefahr bringen“, erhebt Denis Barycza den Zeigefinger. „Umgehend die 112 verständigen und versuchen, mit Hilfsmitteln zu helfen.“ Das könnten eine Leiter, ein Seil oder ein Stock sein – Hauptsache, man begibt sich nicht zu dicht an die Bruchstelle. Man riskiert sein Leben, wenn man den Helden spielen will. „Es bringt nichts, auch noch einzubrechen und ebenfalls ein Opfer zu werden.“ Das Gewicht muss so weit wie möglich großflächig verteilt werden. Im Stehen konzentriert sich das gesamte Körpergewicht auf wenig Fläche, im Liegen verteilt es sich.
Falls jemand aus eisigem Wasser gerettet wurde, ist es wichtig, die Person umgehend von den durchnässten Klamotten zu befreien und ihn mit Decken einzupacken. „Man muss langsam Wärme zuführen, sonst reagiert der Körper“, warnt der Stadtwehrleiter. Die Folge können riskante Kreislaufprobleme sein.
Die hiesigen Feuerwehren werden glücklicherweise selten zu Einsätzen gerufen, bei denen jemand im Eis eingebrochen ist. „Es kommt mal vor, dass wir einen festgefrorenen Schwan befreien müssen“, sagt Barycza, „aber dass Personen eingebrochen sind, daran kann ich mich nicht erinnern“. Wenn es nach dem Stadtwehrleiter geht, könne dies gern so bleiben. „Gott sei Dank sind die Leute in den vergangenen Jahren vorsichtiger geworden.“ Im Fall der Fälle stünde dann auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zur Seite, die in Zerbst stationiert ist.
Denis Barycza und seine Kameraden wollen niemanden aus dem eisigen Wasser befreien müssen. Das Einsatzbild der Feuerwehr ändert sich über den Winter. „Flächenbrände sind im Winter eher selten“, so der Stadtwehrleiter. Das macht die kühle Jahreszeit aber nicht sicherer. Denn glatte Straßen und Wege machen auch vor Feuerwehrmännern keinen Halt. „Der Weg zum Gerätehaus kann gefährlich sein.“ Der Stadtbauhof ist zwar bemüht, die Zugänge stets freizuhalten, aber kontrollieren lässt sich der Winter bekanntlich nicht.
Frieren müssen Feuerwehrleute übrigens nicht. Ihre Schutzkleidung hilft sowohl gegen Hitze als auch gegen Kälte. Nur wer nass wird, dem kann eisig werden. Löschwasser kann ebenfalls gefrieren, was bei Einsätzen zum Problem werden kann.
Auch die Fahrten zu einem Einsatzort sind nicht unproblematisch. „Man braucht länger, um mit den Maschinen anzukommen“, sagt Barycza. Einsatzfahrzeuge können schon mal 15 Tonnen auf die Waage bringen und müssen auf glatten Straßen erst einmal sicher bewegt werden. „Das fordert den Kameraden Leistungen ab. Im vergangenen Jahr gab es aber keine Vorfälle. Toi toi toi.“