Viele Besucher auf Station für Geburtshilfe im Zerbster Krankenhaus Emily stören die offenen Türen nicht
Höllische Schmerzen, viel Blut, ohnmächtig werdende Väter – diese Szenerie hat wohl jede werdende Mutter mindestens einmal vor Augen, wenn sie an die bevorstehende Geburt denkt. Dass es auch anders geht, zeigte der Tag der offenen Tür im Zerbster Krankenhaus. Alle Interessierten konnten sich am Mittwoch ein Bild von der Geburtenstation machen.
Zerbst. Durch die offene Tür kam Constanze Hartwig mit ihrer Tochter gerne. Schließlich erblickte die kleine Vivien in diesen Räumen am 24. August das Licht der Welt.
Jetzt steht Constanze Hartwig erneut in dem Kreißsaal, in dem sich ihr Leben komplett veränderte. "Die werdenden Mütter können sich aussuchen, ob sie im Bett, auf dem Hocker oder in der Wanne entbinden möchten", erklärt Hebamme Hannelore Kausche. "Was ist denn der Vorteil einer Wannengeburt?", fragt Rafaela Schünemann. Die Zerbsterin ist im siebten Monat schwanger und nutzt den Tag, um sich ein Bild zu machen. "Das warme Wasser entspannt, und es ist eine sehr schonende Variante, auf die Welt zu kommen. Wasser kennt das Baby ja aus dem Bauch der Mutti", erklärt die Hebamme. Egal für welche Variante man sich entscheidet, der Ablauf nach der Geburt bleibt etwa gleich. "Ganz wichtig ist die Kennenlernzeit", so Kausche. Darum findet die Erstversorgung des neuen Erdenbürgers im Kreißsaal statt. "Das war schön, so konnte ich zugucken, wie meine kleine Vivien gewogen und vermessen wurde", erinnert sich Constanze Hartwig. "Länge, Kopfumfang, Gewicht, Reifezeichen, bei der ersten Untersuchung schauen wir, ob alles dran ist", erklärt Hannelore Kausche.
Dann kommt das Baby wieder zur Mutti. Etwa zwei Stunden haben die Eltern im Kreißsaal ganz für sich und ihr neues Familienmitglied.
"Klingt gut", meint die werdende Mutter Rafaela Schünemann und geht durch den liebevoll gestalteten Flur. Unzählige Kinderfotos, Gipsbabybäuche und andere Erinnerungen hängen hier.
Hannelore Kausche zeigt ihr den Untersuchungsraum. Im Bettchen für die Intensivüberwachung schlummert die kleine Emily Sauermilch, die der Trubel am Tag der offenen Tür völlig kalt lässt. "Sie ist ein paar Wochen zu früh", sagt Hebamme Monika Hoffmann-Lucht. Deshalb liegt sie im Intensiv-überwachungsbett. Hier hat man ihre Werte genau im Blick, und die Kleine bekommt Sauerstoff. "Es scheint alles in Ordnung zu sein, bald kann sie ins normale Bettchen", verspricht die Hebamme der stolzen Oma Irmhild Sauermilch. "Meine Tochter Kristin liegt noch im OP, Emily kam ja erst vor einer Stunde auf die Welt. Der Papa ist gerade noch mal zum Auto, in der Aufregung hatten wir den Fotoapparat vergessen", erzählt die frischgebackene Oma glücklich.
Auch Bürgermeister Helmut Behrendt nutzt den Tag und ist beeindruckt. "Die Geburt meiner Tochter liegt schon fast 40 Jahre zurück. Besonders gefällt mir hier die gemütliche und warmherzige Atmosphäre, die die Schwestern schaffen. Alle Achtung!"
Auch vom Stillzimmer, den Aufenthaltsräumen und dem Elternzimmer können sich die Besucher ein Bild machen. Besonders gut kommt das Elternzimmer an. "In der ersten Nacht können sich die Muttis aussuchen, ob sie die Versorgung des Kindes schon selbst schaffen, oder ob wir das übernehmen sollen", erzählen die Hebammen. Auffällig ist das große Ehebett. "Wenn gewünscht, können so auch die Vatis hier übernachten."
"Eine Etage tiefer gibt es Vorträge über Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen sowie die schmerzarme Geburt", informiert Chefärztin Heike Fiukowski. "Das war alles sehr interessant", resümiert Rafaela Schünemann am Ende des Tages. Nicht nur sie hat heute viel dazu gelernt.