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Gedenken Bürgermeister und Zerbster erinnern an die Zerstörung der Stadt am 16. April 1945

Von Thomas Kirchner 16.04.2021, 11:19

Zerbst

Der 16. April 1945 war ein angenehmer Frühlingstag, als die US-Luftflotte gegen 10.20 Uhr beginnt, 116 Tonnen Spreng- und 90 Tonnen Brandbomben über Zerbst abzuwerfen. Dies geschieht in mehreren Wellen. Binnen kürzester Zeit wurde nahezu die gesamte Innenstadt mit ihren architektonischen und kulturellen Schätzen in Schutt und Asche gelegt. Zwischen 500 und 600 Menschen kamen in Häusern, Luftschutzkellern oder durch Schüsse von Artillerie und Tieffliegern ums Leben – mehr als 1400 Häuser wurden in Trümmer gelegt.

Jedes Jahr am 16. April beginnen gegen 10.20 Uhr die Kirchenglocken der Stadt zu läuten, dem Beginn der Bombardierung. „Das Gedenken der Opfer des 16. April 1945 hier in unserer Stadt, aber auch die Auslöschung von über 60 Millionen Menschen im zweiten Weltkrieg insgesamt muss und wird seinen Platz behalten. Es bleibt das Niederlegen eines Kranzes auf diesem Ehrenfriedhof, begleitet von einem stillen Innehalten“, erinnerte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) bei der gestrigen Gedenkstunde an Gräuel des Krieges.

Geplantes Gedenkonzert währed der Fasch-Festtage muss ausfallen

Gekommen waren neben Bürgern auch Vertreter des Stadtrates, der Kirche, der Stadtverwaltung und des gesellschaftlichen Lebens, unter ihnen Alt-Bürgermeister Helmut Behrendt, Landtagsmitglied Dietmar Krause (CDU) und Landratskandidat Andy Grabner (CDU). „Eigentlich sollte dieser besondere Tag nicht nur mit dieser Kranzniederlegung gewürdigt werden, sondern mit einem Gedenkkonzert im Rahmen der 16. Internationalen Fasch-Festtage“, erklärte Dittmann. Doch wie schon im vergangenen Jahr, sei auch das Jahr 2021 eines, das in Folge der Covid-19-Pandemie vieles anders werden ließe.

„Wir erinnern an jenen sonnigen Frühlingsmorgen vor 76 Jahren. Viele hundert Menschen verloren ihr Leben, Tausende erlitten Verletzungen und hatten nicht mal mehr ein Dach über den Kopf. Eine Stadt, deren Schönheit und reiche Geschichte über Generationen gepriesen wurde, war eine Trümmerwüste – war ein Grab“, sagte der Bürgermeister.

Erinnerunge an die Zerstörung von Zerbst bleiben lenbendig

Wir gedenken der vielen Opfer, die in jenen Tagen zu beklagen waren und die kaum eine Familie unversehrt lies. In diesem Jahr liegt dieses furchtbare Ereignis nun bereits 76 Jahre zurück. „Der Geschützdonner, der vom Truppenübungsplatz Altengrabow in dieser Woche über unsere Stadt scholl, hat bei denen, die den 16. April miterlebten, wohl sehr widersprüchliche Gefühle ausgelöst. Auch nach 76 Jahren können diese Erinnerungen nicht ausblendet werden“, so der Rathauschef.

Dittmann: „Wir, die wir viel später geboren wurden, können uns nicht vorstellen, was es bedeutet, nicht zu wissen, ob und was es am nächsten Tag zu Essen geben wird, wie der nächste Regentag überstanden werden soll, wenn es weder eine Wand noch ein Dach über dem Kopf gibt. Jede noch so gut recherchierte Dokumentation kann aber nicht die Augen, den Gesichtsausdruck, das Zittern in der Stimme der Menschen ersetzen, die all das Schreckliche erlebten und uns schildern können.“

Gedanken und Gebete auch für heutige Opfer von Kriegen, Terror und Gewalt

Wer sich mit den Berichten über die Tage im April 45 beschäftige, über die schwere Zeit des Neuanfangs, wer sich darauf einlässt, was die Vertriebenen aus Ostpreußen, Schlesien oder dem Sudetenland erlebt haben, als sie heimatlos hier Zuflucht suchten, sei gut beraten, auch darüber nachzudenken, in welcher Relation das zu dem steht, was wir derzeit erleben, spannt er den Bogen in die Gegenwart.

„Wir empfinden den Verzicht auf soziale Kontakte, auf unbeschwertes Freizeitverhalten, Urlaub, Kultur und Sport als Zumutung. Wie viel schwerer muss das Leben damals gewesen sein? Und vor allem, was machen die Menschen durch, die nicht nur der Corona-Pandemie trotzen müssen, sondern auch heute Krieg und Terror erleiden müssen oder in Flüchtlingslagern hausen, ohne wirkliche Hoffnung. Schließen wir auch die Menschen, die gegenwärtig um ihre Existenz, ihre Gesundheit und um ihr Leben fürchten müssen, in unsere Gedanken und Gebete mit ein“, betonte Andreas Dittmann abschließend.