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Erkundung Auf Du und Du mit der Natur

Die Steutzer Hortkinder nutzen die Ferien für Entdeckungen. In der Natur rund um Steutz bieten sich dazu auch jede Menge Möglichkeiten.

Von Mario Heinicke 26.05.2020, 06:00

Steutz (pwi/mhe) l Den ersten Ferientag nutzten die Kinder der Notbetreuungsgruppe des Steutzer Horts für eine Entdeckungstour rund um den Pfaffensee in Steckby. Mit dabei war Naturschützer Ernst Paul Dörfler. Die Kinder kennen ihn bereits und freuten sich, als der engagierte Elbeliebhaber angeradelt kam.

Sofort ging es los, und sämtliche Entdeckungen wurden kundgetan. Die Kinder fanden Reste einer Fledermaus, einen Schnabel eines Jungvogels und die Fallen der Ameisenlöwen. Unscheinbar bauen diese Käfer eine Falle, um andere kleine Insekten in einen Trichter zu locken und sie dann auszusaugen.

Natürlich meldeten sich auch allerhand lebende Tiere, wie der Seefrosch, der Zwergtaucher und die Nachtigall. Der Zwergtaucher brütet gerade im Schilf, lernten die wissbegierigen Hortkinder. Zu sehen bekamen sie ihn leider nicht. Aber dafür zeigte sich der Drosselrohrsänger, der zum Brüten das frisch gewachsene Schilf am Teich benötigt. Svea Kabelmann aus der 1. Klasse blieb geduldig mit dem Fernglas stehen und wurde belohnt. Es schien, als hätte dieser Vogel sich extra für sie aus dem Versteck gewagt. Aber auch die Rauchschwalben kamen zum Insektenjagen am See vorbei und zeigten sich genau wie das Blesshuhn, welches man zuverlässig an fast jedem See antrifft.

Ernst Paul Dörfler hatte auch etwas im Gepäck für die Kinder – zwei Nester. Die Kinder untersuchten sie. Moos, kleine feine Äste, Flechten – wessen Nest konnte das wohl sein? Dörfler gab einen Tipp, dass es das Nest des hier am häufigsten vorkommenden Vogels sei – des Buchfinken. Das andere Nest sah aus, als wäre es auf Schafwolle gebettet. Aber falsch, es ist die Wolle der Pappel, die auch am Pfaffensee steht, und mühselig gebaut hat es der Girlitz, ein kleiner Fink. Am Ende der Enteckungstour gab es noch ein kleines Fotorätsel. Nach der Vogelzählung wussten die Kinder noch gut Bescheid und rieten um die Wette.

Den zweiten Ferientag verbrachten die Kinder an der Elbe, sammelten und kosteten Wildkräuter. Dass Naturausflüge in der Kindheit von besonderer Bedeutung sind, weiß man seit den ersten Studien, die im Rahmen der Umweltbildung gemacht wurden. Nicht mehr viele Kinder suchen heute noch die Natur als Spielplatz auf. Mit Folgen: Baumarten werden nicht mehr erkannt und durch die Verniedlichung in Filmen entsteht das sogenannte Bambi-Syndrom, welches Wildtiere wie Kuscheltiere erscheinen lässt.

Das Credo des Steutzer Hortes: Es ist nicht wichtig und auch nicht nötig, eine vollgepackte Wissensführung mit Kindern zu machen. Viel mehr komme es darauf an, die Kinder so oft wie möglich in der Natur spielen zu lassen und ihnen damit den Zu- gang zu ihr zu gewähren. Aufenthalte in der Natur sorgen für ein lebenslanges Naturbewusstsein. Was man liebt, schütze man auch. Mit der Beziehung zur Natur komme der Forschergeist durch, dann geht es an die Wissensvermittlung. Fragen werden gestellt, Pflanzen und Käfer im Buch gesucht und jede kleine Besonderheit wird aus Neugierde unter- sucht.