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Erntekrone Wie aus losem Getreide eine Krone wird

Im Kornmuseum Nutha ist Getreidezeit. Die Vorbereitungen zum Binden der Erntekrone sind in Gange.

Von Petra Wiese 07.07.2020, 06:00

Nutha l Seit 14 Tagen wird im Kornmuseum Nutha wieder fleißig Getreide geputzt. Ganz planmäßig war Mitte, Ende Juni die Gerste soweit. Bei Güterglück konnten die Nuthaer ernten. Entsprechend begannen darauffolgend die täglichen Treffen von Montag bis Donnerstag. Zum Glück gibt es einige Helfer, die das Erntekronenteam jedes Jahr beim Putzen unterstützen. Die Ähren werden dann gebündelt und aufgehängt. Dabei ist es wichtig, dass immer gleich große Ähren zusammen gebunden werden. Bei den Nuthaern bilden fünf Ähren ein Bund. Das handhaben andere Gruppen durchaus anders.

Sogar 20 Ähren haben die Groß Rosenburger als Bündel zusammengefasst. Ob das gut geht? Die Frauen müssen jedoch erst einmal Erfahrungen sammeln. Der Pfarrer hatte die Gruppe gefragt, ob sie eine Erntekrone binden würde. Die Frauen nahmen die Herausforderung an. Acht Köpfe zählt die Truppe, die sonst Kränze und Girlanden für Hochzeiten und Jubiläen im Ort bindet. Von daher bringen sie durchaus schon einiges an Binde-Erfahrung mit. „Aber nur mit Buchsbaum“, so Diana Miczka, die früher in Nutha gewohnt hat und den Kontakt herstellte.

Vier der Frauen waren am vergangenen Sonnabend nämlich nach Nutha geradelt, um sich im Kornmuseum von den Profis ein paar Tipps für ihr Unternehmen Erntekrone geben zu lassen. Roswitha Schrödter konnte den Gästen an Hand der Dokumentationen der vergangenen Jahre einiges erzählen. An einem kleineren Kronengestell wurden dann auch die Handgriffe erklärt und was es zu beachten gibt.

Die Gäste erkannten schnell, dass eine Erntekrone nicht eben mal so schnell gebunden ist. Dennoch konnte sie die Lehrstunde nicht abschrecken. „Ein bisschen verrückt sind wir auch“, sagte Diana Miczka. Und wenn die erste gelingt, wolle man sehen, ob die Tradition in Groß Rosenburg wieder auflebt. Vor einiger Zeit gab es schon Erntekronenbinderinnen, aber das war noch eine andere Generation.

Die Erntekrone soll am 4. Oktober zum Erntedankfest auf die Burg in Klein Rosenburg auf dem Erntewagen gefahren werden. Danach wird sie die Kirche von Groß Rosenburg zieren. Ganz andere Ausmaße als die Nuthaer soll die Krone haben. Da passt es dann vielleicht doch wieder mit den 20 Ähren im Bündchen.

Von einer wettbewerbsfähigen Krone werde man weit entfernt sein, sind die Groß Rosenburger überzeugt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. „Wir haben auch so angefangen“, erzählte Roswitha Schrödter. Bei den Buhlendorfern schaute man sich einiges ab. So geben die Nuthaer heute ihre Erfahrungen gerne weiter. Nur so kann die Tradition des Erntekronenbindens an künftige Generationen weiter gegeben werden.

Für das Nuthaer Erntekronenteam wird es in diesem Jahr die 23. Wettbewerbskrone sein, die entstehen soll. Wie der diesjährige Wettbewerb genau durchgeführt wird, steht noch nicht so ganz fest, schließlich ist das Landeserntedankfest in diesem Jahr abgesagt.

„Wir planen einen digitalen Wettbewerb“, ließ die Geschäftsführerin vom LandFrauenverband Sachsen-Anhalt, Jeannine Gregoraschuk, wissen. Sie hofft, damit eine breite Masse erreichen zu können. Die Kronen verbleiben, wo sie sind, und müssen nicht transportiert werden. Es sollen einheitliche Fotos entstehen, die werden dann veröffentlicht und eine Abstimmung erfolgt.

Die technische Umsetzung sei im Moment noch offen. Zum Gottesdienst am 20. September wird außerdem eine Erntekrone im Magdeburger Dom hochgezogen. Ursprünglich sei da auch eine Ausstellung vorgesehen gewesen. Wer möchte, könnte dort seine Krone präsentieren, so Jeannine Gregoraschuk.

Im vergangenen Jahr war die Nuthaer Erntekrone in Magdeburg zum wiederholten Male zum Publikumsliebling gekürt worden. Im Ergebnis der Jurybewertung bekam Nutha den zweiten Preis.

Die Rosenburger waren am Sonnabend nicht die einzigen, die sich Anregungen in Nutha holen wollten. So hatte sich Gundel Schayka aus Steutz auf den Weg gemacht. Auch sie möchte in diesem Jahr eine Erntekrone binden. Vielleicht kommt die dann in die Schauschmiede oder in die Steutzer Kirche.

Die Veranstaltung rund um die Erntekrone war die erste nach der Corona-Pause. Am kommenden Sonnabend sollte das Kornmuseum eigentlich im Rahmen des Dorffestes geöffnet sein, aber das ist abgesagt. Was aus dem Tag des offenen Denkmals wird, bleibt abzuwarten. Die Kornmäuse hoffen, dann auf jeden Fall im Oktober planmäßig weiter machen zu können.

Ausgefallene Veranstaltungen jetzt nachzuholen, bietet sich nicht an, denn in der Aktivwerkstatt ist derzeit alles mit Getreide blockiert. Was ausfallen musste, machen wir dann nächstes Jahr, so Birgit Herrmann. „Wir freuen uns, wenn unsere Stammbesucher gut über die Zeit gekommen sind und bald wieder vorbei schauen“, sagte sie.