Lukas Langhoff inszeniert "Der Turm" am Anhaltischen Theater / Morgen ist Premiere "Erzählen nicht einfach den Roman nach"
Am Anhaltischen Theater Dessau hat morgen "Der Turm" Premiere. Lukas Langhoff inszeniert des Schauspiel nach dem Bestseller von Uwe Tellkamp.
Dessau-Roßlau l Eine originale MiG-19, natürlich "abgegerüstet", dominiert das Bühnenbild im Schauspiel "Der Turm". Es ist die von Jens Gross und Armin Petras geschaffene Bühnenbearbeitung des 2008 erschienenen Bestsellerromans von Uwe Tellkamp. Die Premiere findet am Sonnabend, dem 4. Februar, um 19 Uhr im großen Haus des Anhaltischen Theaters Dessau statt.
Regisseur ist Lukas Langhoff. Ein Name mit großem Bekanntheitsgrad?! Ja, Vater Thomas Langhoff ist, Großvater Wolfgang Langhoff waren sehr berühmte Regisseure. Und Bruder Thomas ist Schauspieler.
Dennoch stand für den 1964 in Berlin geborenen Lukas Langhoff (zunächst) fest: "Ich will nicht zum Theater!" Weil es ein familienfeindlicher Beruf sei, so seine damalige Begründung.
Theater habe ihn einfach nicht interessiert. Dort hat er nur Theatertischler gelernt, "weil man einen Beruf haben muss". Die Arbeit hat ihn jedoch letztendlich nicht befriedigt.
"Nicht machen, was man will, sondern was gerade kommt."
Umso mehr hat ihn Musik interessiert. Er hat neu gelernt: Tontechniker. Hat Bands live betreut, unter anderem Petra Zieger oder "City". Es war zwar eine "Knochenarbeit", aber mit viel Spaß, erlebnisreich und relativ eigenständig im "System DDR" - schon ein bisschen "alternative Lebensform", wie sich Thomas Langhoff erinnert. Sein Mitte der 80er Jahre immer mehr reifender Wunsch, die DDR zu verlassen, scheiterte. Das sei aber eine andere Geschichte.
Eine seiner Lebensmaximen hieß damals und ist auch noch heute: "Nicht unbedingt machen, was man will, sondern, was gerade kommt, was man kann".
Da war sein groß aufgezogenes Siebdruck-T-Shirt-Geschäft fast eine "Gelddruckaktion". Die aber durch die doch überraschende Wende und das in deren Folge wegbrechende Weihnachtsgeschäft 1989 auf Ost-Berliner Märkten zum persönlichen Ruin führte.
Was nun tun? Ein über die Familie bekannter Schauspieler vermittelte eine Hospitation am Theater. "Das war katastrophal. Ein respektloser Umgang untereinander, gedemütigte Schauspieler. So etwas gab und gibt es in der Musikszene nicht", noch immer spürt man Langhoffs Erregung.
Dieses Verhältnis zum Theater ändert sich erst, als er die Chance nutzte, an der Berliner Volksbühne von 1992 bis 1994, vorwiegend bei Frank Castdorf, auch Johann Kresnik und Christoph Schlingensief, zu assistieren. Castorf sei für ihn "absoluter Theaterheld, er hat mich Theater erleben lassen".
1996 begann Lukas Langhoff, als freier Regisseur zu arbeiten, unter anderem in Berlin, Leipzig, Göttingen, Bremen, Magdeburg, Hannover, auch in Potsdam. "Vor etwa einem Jahr bot mir Niklas Ritter, Leitender Regisseur Schauspiel am Anhaltischen Theater Dessau, diese Inszenierung an."
Im Roman beleuchtet Tellkamp das Leben im von "Bildungsbürgern" bewohnten Villenviertel Dresdens in den letzten sieben Jahren der Deutschen Demokratischen Republik bis zum Mauerfall. Im deren Mittelpunkt steht die Familie Hoffmann (Vater Richard, Sohn Christian, Onkel Meno) mit ihren Beziehungen untereinander und der sie umgebenden Umwelt, zwischen gesellschaftlichem Rückzug und Anpassung, zwischen Resignation, Sehnsüchten und Realitäten.
"Wir können und werden nicht den Roman nacherzählen. Wir möchten untersuchen und hinterfragen, wie sich diese oder jene Entwicklung ergeben hat", umreißt Lukas Langhoff die Grundidee der Umsetzung am Anhaltischen Theater.
Das Verhältnis von Masse und Individuum, das Wie der Manipulation und der Vereinnahmung, das Brechen von Persönlichkeiten oder das Thema, warum ist der Osten anders, warum ist es so wie es ist - Fragen und Ansätze, auf die die Inszenierung versucht, Antworten anzubieten, zum Nachdenken anzuregen.
An der Seite von Lukas Langhoff wirken als Dramaturg Holger Kuhla sowie der Bühnen- und Kostümbildner Justus Saretz mit.
Die Rollen werden von Anne Lebinsky, Katja Sieder, Susanne Hessel, Stephan Korves, Gerald Fiedler, Patrick Rupar, Sebastian Müller-Stahl, Jan Kersjes und Simon Brusis gespielt.