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Feuerwehr Es fehlen 173 Einsatzkräfte

Der Stadtwehrleiter zieht auf der Jahreshauptversammlung des Stadtfeuerwehrverbandes Zerbst Bilanz.

Von Thomas Kirchner 17.04.2018, 01:01

Zerbst l Noch vor Beginn der Jahreshauptversammlung des Stadtfeuerwehrverbandes der Einheitsgemeinde Zerbst hatten Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) und Thomas Sanftenberg, Sachgebietsleiter Brandschutz in der Stadtverwaltung eine erfreuliche Aufgabe zu erfüllen.

Sie haben die ersten zwei von insgesamt fünf nagelneuen Mannschaftstransportfahrzeugen (MTF) an die Ortswehrleiter Steffen Schneider, Zerbst und Denis Hofmann, Deetz-Badewitz übergeben.

Die restlichen drei MTF werden in den nächsten Tagen ausgeliefert und gehen nach Lindau, Nutha und Garitz.

Vom eigentlichen Problem konnte das nur kurz ablenken: Die Einheitsgemeinde Zerbst verfügte 2017 über 25 Ortswehren mit insgesamt 782 Mitgliedern, davon 478 in der Einsatzabteilung, 2012 waren es 920/582.

„Die Sollstärke beträgt allerdings 651 Kameraden, es fehlen also 173 Kameraden“, rechnete Denis Barycza, Stadtwehrleiter der Einheitsgemeinde Zerbst, bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend vor.

Die Situation in vielen Ortsfeuerwehren der Einheitsgemeinde werde sich in den kommenden Jahren deutlich verschärfen. „Wenn die Tageseinsatzbereitschaft und die Mitgliederzahlen unserer Freiwilligen Feuerwehren weiter sinken, wird zukünftig die Gefahrenabwehr im gesamten Stadtgebiet durch ehrenamtliche Einsatzkräfte in der tageskritischen Zeit nur sehr schwer abzusichern sein“, warnte der Stadtwehrleiter.

Es müssten dringend Konzepte zum Thema „Rettet die Feuerwehr“, also zur Mitgliedergewinnung erarbeitet werden. „Die Feuerwehr muss koordiniert, beispielsweise mit einer Arbeitsgemeinschaft ,Feuerwehr‘ in allen Kitas und Schulen tätig werden, und zwar in allen immerhin 17 Kitas und 8 Schulen des Stadtgebietes“, schlug Barycza vor.

Die ehrenamtlichen Kräfte sollten dringend entlastet werden. „So gehören unter anderem die Überprüfung der über 110 Löschbrunnen, die Beseitigung von Ölspuren oder Sturmschäden auf Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen nicht unbedingt zu den Aufgaben der Freiwilligen Wehren“, so der Stadtwehrleiter.

Um neue Mitglieder zu gewinnen, müsse man dringend mehr Anreize für die aktiven Mitglieder, wie eine Feuerwehrrente, Rabatte bei den Kitagebühren oder ähnliche Vergünstigungen schaffen, so Barycza.

Um auch in Zukunft die Sicherheit aller Bürger der Einheitsgemeinde bei Bränden- und Hilfeleistungen zu gewährleisten, brauche man eine sehr enge Zusammenarbeit von Politik und Feuerwehr.

„Ich werde deshalb den Fraktionen des Zerbster Stadtrates die Bildung eines zeitweilig beratenden Ausschuss „Feuerwehr“ vorschlagen, der für den Stadtrat tätig sein kann“, kündigte Barycza an, „Denn: Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“, zitiert Barycza den französischen Dramatiker Molière.

„Die Ortsfeuerwehren der Stadt Zerbst verzeichneten im vergangenen Jahr insgesamt 383 Einsätze (2016 waren es 475)“, so der Stadtwehrleiter. Davon waren 25 Einsätze mit auslaufenden Flüssigkeiten, 102 Mal Alarm durch Brandmeldeanlagen, 21 Einsätze mit Personen in Notlagen, 108 Unwettereinsätze und neun Großbrände gewesen.

Bürgermeister Andreas Dittmann reagierte gleich am Abend auf die Anregung von Barycza, einen beratenden Ausschuss „Feuerwehr“ einzurichten: „Wir haben eine Struktur dafür. Der Haupt- und Finanzausschuss ist zuständig für die Feuerwehr“.Wenn ein zeitweilig beratender Ausschuss gebildet werde, würde dieser wahrscheinlich mit den gleichen Leuten besetzt werden.

„Interessanterweise ist ja bei beratenden Ausschüssen der Bürgermeister der Vorsitzende“, erklärt Dittmann. Man müsse sehen, wie die Fraktionen im Stadtrat auf den Vorschlag reagieren.

„Ich vermute sie werden dem zustimmen. Die Argumentation sehe ich hier genauso wie beim Schloss“, so der Rathauschef. Ein gesonderter Ausschuss biete natürlich die Chance, sich intensiv um ein Thema zu kümmern.

Dittmann sicherte auch weiterhin die Unterstützung der Verwaltung zu. „Was wir für Geld kaufen können, kaufen wir“, so Dittmann. Doch auch das modernste Feuerwehrauto sei eben nur ein Haufen Blech, wenn es keine Mannschaft gebe, die es mit Leben erfüllt, gab er zu bedenken.