Historisches Heimatfoto zeigt eines der erhaltenen Gebäude der Wilhelminischen Kaserne Garnison verwandelt sich in schmuckes Wohnquartier
Zerbst l "Das ist die Wilhelminische Kaserne. Ich wohne hier. Es ist sehr schön und ruhig", löst Ingrid Kittel das Heimatfotorätsel am Donnerstag sofort. Auch Lisbeth Straube erkennt das historische Zerbster Motiv sofort, als sie die Zeitung aufschlägt. "Ich fahre da immer vorbei", begründet sie. "Die Kaserne wurde im Kaiserreich gebaut", erzählt die Deetzerin, die gleich noch etwas zu der abgebildeten Szene nachforschte.
"Ich wohne hier."
Ingrid Kittel
Ihrer Recherche nach müsste es sich um die 900-jährige Jubiläumsfeier der Stadt gehandelt haben, bemerkt sie mit Blick auf die 1907 eingefangene Aufnahme, die Kinder und Erwachsene in schmucker Festtagskleidung zeigt. Während des Zweiten Weltkrieges seien in der Garnison deutsche Soldaten untergebracht gewesen, erklärt Annemarie Gründer, die nach 1945 gleich nebenan gewohnt hat.
"Ich glaube, mein Uropa hat da früher mitgebaut", meldet sich Helmut Morbach aus Güterglück zu Wort. Zwischen 1905 und 1907 ist die Kaserne errichtet worden, mit der Klaus-Peter Heringshausen ganz besondere Erinnerungen verbindet. "Unser Spielplatz war der Kasernenhof", erzählt der alteingesessene Zerbster, dass er die ersten sieben Jahre seines Lebens dort verbracht hat. Denn sein Vater hatte auf dem Gelände eine Dienstwohnung. Als kurz vor Kriegsende 1945 alliierte Angriffe drohten, seien sie wie alle anderen aufgefordert gewesen, die Stadt zu verlassen. Gemeinsam mit Bruder und Mutter machte er sich auf den Weg nach Strinum, wo ein Keller ihre vorübergehende Bleibe wurde.
"Alles war geplündert".
Klaus-Peter Heringshausen
Als sie dann schließlich nach Hause zurückkehrten, fanden sie in ihrer Wohnung einzig die blanken Möbel vor. "Alles war geplündert", berichtet Klaus-Peter Heringshausen. Sogar von ihrem Spielzeug fehlte jede Spur. Vor allem aber: "Als wir kamen, hantierten noch Leute drin herum", wird er nie vergessen, wie die Frau zu seiner Mutter sagte: "Hier können sie bestimmt noch was holen."
Gundula Beckmann identifizierte das Backsteingebäude der einstigen Garnison ebenfalls. Während ihrer Kindheit waren dort sowjetische Truppen stationiert, entsinnt sie sich der 1992 abgezogenen russischen Armee. Inzwischen ist die frühere Kaserne zu ihrem Heim geworden. "Wir wohnen da seit drei Jahren drin", verrät sie. Denn zwischen 1998 und 2003 erfolgte die Sanierung und Neugestaltung des geschichtsträchtigen Geländes, das in Dokumenten als Gneisenaukaserne, aber auch Scharnhorstkaserne auftaucht. Seither finden sich auf dem Wilhelminischen Hof Miet- und Eigentumswohnungen.
Allerdings assoziiert nicht jeder mit dem Schwarz-Weiß-Foto gleich ein Gebäude der ursprünglich militärischen Anlage. Mancher tippt da beispielsweise auf das alte Krankenhaus.
Unter allen Anrufern hat die Volksstimme wieder einen kleinen Sachpreis verlost. Über einen hochwertigen Kugelschreiber darf sich Klaus-Peter Heringshausen freuen. Er kann sich seinen Gewinn ab Montag in der Zerbster Lokalredaktion auf der Alten Brücke 45 abholen.
Am kommenden Donnerstag wartet dann das nächste Heimatfoto darauf, gelöst zu werden.