Dobritzer Schützenverein feiert sein 20-jähriges Bestehen Gleichgesinnte betreten erfolgreich Neuland
Der Schützenverein (SV) Dobritz besteht mittlerweile seit zwei Jahrzehnten. Zehn Frauen und Männer hoben ihn 1991 aus der Taufe. Rasch wuchs die Zahl der Mitglieder an. Aktuell liegt sie bei 43. Auch sonst brachte die Zeit einige Veränderungen. Ein Wurfscheibenstand, das Vereinshaus und die Kugelschießanlage entstanden. Außerdem betrat das "Erste Herzöglich Anhaltische Artillerieregiment" eindrucksvoll in historischen Uniformen mitsamt Kanone die Bühne.
Dobritz. Der 5. Juli 1991 gilt als Geburtsstunde des Dobritzer Schützenvereins. An diesem Tag erfolgte der Eintrag ins Amtsregister, berichtet Udo Schmidt. Mit ihm fing damals alles irgendwie an. Ehemalige Schüler sprachen ihren einstigen Lehrer an, ob man nicht einen Schützenverein gründen könnte. "Im Osten war das völliges Neuland", erinnert er sich, dass dies nicht einfach gewesen ist. Rat holte er sich bei Elard Schmidt. "Ich bin damals noch für Vereine und Waffenwesen bei der Polizei zuständig gewesen", blickt der Leiter des Zerbster Revierkommissariats zurück. So hoben sie schließlich zu Zehnt den "Schützenverein Dobritz 1991 e.V." aus der Taufe.
Rasch schnellte die Anzahl der Mitstreiter nach oben. "Wir sind immer um die 40 gewesen", bemerkt Elard Schmidt. Aktuell sind es genau 43 Mitglieder im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die der Schießsport verbindet. Sie kommen nicht nur aus Dobritz, sondern ebenfalls aus Reuden, Zerbst und Thießen sowie weiteren umliegenden Orten. Auch die beiden Ehrenmitglieder erwähnt Udo Schmidt, der dem Verein seit Anfang an als Vorsitzender vorsteht. Elard Schmidt ist sein Stellvertreter.
"Die ersten Jahre waren die schrecklichsten", schildert Udo Schmidt, wie sie nach Dessau, Dalchau, Zerbst und Schweinitz gefahren sind, weil sie keinen Schießstand hatten. Schnell reifte da der Gedanke, sich einen eigenen zu errichten. Gesagt, getan. Kaum war der Wurfscheibenstand oberhalb von Straguth 1994 eingeweiht, "entstand die Idee, einen größeren Schießstand zu bauen, wo man mit der Kugel schießen kann", entsinnt er sich.
Das passende Gelände wurde über zwei Vereinsmitglieder im Wiesenweg vor Dobritz gefunden. "Es gehörte ihren Eltern", erzählt Udo Schmidt von der Enteignung nach 1945 und der Rückübertragung nach der Wende. Zwischendurch "waren die Russen hier". Den Flachbau, den sie hinterlassen hatten, verwandelten die Schützenfreunde in unzähligen Arbeitsstunden nach und nach in ein ansehnliches Domizil mit Satteldach. 2006 fand die Einweihung statt. Zuvor konnte bereits der ebenfalls in Eigenleistung gebaute Kugelschießstand in Betrieb genommen werden. Wer auf dem eingezäunten Areal allerdings Waffen vermutet, liegt falsch. Die bewahrt jedes Mitglied daheim auf.
Prinz Eduard von Anhalt macht seine Aufwartung
Herausgeholt werden sie unter anderem zu Wettkämpfen. Neben der recht erfolgreichen Teilnahme an Kreismeisterschaften richten die Dobritzer auch selbst Meisterschaften aus. Alljährlich küren sie ihren Schützenkönig - als erster wurde 1993 Ronald Rösler gekrönt. Dann gibt es den Pokal der Könige und Vereinsmeisterschaften "in allen möglichen Disziplinen". Zudem wird in jedem Jahr neben der geselligen Weihnachtsfeier und dem Silvesterschießen ebenfalls ein Schießen für die Frauen der Vereinsmitglieder samt Kaffee und Kuchen sowie gemeinsamen Grillen durchgeführt. "Das ist eine Dankeschön-Veranstaltung der Männer, weil wir so oft weg sind", beschreibt Elard Schmidt, wie das Jahr stets mit unterschiedlichsten Veranstaltungen ausgebucht ist. Da treten sie zum Salutschießen an, führen Schießwettbewerbe durch oder überraschen Jubilare.
Er selbst schlüpft regelmäßig in eine historische Uniform und wird zum Ehrengeneral des "Ersten Herzöglich Anhaltischen Artillerieregiments", das 2006 als solches offiziell von Prinz Eduard von Anhalt legitimiert wurde und momentan acht Mitglieder umfasst. Gemeinsam sind sie nicht nur auf verschiedenen Festen präsent und nehmen die Besucher mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Seit fünf Jahren organisieren sie in Dobritz zudem die Deutschen Meisterschaften im Vorderladerkanonenschießen und haben bereits selbst den Titel geholt.
Die erste Kanone - ein Nachbau aus der Zeit der Befreiungskriege - konnte übrigens 2001 der Öffentlichkeit präsentiert werden. Anlass war der zehnte Geburtstag des Vereins. Nun steht das 20-jährige Jubiläum an, das die Schützenfreunde nächstes Wochenende angemessen begehen. Den Rahmen bildet das traditionelle Schützen- und Backofenfest, das vom 24. bis 26. Juni seine nunmehr 14. Auflage erlebt und zu dem der SV Dobritz gemeinsam mit dem örtlichen Heimatverein einlädt. Dann wird auch noch ein zweites Jubiläum gefeiert: das 110-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Dobritz - das allerdings ist eine andere Geschichte.