Brandschutzmängel lassen Nutzung des Obergeschosses der Walternienburger Kita nicht mehr zu Grundschule bietet die einfachste Zwischenlösung
Das Obergeschoss der Walternienburger Kita darf wegen Brandschutzmängeln nicht mehr genutzt werden. Die dort bislang betreuten Kinder könnten in der Grundschule untergebracht werden - die kurzfristig einfachste Lösung stieß bei den Kreisämtern auf ein positive Echo.
Walternienburg l Die obere Etage der Walternienburger Kita darf nicht mehr genutzt werden. Es fehlt ein zweiter Rettungsweg. Und auch der erste ist problematisch. Die innenliegende Treppe in dem umgebauten Wohnhaus besteht aus Holz mit textilem Belag und ist somit brandfördernd. Vorderste Maßgabe müsse deshalb sein, das Obergeschoss bis Ende Februar freizuziehen, meinte Andreas Dittmann. Ziel sei es, das Brandschutz-Problem unter dem Aspekt der Bestandssicherung der Einrichtung zu lösen, betonte der Leiter des Zerbster Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportamtes bei einem Vor-Ort-Termin mit den zuständigen Ämtern des Landkreises Anhalt-Bitterfeld.
Eltern nahmen ebenfalls an der Gesprächs- und Besichtigungsrunde am Montagnachmittag teil. Neben der Sorge um den Erhalt des "Märchenlandes" sind sie gegen einen Gruppenaustausch mit der Güterglücker Kita. Zumal die meisten Kinder aus Walternienburg kommen. Aus dem Grund zog Dittmann diese zunächst erwogene Lösung vorgestern zurück. Stattdessen schlug er vor, die bislang in der oberen Etage untergebrachte älteste Gruppe in der benachbarten Grundschule zu integrieren. Dort gebe es zwei Räume, die nach Unterrichtsende allein vom zur Kita gehörenden Hort genutzt werden und bis dahin frei wären. In Anbetracht der mittags abgeholten Mädchen und Jungen könnten am Nachmittag dann wieder alle Kinder um Erdgeschoss des "Märchenlandes" betreut werden, so der Amtsleiter.
Aktuell umfasst die älteste Gruppe zehn Kinder zwischen vier und sechs Jahren. Ab März werden es zwölf sein, von denen dieses Jahr sechs eingeschult werden, wie Kita-Leiterin Dagmar Lindemann informierte. Die zukünftigen Abc-Schützen führte Dittmann ebenfalls als Argument für das Ausweichen in die Grundschule an - der "kurzfristig am einfachsten umsetzbaren Lösung", die zugleich am wenigsten in die Struktur der Kita eingreift.
Fehlender zweiter Rettungsweg ist lange bekanntes Problem
Denn der durchaus mögliche Anbau einer Rettungstreppe an der Außenfassade der Einrichtung würde mit schätzungsweise 50000 Euro zu Buche schlagen. Und das ist eine Investition, die die Stadt Zerbst derzeit aufgrund der angespannten Haushaltslage nicht in Aussicht stellen kann, wie der Amtsleiter darlegte. Daneben gab er mit Blick auf die weiteren Kindereinrichtungen der Einheitsgemeinde zu bedenken, dass die Entscheidung über die Umsetzung solcher Maßnahmen von der Kita-Planung in Gänze abhänge. Sprich, wo wird das verfügbare Geld am effektivsten eingesetzt? "Und wenn wir das Obergeschoss nutzen wollen, dann reden wir nicht nur über den zweiten Rettungsweg", erinnerte Dittmann an die vom Brandschutz bemängelte Innentreppe.
Unterdessen bemerkte Ortsbürgermeister Heinz Reifarth, dass das Problem des fehlenden zweiten Rettungsweges nicht neu sei. "Leider ist nichts geschehen", bedauerte er.
Den Entschluss, die obere Etage aufzugeben, hielt Doris Wünsch für sehr vernünftig. Zugleich begrüßte die Sachgebietsleiterin des Bauordnungsamtes des Kreises den Vorschlag, mit der ältesten Gruppe in die Grundschule auszuweichen. Auch Heidrun Wenzel, die für die Kitas verantwortliche Mitarbeiterin im Jugendamt, stand dem neuen Lösungsansatz aufgeschlossen gegenüber. Ein Problem sah sie allerdings darin, dass sich die Kindergartenkinder in der Schule nur wie Gäste fühlen würden. Den täglichen Wechsel hinüber zur, wenn auch nur wenige Meter entfernten Kita betrachtete sie ebenfalls skeptisch. Bei Wind und Wetter müssten die Mädchen und Jungen jeden Mittag von der einen zur anderen Einrichtung laufen und dabei eine Straße überqueren. Darüber hinaus gehe Zeit zum Spielen, Experimentieren usw. verloren, der Kita-Alltag werde unterbrochen. Zudem könne das, was vormittags in der Schule an Projekten u.ä. angefangen werde, am Nachmittag in der Kita nicht fortgeführt werden, argumentierte sie. Kinder, die mittags abgeholt werden, könnten nachmittags auch nicht an Projekten teilnehmen, entgegnete derweil Anja Neuhaus, Mitglied des Elternkuratoriums des "Märchenlandes".
Heidrun Wenzel wies ebenfalls auf die Ferienzeit hin, in der es ganztägige Betreuungsangebote für die Hortkinder gibt. Dem hielt Andreas Dittmann entgegen, dass in den Sommerferien nie alle Kinder da seien. Auch bestehe die Möglichkeit, die Hortkinder dann in Walternienburg zu konzentrieren und die Kita-Kinder in Güterglück.
Der Standortwechsel stelle eine große Herausforderung dar, vor allem für die Erzieherinnen, machte die Jugendamtsmitarbeiterin den Anwesenden klar. Es könnte sein, dass mehr Personal nötig werde. Doch wichtiger sei, es konzeptionell hinzukriegen. "Es kann funktionieren, ist aber schwierig, keiner kommt zur Ruhe." Als Ausnahme, um nach einer dauerhaften Lösung für die Kita zu suchen, sei es jedoch möglich, meinte sie. Danach müsste man nochmal überlegen.
Geräumiger Schuppen könnte für Kita ausgebaut werden
Andreas Dittmann schlug vor, bis zur Einschulung die Grundschullösung auszuprobieren und parallel zu gucken, den momentan als Schuppen genutzten Anbau als Gruppenraum zu erschließen. Die Eltern haben dafür bereits ihre Unterstützung zugesagt. "Sie würden viel in Eigenleistung machen", erklärte Anja Neuhaus.
Doris Wünsch erkundigte sich, ob nach Schließung des Obergeschosses noch weitere Brandschutzmängel in der Kita behoben werden müssten. Neben den Holzdecken nannte Brandschutzprüfer Arno Wünsch die nicht luftdicht schließenden Türen.
Der Beratung folgte schließlich eine kurze Besichtigungstour. Nach der Inaugenscheinnahme des geräumigen Schuppens sah sich die Runde die Horträume in der Grundschule an. Ein Abstecher ins unterste Geschos führte sie in einen weiteren zur Verfügung stehenden Raum. "Wenn, dann sollte ein Raum nur für die Kita-Kinder reserviert sein", bemerkte Heidrun Wenzel.
Eine endgültige Entscheidung fiel an dem Tag nicht. "Wir warten jetzt auf das Protokoll", erklärte Andreas Dittmann. Sobald dieses aus der Kreisverwaltung eintrifft, soll es erneut ein Treffen mit den Eltern geben, um das weitere Vorgehen zu besprechen.