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Handwerker Mindestlohn kein Thema

Die Mitglieder der Kreishandwerkerschaft trafen sich in Berlin zu ihrer Jahresversammlung.

Von Sebastian Siebert 21.03.2016, 10:00

Zerbst/Berlin l Die Kreishandwerkerschaft Anhalt-Bitterfeld tagte am Donnerstag in Berlin. In den Bundestag hatte sie Bundestagsmitglied Kees de Vries (CDU) eingeladen.

Unter Leitung von Geschäftsführerin Carmen Bau und Kreishandwerksmeister Roland Prokop führten die Handwerksmeister zunächst ihre Mitgliederversammlung durch. Kees de Vries, im Deutschen Bundestag Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, hatte eigens für die Sitzung seiner Gäste aus Anhalt-Bitterfeld den Sitzungssaal seines Ausschusses reserviert. Im Anschluss an die planmäßige Mitgliederversammlung hatten die Vertreter der verschiedenen Handwerksinnung ausreichend Zeit, um mit dem Abgeordneten aus Deetz in die Diskussion einzusteigen. Intensiv diskutiert wurde, neben dem Ausgang der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am vorletzten Wochenende, die Zukunft der Europäischen Union. In den Reihen der Handwerker spiegelte sich mehrfach die Sorge wieder, dass Deutschland mit der hohen Zahl an Flüchtlingen überlastet ist. Gleichzeitig äußerte die Mitgliederversammlung ihren Unmut darüber, dass, vor dem Hintergrund einer gesamteuropäischen Lösung der Flüchtlingskriese, zahlreiche Staaten nicht oder nicht in ausreichendem Maße bereit sind Flüchtlinge aufzunehmen. Kees de Vries erläuterte in diesem Zusammenhang zunächst, dass er eine häufig durch die Medien publizierte Uneinigkeit oder mangelnde Unterstützung der Kanzlerin in den Reihen der CDU nicht erkennen kann. Als beste Begründung dazu führte er unter anderem die nahezu Einstimmige Verabschiedung der Asylpakete I und II an.

Im Rahmen des fast zweistündigen Austausches mahnten Handwerker aus Anhalt-Bitterfeld an, dass Flüchtlinge aus Ihrer Sicht zum einen zügiger registriert werden sollten und vor allem viel schneller eine Arbeitserlaubnis erhalten sollten. Auch angesprochen wurde eine mögliche Residenzpflicht. Den größten Teil der Gespräche von Kees de Vries mit den Vertretern des Handwerkes aus Anhalt-Bitterfeld nahm allerdings deren persönliche Situation ein. So ließ sich der Abgeordnete zunächst über aktuelle Lage der Handwerksbranche im größten Teil seines Wahlkreises informieren. „Das freut mich ganz besonders, denn so etwas hört man äußerst selten“, entgegnete Kees de Vries auf die Aussage von Vorstandsmitglied und Friseurmeisterin Rita Zimmermann, dass sie eigentlich zufrieden sei.

Anders sieht es bei der Bäckerinnung aus, wusste Reinhard Zöllner zu berichten. Vor allem Großunternehmen und Ketten, welche vornehmlich Tiefkühlware einsetzen und damit mit Dumpingpreisen am Markt agieren können, bereiten dem traditionellen Bäckerhandwerk große Schwierigkeiten und sorgen für einen enormen Preisdruck. Mit Blick auf den Mindestlohn äußerten sich die Handwerksmeisterinnen und Meister unaufgeregt. Die meisten Betriebe hätte dieses Lohnniveau bei Einführung des Mindestlohnes ohnehin längst erreicht gehabt. Große Sorgen quälen das Handwerk allerdings im Bereich der Unternehmensnachfolge, wie Kees de Vries erfahren könnte. Zahlreich Handwerksbetriebe stünden nicht wegen leerer Auftragsbücher, sondern häufig wegen der fehlenden Unternehmensnachfolger in den nächsten Jahren vor dem aus. Auch quälen die Handwerker die nur unzureichend vorhandenen und nicht ausreichend ausgebildeten Auszubildenden. Am Rande einer sich an die Sitzung anschließenden Führung durch die verschiedenen Liegenschaft des Deutschen Bundestages warb Kees de Vries vor allem vor dem Hintergrund des Ausbildungsproblems bei verschiedenen Innungsvertretern noch einmal für die 25. Gewerbefachausstellung, welche am Himmelfahrtswochenende in Zerbst stattfindet und auch immer eine Anlaufstelle für künftige Auszubildende in der Region Anhalt-Bitterfeld ist.