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Hundekot Appell an die Vernunft

Das Thema „Hundekot“ macht auch auf den Dörfern die Runde. In Walternienburg sollen mehr Papierkörbe helfen.

Von Petra Wiese 19.11.2020, 05:00

Walternienburg l Schätzungen zufolge gibt es rund 6 Millionen Hunde in Deutschland. Sie gehören zu den beliebtesten Haustieren und genießen ungebrochene Sympathie. Hunde üben eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft aus, etwa als Polizei-, Rettungs- oder Blindenhunde. Von Bedeutung ist auch die soziale Komponente. Sie sind ihren Besitzern verlässliche Begleiter, helfen bei Vereinsamung, sind Tröster, Weggefährten. Als „Kinderersatz“ werden einige umsorgt und verwöhnt.

Aber es gibt auch Schwachpunkte in der Mensch-Hund-Beziehung, die vor allem bei Nichthundebesitzern nicht gut ankommen. Kritische Aspekte sind vor allem ihre fehlende Einsicht in Sachen Hundekot und mangelnde Rücksicht gegenüber Menschen, die sich vor Hunden fürchten. Dazu hat es im Verband für das Deutsche Hundewesen schon Studien gegeben.

Aber es braucht nicht einmal solcher Umfragen, um das Problem deutlich zu machen, das auch in der Einheitsgemeinde Stadt Zerbst immer wieder auftritt: Hundekot sorgt für Unmut der Bürger. Und das ist nicht nur ein Problem der Kernstadt. Immer wieder kommen die Hinterlassenschaften der Hunde auch in den Ortschaftsräten zur Sprache. Auch wenn man vielleicht vermuten könnte, dass die Hunde auf den Dörfern ganz viel Auslauf hätten auf den Wiesen und in den Wäldern ringsum, wo ihr Geschäft dann nicht auffallen würde. Aber auch dort sind Hundehaufen am Straßenrand, in Rabatten, auf dem Spielplatz oder dem Gehweg an der Tagesordnung.

Das Thema „Hundekot“ beschäftigte zuletzt die Bürgervertreter von Walternienburg. In dem schmucken Dorf, das einiges auf sich hält, haben Bürger sich schon öfter beschwert, und inzwischen gibt es auch an verschiedenen Stellen schon kleine Aufsteller, die darauf aufmerksam machen sollen, dass da kein Hundeklo ist. Hier will man nun in die Offensive gehen. Zu Hundetoiletten – das sind Extra-Behälter, wo der Hundekot entsorgt werden kann, mit den kleinen Tütchen zum Entnehmen – hatte Ortsbürgermeister Jörg Hausmann in der Stadtverwaltung nachgefragt. Doch da ist wohl nichts zu machen. Dafür wird kein Geld ausgegeben.

Laut Gefahrenabwehrverordnung hat jeder Hundehalter mögliche Verunreinigungen unverzüglich und schadlos zu beseitigen. Dafür benötigte und geeignete Hilfsmittel sind vom Hundehalter mitzuführen. Daran ist nichts zu rütteln. Dass das so festgelegt ist, wissen sowohl die Ratsmitglieder als auch die meisten Hundebesitzer. Einige halten sich daran, die anderen nicht. Da Hunde oft wie Kinder behandelt werden, kann Gerald Niemann das Verhalten schwer nachvollziehen. Man lasse ja das Baby auch nicht in die Rabatten machen, meinte er.

Auch in größeren Städten sei es ganz oft zu beobachten, dass die Hundebesitzer ihr Tütchen zücken, aber auf dem Dorf sei das weniger verbreitet, stellten die Ratsmitglieder fest. Da hilft es eigentlich nur, an die Vernunft der Leute zu appellieren – im nächsten Flyer an alle Haushalte und Auge in Auge. In dem Zusammenhang forderte Jörg Hausmann seine Mitstreiter auf, die Leute auch direkt anzusprechen.

Sollte eine Verunreinigung und der dazugehörige Hundehalter festgestellt werden, kann durchaus ein Ordnungswiedrigkeitsverfahren eröffnet und der Hundehalter mit einer entsprechenden Geldbuße belegt werden. Das Problem benennt Thomas Sanftenberg aus der Zerbster Stadtverwaltung: „Es werden regelmäßig Verunreinigungen durch Hundekot angezeigt, jedoch wollen die anzeigenden Personen nicht ihren Namen nennen, da es sich meistens bei den angezeigten Personen mit Hunden um Leute aus der Nachbarschaft handelt.“

Die Leute anschwärzen, würde nur weiteren Ärger mit sich bringen. Es muss also ein Miteinander geben. Ein Angebot an die Hundehalter soll nun in Walternienburg sein, dass mehr Papierkörbe angebracht werden, wo die Hinterlassenschaften auch entsorgt werden dürfen. Verwaltungsmitarbeiter waren vor Ort, um sich ein Bild zu machen. Der Bauhof leert die Papierkörbe regelmäßig. Den Wind aus den Segeln nehmen, beschreibt es Jörg Hausmann. Niemand soll sagen, ich hätte, aber es gibt ja keine Papierkörbe. Allein drei Papierkörbe sollen nun an der „kleinen Runde“, Holzbrücke, Wall, Milvus-Eiche stationiert sein. Nicht einmal neue, nur umgesetzt, statt vier auf dem Friedhof reicht dort einer. „Es fehlen noch welche an anderen Stellen“, so Hausmann, aber Rom sei auch nicht an einem Tag erbaut worden. Aber der Bereich wird natürlich auch von Touristen frequentiert und die müssen ja nicht in Hundehaufen treten.

In der Kernstadt Zerbst gibt es übrigens drei Hundewiesen – am Boneschen Weg, an der Biaser Straße, und auf dem ehemaligen Sportplatz Fohlenweide. „Aber auch auf diesen Hundewiesen hat der Hundehalter den von seinem Hund verursachten Kot zu beseitigen“, macht Thomas Sanftenberg deutlich.