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Die Dorfkirche in Hohenlepte wurde in dieser Woche beim Heimatfotorätsel der Volksstimme gesucht "Ich durfte damals einmal die Glocken läuten"

Von Philipp Queitsch 07.09.2013, 01:12

Hohenlepte l In dieser Woche suchte die Volksstimme beim wöchentlichen Heimatfoto-rätsel die Kirche in Hohenlepte. Diese scheint so manchen Leser zum Grübeln gebracht zu haben, denn lediglich zwei Anrufer trauten sich, ihre Lösung preiszugeben. Lisbeth Straube war schon dicht dran. "Ich denke, es ist die Kirche in Leitzkau." Ähnlichkeiten sind tatsächlich vorhanden, doch leider tippte die Zerbsterin ausnahmsweise mal daneben.

Ilse Berger war sich hingegen sehr sicher. "Das ist die Hohenlepter Kirche. Die kenne ich in- und auswendig." Bereits 1308 wurde das Gotteshaus zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ilse Berger hat schon als kleines Kind oft der Mutter geholfen, die sich um das Gotteshaus kümmerte. "Wir haben geputzt und kleine Sachen repariert", erinnert sich die Zerbsterin. Einmal durfte sie sogar die Glocken läuten. "Das funktionierte damals noch mit einem langen Strick. Heute geht das elektrisch." Auch an die vollständige Inneneinrichtung kann sie sich erinnern. "Auf den Bänken waren die Namensschilder der Bewohner von Hohenlepte angebracht. Jeder hatte seinen eigenen Platz." Besonders schön fand Ilse Berger die Kanzel. Diese ist auch heute noch zu bewunder - jedoch in der Zerbster Kirche St. Bartholomäi.

Die Geschichte der Hohenlepter Dorfkirche ist lang und ereignisreich. Von dem eigentlich spätromanischen Sakralbau des Mittelalters ist heute nicht mehr viel zu erkennen, nachdem 1734 ein größerer Umbau erfolgte. Dabei erhielt das Gotteshaus seinen barocken Turm mit dem für die Gegend außergewöhnlichen Zwiebeldach, der die Landschaft fast 200 Jahre lang prägte. 1928 musste dessen oberer Teil wegen Baufälligkeit abgetragen und neu errichtet werden.

Während des Zweiten Weltkrieges erlitt die Kirche schwere Schäden. Dennoch fanden in ihr bis Ende der 1960er Jahre weiter Gottesdienste statt. 1976 wurde schließlich das Dach des Mittelschiffs abgerissen. Die alte Turmspitze, die noch Einschusslöcher aufweist, befindet sich heute übrigens im Dorfkirchenmuseum in der Stärkefabrik von Garitz.

Für rund 90 000 Euro wurde die Kirche Ende 2011 und Anfang 2012 saniert. Damals wurden im Inneren des barocken Fachwerkturms Stahlanker gesetzt, um ihn zu stabilisieren und die Rissbildung zu stoppen. Zugleich wurden die vorhandenen Risse verpresst. Daneben wurde außerdem das lose Gestein im Feldsteingemäuer des offenen Kirchenschiffs gesichert.

In den vergangenen Jahren wurde das dachlose Mittelschiff in der Adventszeit stets für einen kleinen Weihnachtsmarkt genutzt.

Ilse Berger ist die strahlende Gewinnerin in dieser Woche und kann sich ihren Preis, einen Regenschirm, ab Montag in der Zerbster Redaktion der Volksstimme, Alte Brücke 45, abholen. Nächste Woche suchen wir dann wieder ein historisches Motiv in Zerbst.