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Offizielle Eröffnungsfeier Im Tierheim Zerbst ist der Blick nach dem Wiederaufbau jetzt nach vorn gerichtet

Ein halbes Jahr dauerte der Wiederaufbau des Zerbster Tierheims. Seit 1. Juli besitzt die Stadt nun die Betriebserlaubnis zur Aufnahme von Katzen. Auf das Erreichte blickte der Bürgermeister jetzt bei der offiziellen Eröffnungsfeier zurück. Zugleich übte er Selbstkritik.

Von Daniela Apel 25.07.2021, 17:00
Zum 1. Juli erhielt die Stadt Zerbst die Betriebserlaubnis für das vorerst nun kommunal betriebene Tierheim. Nun folgte die offizielle Eröffnung im Beisein all derer, die zum Wiederaufbau beigetragen haben. Ihnen dankte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) in seiner kurzen Ansprache.
Zum 1. Juli erhielt die Stadt Zerbst die Betriebserlaubnis für das vorerst nun kommunal betriebene Tierheim. Nun folgte die offizielle Eröffnung im Beisein all derer, die zum Wiederaufbau beigetragen haben. Ihnen dankte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) in seiner kurzen Ansprache. Foto: Daniela Apel

Zerbst - Der Erhalt des Tierheims stand für die Stadt nie in Frage. „Das haben wir immer deutlich gemacht“, fand Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). Es sei ein emotional aufgeladenes Thema, gestand er und erinnerte an die hitzigen öffentlichen Diskussionen. Nun blicken alle Beteiligten nach vorn, denn mit Erteilung der Betriebserlaubnis für die Aufnahme von Katzen kann der Neustart richtig losgehen. „Ende gut, alles gut“, konstatierte der Rathauschef mit direktem Blick auf die neue Außenanlage für die schnurrenden Samtpfoten.

Anlass für seine Ansprache war die offizielle Eröffnung des vorerst nun kommunal geführten Tierheims. Doch nicht nur die Trägerschaft hat sich geändert. Das Gelände an der Biaser Straße, unmittelbar neben der Zerbster Kiesgrube, ist kaum wiederzuerkennen. 2500 Stunden im Gesamtumfang von 122.000 Euro leisteten allein die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs. Sie kümmerten sich um das Außengelände, um die Baum- und Strauchpflege, die Begradigung der Fläche und die Ansaat von Rasen. Zuvor wurde das Areal unterirdisch komplett neu verkabelt. Neben den Stromleitungen fand zugleich eine Sanierung der Trinkwasser- und Schmutzwasserleitungen statt.

Stadt investiert hohe Summe in Neustart

Weitere rund 65.000 Euro flossen in die notwendige Instandsetzung des Objektes. Neben der Erneuerung des Freigängerbereichs musste zudem ein Teil der vorhandenen Containeranlage komplett ersetzt werden. Deren Zustand war durch Ungeziefer und Mäuse so schlecht, dass sie nur noch in Vollschutz betreten werden konnten. Auch ein Waschbär hatte seine Spuren hinterlassen, so dass die Stadt nicht nur in Anbetracht der abgerissenen Hundezwinger bei Null, „ja, eigentlich bei Minus“, so Dittmann, anfangen musste.

„Vielleicht musste es so kommen, wie es kam“ , bemerkte der Bürgermeister hinsichtlich der Zuspitzung der Ereignisse zum Jahreswechsel. „Vertrag kommt von vertragen“, blickte er auf jenen 31. Dezember 2020 zurück. Das war der Stichtag, zu dem der Zerbster Tierschutzverein den seit 1992 bestehenden Vertrag mit der Stadt zur Aufnahme und Betreuung von Fundtieren gekündigt hatte.

Ziel: Übergabe des Tierheims in Vereinshände

Der Verein konnte die Betreibung der Einrichtung finanziell und personell nicht mehr stemmen und hoffte auf eine höhere Unterstützung durch die Stadt. Deren jährlicher Zuschuss habe über dem gelegen, was andere Kommunen zahlen, sprach Dittmann von einer zu hohen Erwartungshaltung. Allerdings sei es für ein Tierheim auch schwer, Bestand zu haben, wenn es keine positive Verwurzelung mehr in der Gemeinde habe.

Als Stadt hätten sie allerdings auch Fehler gemacht und nicht immer so genau hingesehen, wie er eingestand. Das soll künftig anders werden, wenn sich - so das Ziel - ein neuer Trägerverein findet. „Dann werden wir nicht nur einmal jährlich Geld überweisen, sondern uns als Mitglied einbringen“, versprach Dittmann.

Dank für rege Unterstützung

Er nutzte die Veranstaltung allerdings auch, um sich bei allen Mitwirkenden, Helfern und Spendern zu bedanken, die in den vergangenen sechs Monaten zum Wiederaufbau des Tierheims beitrugen. Der spürbare Rückhalt in der Region sei auch dem langjährigen Engagement des Tierschutzvereins zuzuschreiben, bemerkte er. Allein 6500 Euro an direkten Geldspenden seien eingegangen, viele Sachspenden kamen hinzu.

Als unkompliziert bezeichnete der Bürgermeister die Bewilligung von Arbeitsfördermaßnahmen durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld und das Jobcenter KomBA-ABI. Um vier weitere Kräfte erhöht sich damit das Personal vor Ort. Als Bewirtschafterin des Tierheims ist Pamela Strahler tätig, als ihre Stellvertreterin Gabriele Fischer. Beide sind vorerst nur befristet angestellt und standen bereit, um durch das Objekt zu führen und Fragen zu beantworten.

Mehrere Katzen hoffen auf Vermittlung

Aktuell warten vier Katzenkinder darauf, in liebevolle Hände abgegeben zu werden. Noch in Quarantäne befinden sich eine ausgewachsene Katze und ihr Nachwuchs - Coco, Constantin, Claus und Caspar wurden die Kitten getauft, während die Mutter Conny heißt. Auf den Namen Elli hört derweil die zierliche junge Samtpfote, die in der Kanalisation von Schora entdeckt wurde und erstmal aufgepäppelt werden muss. Auch für sie wird später hoffentlich ein Interessent gefunden. Denn das Tierheim soll kein Gnadenhof sein. Ziel sei, eine rasche Vermittlung in liebevolle Hände, so der Bürgermeister.

Der nächste Schritt, der nun angegangen wird, ist die Erweiterung der Einrichtung für Hunde. Momentan werden diese nach wie vor in einer Pension untergebracht, bis ihr Besitzer gefunden ist und das gelang bislang immer.

Pamela Strahler hält Kätzchen Elli in Armen, die in der Kanalisation in Schora gefunden wurde.
Pamela Strahler hält Kätzchen Elli in Armen, die in der Kanalisation in Schora gefunden wurde.
Foto: Daniela Apel