Volkssolidarität: Beiratsbeschluss ruft in Zerbst Kritik hervor Kaffeegedeck bringt Ärger
Unter den Volkssolidaritätsmitgliedern im Raum Zerbst herrscht Unmut. Seit Januar wird der in der Begegnungsstätte "Nord" angebotene Kaffee und Kuchen nicht mehr einzeln abgerechnet. Stattdessen sind 3 Euro für ein Gedeck zu zahlen.
Zerbst l Als "Unverschämtheit" bezeichnet Renate Reinhardt den Beiratsbeschluss, dass in den fünf Begegnungsstätten des Regionalverbandes Elbe-Saale für ein Gedeck mit zwei Tassen Kaffee und einem Stück Kuchen seit Januar 3 Euro gezahlt werden sollen. Bislang "bezahlten wir, was wir verzehrt haben", berichtet sie von ihren monatlichen Besuchen der Zerbster Begegnungsstätte "Nord". "In unserer Gruppe gibt es Leute, die keine zwei Tassen Kaffee trinken können, oder keinen Kuchen essen wollen. Aber sobald sie nur eine Tasse Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen, müssen sie den vollen Preis von 3 Euro bezahlen", erläutert Renate Reinhardt. "Wir werden also gezwungen, das Kaffeegedeck zu bezahlen oder ganz darauf zu verzichten. Es wird für eine Leistung kassiert, die nicht erbracht wurde", empört sich die Zerbsterin. Sie gibt zu bedenken, dass manche Senioren von einer sehr schmalen Rente leben müssen und fragt, mit welchem Recht der Vorstand "so einen Schwachsinn festlegen kann".
"Ich verstehe das nicht", kann Birgit Burkhardt die Argumentation nicht so richtig nachvollziehen. Sie ist die Vorsitzende des siebenköpfigen Beirates, der sich aus den bewählten Vertretern der Bereiche Zerbst, Schönebeck, Dessau und Bernburg zusammensetzt. Am 14. November fasste der Beirat den Kaffeegedeck-Beschluss, der in Zerbst nun für Aufregung sorgt. "Ich verstehe, dass das für manche viel Geld ist", sagt Birgit Burkhardt. Sie weist auch nicht von der Hand, dass die Begegnungsstätten als Treffpunkt und Veranstaltungsort eine wichtige Säule der Volkssolidarität sind. Zugleich schreiben die einzelnen Objekte "rote Zahlen". "Das ist erschreckend." Trotz Zuschüssen - so bezuschusst beispielsweise die Stadt Zerbst die Betriebskosten - seien die Begegnungsstätten ein Defizit-Geschäft, bestätigt die Geschäftsführerin des Regionalverbandes, Belinda Biging.
Das spiegelte auch die Kalkulation wider, aufgrund derer der Beirat den Preis für ein Gedeck von vormals 2,20 Euro für ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee auf 3 Euro für zwei Tassen Kaffee und ein Stück Kuchen anhob, wobei statt Kaffee auch Tee getrunken werden kann. Allerdings erfolgte nicht überall im Regionalverband bislang die Abrechnung als Gedeck, sondern ebenfalls separat. "Es gab beide Alternativen", sagt Belinda Biging.
"Es geht um den Erhalt der Begegnungsstätten", erinnert Birgit Burkhardt, dass einzelne auch schon geschlossen werden mussten. Irgendwie müsse versucht werden, das Minus der nicht ausgelasteten Objekte zu verringern, weist sie auf die gestiegenen Kosten in allen Bereichen hin. "Die Begegnungsstätten sind ein Zuschussgeschäft, das schwierig zu händeln ist. Doch alle geben sich Mühe, die Begegnungsstätten zu erhalten", bemerkt die Vorsitzende, die sich wie alle Beiratsmitglieder ehrenamtlich engagiert. "Ich finde die Formulierungen unhöflich", bezieht sie sich auf das Schreiben von Renate Reinhardt, das auch an den Bundesvorstand ging. "Den Ton des Briefes empfinde ich als beleidigend." Dass es Diskussionen im Zerbster Raum gegeben hat, habe sie gehört, "aber diese sind nicht fair", sagt Birgit Burkhardt. Ihrer Ansicht nach wird hier eine Leistung erbracht, für die zu zahlen ist. Außerdem könne jeder entscheiden, das Gedeck zu kaufen oder nicht. "Niemand wird dazu gezwungen."