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Kammerphilharmonie Prinzessin kehrt nach Zerbst zurück

Premiere im Schloss Zerbst: Auszüge aus der Oper "Katharina - die deutsche Zarin" erklingen bei einer Serenade.

Von Annegret Mainzer 24.09.2019, 04:00

Zerbst l Am Sonnabendabend (21. September) konnte Dirk Herrmann, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Zerbst, einen positiven „Anschlag“ verkünden, denn mit dem Wort „Anschlag“ wird im Russischen ein ausverkauftes Haus bezeichnet. Bereits zwei Tage nach Ankündigung des Konzertabends waren be alle Karte vergriffen.

„Zarin Katharina die Große wäre in diesem Jahr 290 Jahre alt geworden. Aus diesem Grund haben wir am 1. Juni die deutsch-russische Sonderausstellung „Auf den Spuren Katharinas“ im Zerbster Schloss eröffnet, und weiterhin würdigen wir mit der diesjährigen Schlossserenade unter dem Motto „Petersburger Serenade - Ein Konzert für Zarin Katharina“ die große Tochter unserer Stadt“, sagte Herrmann in seiner Begrüßungsansprache.

Der erste Konzertteil, überschrieben mit „Zerbst“, begann mit dem in unseren Tagen fast vergessenen Johann Strauß Walzer „An der Elbe“. Dieser Walzer hatte seine Premiere am 28. November 1897 in Wien, „einer der letzten Strauß-Walzer, der mit einer Opus-Nummer versehen wurde“, so der neue Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck, der auch moderierend durch den Abend führte.

Darauf folgte eine Suite in d-Moll von Johann Friedrich Fasch, der ab 1722 als Hofkapellmeister im Zerbster Schloss angestellt war. Hier spielte Jan Michael Horstmann selbst das Cembalo und dirigierte gleichzeitig – und das mit vollem Körpereinsatz, der zu keinem Zeitpunkt des Konzertes nachließ.

Danach dann eine Uraufführung, auf die viele Gäste gewartet haben, die Arie der Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike aus Stefan Vinzbergs Oper „Katharina – eine deutsche Zarin“, gesungen von der deutsch-marokkanischen Sopranistin Miriam Sabba. „Bis zum Ende meines Lebens, ich schwöre es bei Gott (…) will ich ein Mann sein“, singt die junge Sophie zu Beginn und am Schluss heißt es: „Eine Frau zu sein ist also schön (…). Vielleicht habe ich schon morgen die Wahl.“

„Das sind Höhepunkt und Schluss der Arie der 14-jährigen Sophie, die hofft den Demütigungen der Mutter durch den Ruf von Zarin Elisabeth entfliehen zu können“, sagte Komponist Stefan Vinzberg, der auch zum Konzert gekommen war. Das Publikum solle beim Hören der Arie spüren, dass die junge Frau schon die Kraft einer künftigen Zarin erahnen lässt.

„Deshalb brauchte es eine wandlungsfähige Stimme, die am Schluss das große Orchester übertönt und so die Fähigkeit der Prinzessin, künftige Entscheidungen von großer Tragweite zu treffen, spüren lässt“, erläutert Vinzberg. Ein Anspruch, dem Miriam Sabba vollends gerecht wurde.

Im zweiten Teil des Abends nahm der Dirigent und wortgewandte Moderator Jan Michael Horstmann das Zerbster Publikum mit auf eine musikalische Reise nach Sankt Petersburg. Es erklang Musik des italienischen Komponisten Francesaco Araya, der als Hofkapellmeister unter Zarin Elisabeth Petrowna gedient hatte.

Des Weiteren erlebte das Publikum an diesem Abend eine zweite Uraufführung, die Ballmusik aus Vinzbergs Oper. Ohne Zweifel waren das aufregende Momente für den im Publikum sitzenden Komponisten.

Die Sequenzen der Ballmusik sind sehr verschieden, teils vergnüglich – man hat tanzende junge Paare vor den Augen – aber auch fanfarenähnliche, festliche Klänge sind zu hören, die vielleicht die Ankunft wichtiger Persönlichkeiten auf dem Ball ankündigen.

Danach befragt, woran er beim Komponieren dieser Ballmusik gedacht habe, antwortete Stefan Vinzberg: „An den Katharina-Ball in Zerbst.“

Anschließend bot Miriam Sabba eine sehr gefühlvoll Interpretation der Arie „Finito e il mio tormento“ (Zu Ende sind alle meine Qualen) aus der Oper „Antigona“ des italienischen Komponisten Tommaso Traetta, der von 1769 bis 1775 Hofkapellmeister unter Katharina II. in St. Petersburg war.

Der Konzertabend endete schwungvoll mit dem berühmten Strauß-Walzer „Abschied von St. Petersburg“, den Johann Strauß im Erinnerung an seine Aufenthalte in Russland komponiert hatte. Er dirigierte zehn Jahre lang die seinerzeit berühmten Pawlowkser Sommerkonzerte.

Die inzwischen 13. Auflage der Zerbster Schlossserenade war schlussendlich ein voller Erfolg, sowohl für die Mitwirkenden als auch für die Organisatoren und ein wahrer Genuss für das Publikum. Das lag nicht nur am hohen Können der Solisten und des Orchesters, sondern auch an seinem mitreißenden Chefdirigenten sowie dessen unterhaltsamen Moderation, was vom Publikum mit stürmischen Beifall belohnt wurde.

„Der Dirigent hat mit seiner Musikauswahl genau den Nerv des Publikums getroffen“, zeigte sich Konzertbesucherin Birgit Lemke am Ende des Abends begeistert.

Dieser Meinung schlossen sich uneingeschränkt weitere Besucher an.