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Karneval Viel Spaß in der Bütt

In Zerbst schlägt bei Lutz Voßfeld das Herz für den Karneval.

Von Thomas Höfs 02.02.2019, 00:01

Zerbst l Heute starten die rot-weißen Zerbster Karnevalisten mit ihrer ersten Prunksitzung. Mit dabei ist Lutz Voßfeld. Der Ingenieur und ehemalige Ortsbürgermeister sowie aktive Stadtrat kam durch seine zweite Frau zum närrischen Volk. In der fünften Jahreszeit habe sich bei seiner Frau alles um den Karneval gedreht. „Ich habe sie ständig abgeholt und zu Veranstaltungen gebracht. Dadurch bin ich zum Karneval gekommen“, erinnert er sich noch gut.

Der Karneval lebt aber nicht nur davon, dass Menschen Mitglied im Verein sind, sondern sich auch selbst aktiv engagieren. Auf seiner Suche nach einem Platz im Programm bekam er die kommunale Bütt. Die Büttenrede, die das vergangene Jahr reflektiert und noch dazu durch Überspitzung humorvoll kommentiert, sei eine echte Herausforderung. „Das ist die stärkste Bütt unter der Sonne“, sagt er. Vor allem passiere dauernd noch etwas. In den zurückliegenden Jahren habe es durchaus verschiedene Versionen der Rede gegeben. Zusammen mit seiner Bühnenpartnerin Linda Tetzner trägt er sie im Zwiegespräch vor. Die Hauptaufgabe des Büttenredners sei es allerdings, das Publikum zu fesseln. Denn längst lauschen die Besucher der Prunksitzungen nicht mehr jeder Rede andächtig, wie es die Karnevalisten vor dem Mauerfall gewohnt waren.

Obwohl Lutz Voßfeld erst viel später zum närrischen Volk stieß, kennt er aber die Geschichten. Der Karneval hatte hier vor allem eine Ventilwirkung. In aller Öffentlichkeit konnte hier mal minder oder weniger versteckt Kritik an der Führung geübt werden. Das machte den Karneval so interessant. Mitunter waren die Pointen mindestens doppeldeutig, so wie vieles im damaligen Leben. Heute bestehe die Herausforderung dagegen in der Übertreibung. Mitunter ist das reale Leben bereits so absurd, dass die Überspitzung im Karneval da schwer fällt, gibt er zu. Vor allem, wenn Dinge passieren, die der Bürger kaum glauben könne. Das könne der Karneval nicht noch einmal überhöhen.

Die Themen liegen dabei sprichwörtlich auf der Straße. Sie müssen nur aufgegriffen werden. Neben dem Inhalt ist aber mindestens ebenso die Art des Vortrages von entscheidender Bedeutung. Er übe das schon vor dem ersten Auftritt. „Die Pointen müssen sitzen“, kennt er die Grundregeln in der Bütt. Wenn die nicht auf den Punkt kommen, wird es schwer. Viel sei aber auch vom Publikum abhängig, weiß er aus Erfahrung. Manches Publikum lässt sich schnell zum Lachen bringen. Bei anderen Gästen ist es mitunter mühsamer. Bislang sei es aber immer gelungen. Dabei richtet sich die Rede vor allem an die Zerbster, die das ganze Jahr über die Lokalpolitik verfolgt haben und sich auskennen. Das würde sonst auch nicht funktionieren. Mitunter reiche aber schon ein Versprecher für einen großen Lacher.

Gibt es nach so vielen Jahren noch Lampenfieber auf der Bühne? „Selbst Helene Fischer hat noch Lampenfieber“, sagt er. Vor dem Auftritt sei er schon etwas aufgeregt. Die Aufregung lege sich aber dann wieder- Bei seinem zweiten Einsatz sei dies anders. Beim Männerballett sei er Teil der Truppe, da komme es auf den Einzelnen nicht so an.

Seit August probt das Männerballett an den Nummern für die Prunksitzung. „Die anderen Tanzgruppen fangen früher an. Bei uns sitzen die Schritte aber schneller“, sagt er. Das Männerballett ist in vielen Karnevalsvereinen fester Programmteil als Kontrastprogramm zu den Tanzgruppen, die sonst den Abend mit gestalten. Neben seinen Auftritten muss er sich bei der ersten Prunksitzung noch um die Senatoren kümmern. So werden die Unternehmer und Geschäftsleute genannt, die das närrische Treiben in der Stadt finanziell unterstützen. Das seien, rückblickend betrachtet, immer die schönsten Abende, schwärmt er. Viele bekannte Gesichter sieht er dann, die den Karneval mögen und Stimmung in die Halle bringen.

Wichtig ist im Karneval ebenso die körperliche Kondition. Denn das ein oder andere alkoholhaltige Getränk gibt es während der Prunksitzungen. Dennoch seien die Akteure weniger an den Abenden gefordert, als beispielsweise der Elferrat, macht der deutlich. Dort müssten die Mitglieder deutlich trinkfester sein, da dort immer wieder zugeprostet wird. Alles in allem sei der Karneval ein großer Spaß für alle, ist er gern mit dabei.