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Autowerkstatt Kfz-Meisterin aus Leidenschaft

Anni Herfurth lebt ihren Traum – als Kfz-Meisterin mit eigener Werkstatt. Dafür musste die Zerbsterin manche Hürde überwinden.

08.03.2021, 00:00

Zerbst l Anni Herfurth vergleicht sich mit dem sprichwörtlichen „bunten Hund“. Als Frau ist sie immer noch eine Exotin in der von Männern dominierten Kfz-Branche. Doch die Herausforderung, sich hier durchzusetzen, nahm sie nur allzu gern an. „Das ist mein Traumberuf, den ich immer machen wollte“, erklärt die 33-Jährige.
Schon als Kind schaute sie begeistert zu, wenn ihr Vater an Trecker oder Moped rumschraubte. „Alles war interessant für mich, das laut und schnell war und einen Motor besitzt“, sagt sie. Rasch stand für die gebürtige Zerbsterin fest: Ich möchte Kfz-Mechanikerin werden. Dass dieser Wunsch an ihrem Geschlecht scheitern könnte, bekam sie bei der vergeblichen Suche nach einem Praktikumsplatz zu spüren.
Den Schulabschluss in der Tasche sah sie sich deshalb zunächst nach Alternativen um. Zerspanungsmechaniker oder Forstwirt kamen da für Anni Herfurth in Frage. „Ich wollte absolut nicht ins Büro“, bemerkt sie. Doch es klappte nicht mit einem Ausbildungsplatz. Zum Glück muss man rückblickend sagen.
Denn über den Handwerksring bekam die junge Frau letztlich doch noch eine Lehrstelle in ihrem Traumberuf, die sie 2003 im Zerbster Ford-Autohaus antrat. Über diese damals wirklich nicht selbstverständliche Chance ist die 33-Jährige Inhaber Armin Schmidt bis heute dankbar. In ihrem Lehrbetrieb und in der Berufsschule war sie das einzige Mädel. Anni Herfurth störte das allerdings nicht. Sie war froh, endlich das zu machen, was sie wollte. Nach erfolgreich absolvierter Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin ging sie für zwei Jahre in die Niederlande, um praktische Erfahrungen zu sammeln. „Die Holländer sind sehr aufgeschlossen“, sagt die Zerbsterin. Unvoreingenommen wurde sie dort aufgenommen. Zurück in der alten Heimat arbeitete sie für kurze Zeit erneut im Ford-Autohaus.
„Dann kam der Gedanke, ich könnte mich doch selbstständig machen“, blickt Anni Herfurth zurück. Getreu dem Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ eröffnete die 33-Jährige 2011 ihre eigene Kfz-Werkstatt am Stadtrand von Zerbst. Parallel qualifizierte sie sich weiter, so dass sie 2013 ihren Meisterbrief in Händen halten konnte. Neben ihr drückte nur noch eine weitere Frau – eine Magdeburgerin – die Schulbank, erinnert sich Anni Herfurth.
Bereut hat sie ihren eingeschlagenen Weg bis heute nicht. „Ich bin wirklich zufrieden“, betont die Zerbsterin. Sie hat sich in der Branche behauptet. Immerhin zehn Jahre besteht ihr Kfz-Service inzwischen, bei dem sie Chefin und einzige Angestellte zugleich ist. Um alles kümmert sich die junge Frau allein und stemmt auch schwierige Herausforderungen. „Es gibt ja Spezialwerkzeug“, weiß sich Anni Herfurth zu helfen. Und wenn etwas doch mal körperlich zu schwer sein sollte, „dann fragt man freundlich den Nachbarn, ob er zupacken kann“, erklärt sie lächelnd.
Wenn die 33-Jährige von der Arbeit entspannen will, geht sie raus in die Natur. Das Angeln und die Jagd sind ihre Hobbys. „Typische Dinge, die man als Frau so macht“, bemerkt Anni Herfurth schmunzelnd, die, gefragt nach ihrem Beruf, bei ihrem Gegenüber nicht selten für Erstaunen sorgt. Das allerdings paart sich rasch mit Respekt.