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Kinderbetreuung Gemeinsam durch die Corona-Krise

Wie Eltern ihre Kinder nun beschäftigen können, erzählt Christina Zimmermann von der Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Zerbst.

Von Julia Puder 08.04.2020, 06:00

Volksstimme: Mit welchen Sorgen und Problemen melden sich die Eltern und Erziehungsberechtigten momentan bei Ihnen?
Christina Zimmermann: Eltern finden sich aufgrund der Coronakrise und der damit verbundenen Einschränkungen in einer besonders herausfordernden Situation. Für Eltern bedeuten diese neuen Einschränkungen verstärkte Belastungen, insbesondere für Familien, die es zuvor schon besonders schwer hatten. Wie wird man dem Chef oder der Chefin, der Familie und den Kindern gerecht? Wie soll man die Kinder über so viele Stunden am Tag bespaßen? Wie ihnen diese ganzen Verbote beibringen und diese durchsetzen? Den Ausspruch „Mama mir ist langweilig!“ haben die meisten Eltern schon gefühlte „tausendmal“ von ihrem Kind gehört.

Weiterhin melden sich Eltern, wie bereits vor der Coronakrise, mit unterschiedlichen Anliegen in der Beratungsstelle. Diese sind unter anderem Fragen zur Erziehung und Entwicklung, auffälliges Verhalten ihres Kindes, Unsicherheiten, Ängste, Schwierigkeiten in der Schule, Konflikte in der Familie und Probleme bei Trennung oder Scheidung.

Welche Auswirkungen hat die Quarantäne und die Schulschließungen auf die Kinder und Jugendlichen?
Auch Kinder und Jugendliche erbringen große Leistungen während dieser Krise. Sie sind durch Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen aus ihren gewohnten Strukturen gerissen. Durch die Kontaktverbote sind sie von ihren Freunden und ihrer Peergroup getrennt. Obwohl draußen der Frühling beginnt, dürfen sie nicht auf Kinderspielplätze oder in den Zoo. Diese Einschränkungen sind für Kinder und Jugendliche mit viel Frust verbunden.

Wie können die Eltern ihre Kinder jetzt am besten beschäftigen und beim Lernen unterstützen?
Wir als Erziehungs- und Familienberatungsstelle empfehlen den Eltern, klare Strukturen und Tagesrythmen zu schaffen. Feste Zeiten können mit den Kindern für das Essen, für die Schulaufgaben, für gemeinsame Beschäftigungen, für das Fernsehen und andere Medien vereinbart werden. Außerdem sollten ebenfalls Zeiten für den Einkauf oder das Rausgehen eingeplant werden. Diese Tagesabläufe könnten zum Beispiel in Form eines Wochenplanes für die Kinder gut ersichtlich ausgehangen werden.

Durch Malen, Kneten oder Basteln kann die kindliche Kreativität gefördert werden. Endlich mal die Osterdekoration nicht auf den letzten Drücker machen. Die Eltern haben Zeit, um Eier auszupusten und anzumalen. Außerdem kann man mit den Kindern Hasen, Küken und Osterkörbchen basteln. Das Internet bietet hier viele kostenfreie Ideen. Gemeinsames Kochen oder Backen kann allen viel Freude bereiten. Auch die Klassiker, wie Brett-, Karten- und Würfelspiele sowie Puzzle bieten gute Beschäftigungsmöglichkeiten.

Eltern sollten das schöne Wetter für frische Luft und Bewegung nutzen, solange der Ausgang erlaubt ist. Es ist nicht nur gut für den Körper und das Immunsystem, sondern auch, um den hohen Bewegungsdrang der Kinder zu stillen. Anstelle von Spielplätzen, kann die Natur entdeckt werden. Auch der Puppenwagen, Roller oder Dreiräder können hier wieder zum Einsatz kommen. Die ausgiebige Bewegung kann dazu führen, dass die nächsten Stunden zu Hause wieder ruhiger und entspannter verlaufen.

Verfügbare Medien nach festgelegten Zeiten können ebenfalls Abwechslung bieten. Hier gibt es zahlreiche Angebote für Eltern und Kinder, wie zum Beispiel tägliche digitale Sportstunden oder Musikstunden von diversen Künstlern. Es finden sich ebenfalls viele kostenlose Lernplattformen im Internet. Für Kinder ist es auch wichtig über diese Medien Kontakte zu Freunden und der Familie zu halten.

Es ist dennoch auch wichtig Auszeiten einzuplanen und Langeweile zuzulassen. Das fördert die Kreativität, den Erfindergeist der Kinder und sie lernen sich selbst zu beschäftigen. Den Eltern ermöglicht diese Auszeit sich zu entspannen oder andere wichtige Dinge zu erledigen.

Wenn alle gleichzeitig Zuhause sind kann es auch zu Konflikten kommen. Wie sollten sich die Eltern dann verhalten?
Wir als Erziehungs- und Familienberatungsstelle empfehlen den Eltern, klare Strukturen und Tagesrythmen zu schaffen. Feste Zeiten können mit den Kindern für das Essen, für die Schulaufgaben, für gemeinsame Beschäftigungen, für das Fernsehen und andere Medien vereinbart werden. Außerdem sollten ebenfalls Zeiten für den Einkauf oder das Rausgehen eingeplant werden. Diese Tagesabläufe könnten zum Beispiel in Form eines Wochenplanes für die Kinder gut ersichtlich ausgehangen werden.

Ein Austausch in diesen Zeiten kann hier eine Erleichterung bewirken und dabei unterstützen einen besseren Umgang mit den aktuellen Unsicherheiten zu finden. Auch weitere Ideen zur Gestaltung des Alltags mit Kindern können besprochen werden.

Wie viele Berater sind zurzeit bei Ihnen tätig?
In der Beratungsstelle sind derzeit drei Beraterinnen mit psychologischen und sozialpädagogischen Abschlüssen sowie verschiedenen Zusatzqualifikationen tätig.

Wann und wie erreicht man Sie am besten?
Wir als Erziehungs- und Familienberatungsstelle sind weiterhin telefonisch und über Videokonferenzen zu den Öffnungszeiten (Montag und Mittwoch von 8 bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr) erreichbar. Unsere Kollegen stehen unter der Telefonnummer: (03923)782244 oder per E-Mail: eb-zerbst@paritaet-lsa.de für eine Beratung zur Verfügung.