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Krankenhaus Geburtshilfe in Corona-Zeiten

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf sämtliche Lebensbereiche aus. Auch die Geburtshilfe ist betroffen.

Von Daniela Apel 20.04.2020, 01:01

Zerbst/Burg l Glücksgefühle paaren sich mit Unsicherheit und Ängsten – jede Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit, die das Leben einer Frau und ihrer Familie verändert. Viele Fragen nicht zuletzt um die bevorstehende Geburt tauchen auf.

Aufklärung bieten Vorbereitungskurse und Kreißsaalführungen, die derzeit aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nicht stattfinden können. Trotzdem sollen die werdenden Eltern nicht mit ihren Fragen und Sorgen allein gelassen werden. Moderne Kommunikationsmittel ersetzen momentan das direkte Gespräch durch eine Beratung aus der Ferne.

„Ich verabrede mich einzeln mit den Paaren und berate sie online per Skype“, erzählt beispielsweise Kathrin Tolle-Radigk. Sie ist die leitende Hebamme des Kreißsaals der Helios Klinik Jerichower Land in Burg. Diesem ist ebenfalls die im Februar 2019 eröffnete Hebammenpraxis im Zerbster Krankenhaus angegliedert, wo sich Steffi Grögor seither um die Schwangeren kümmert. Zweimal im Monat finden dort normalerweise die gut angenommenen Sprechstunden statt.

Nun jedoch sorgt der neuartige Coronavirus für Einschränkungen. Zum Schutz von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern setzt die Helios Klinik bis auf Weiteres all ihre Kursangebote aus. Das betrifft auch die sonst regelmäßig erfolgenden Kreißsaalführungen. Einblicke in die Entbindungsstation erhalten Interessenten dennoch.

„Dazu hatten wir kürzlich einen Dreh“, erzählt Kathrin Tolle-Radigk von Filmaufnahmen für eine digitale Kreißsaalführung. Gemeinsam mit dem Chefarzt Dr. med. Hans-Jürgen Richter und Hebamme Lea Rockmann führt sie werdende Eltern in sieben kurzen Videoclips virtuell durch den Kreißsaal und macht sie mit den verschiedenen Möglichkeiten der Entbindung vertraut.

Bei der Geburt müssen die Schwangeren im Burger Krankenhaus nicht allein sein. „Eine Begleitperson darf mit in den Kreißsaal“, informiert Kathrin Tolle-Radigk. Das könne der werdende Vati oder jemand anderes sein, der die Gebärende emotional unterstützt. Ein Wechsel sei allerdings nicht gestattet, auch nicht das zwischenzeitliche Verlassen des Kreißsaals. Außerdem dürfe die ausgewählte Begleitperson keinerlei Erkältungssymptome aufweisen.

Während des Krankenhausaufenthaltes darf die frisch gebackene Mutti wegen des aktuell geltenden Besuchsverbotes niemanden empfangen. „Möglich ist eine ambulante Entbindung, bei der Mutter und Kind nach vier bis sechs Stunden bereits nach Hause können“, sagt Kathrin Tolle-Radigk. Die drei Tage Klinikaufenthalt nach einer normal verlaufenen Geburt sollten sich die Frauen jedoch gönnen, meint die erfahrene Hebamme.

Der häuslichen Wochenbettbetreuung steht grundsätzlich nichts im Wege. Von einer „angepassten Nachsorge“ spricht Kathrin Tolle-Radigk. „Das Risiko muss jede Hebamme selbst abschätzen“, meint sie.

Bei ihren Hausbesuchen wird die Hebamme jetzt natürlich ebenfalls mit Fragen hinsichtlich einer Übertragung des Coronavirus konfrontiert. „Um die Geburt herum ist eine Infektion nicht bekannt, aber später sicher möglich“, erklärt Kathrin Tolle-Radigk. Sie empfiehlt, sich selbst zu isolieren. „Es muss nicht jeder gleich vorbeikommen, um sich das Baby anzuschauen“, rät sie dazu, sich an die Kontaktsperre zu halten.

Und noch einen Tipp hat die erfahrene Hebamme: „Stillen, stillen, stillen – das ist das Beste zur Stärkung des Immunsystems des Kindes.“