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Schule Kreis investiert in Kasernenflügel

1,87 Millionen Euro plant der Kreis in das Kasernengebäude zu investieren. Es soll als Außenstelle der Schule Ciervisti genutzt werden.

Von Daniela Apel 03.10.2019, 06:00

Zerbst l Nach „langer und intensiver Diskussion“ habe sich der Kreistag entschieden, in die Breite 86 zu investieren, spricht Landrat Uwe Schulze (CDU) von der „Sicherung der Beschulung“ am Außenstandort der Zerbster Ganztagsschule „Ciervisti“. Die neunten und zehnten Klassen sind dort untergebracht. Noch verteilen sich die Unterrichtsräume auf den gesamten Gebäudekomplex, der sich aus dem Klausurflügel des früheren mittelalterlichen Frauenklosters und dem erst im späten 19. Jahrhundert errichteten Kasernengebäude zusammensetzt.

Nun allerdings will die Stadt Zerbst den hinteren Klausurflügel als Sitz des Bau- und Liegenschaftsamtes sowie Archivstandort und Museumsdepot nutzen. Die vorab notwendige Sanierung muss bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Diese Frist hängt mit den genehmigten Fördermitteln von über 2 Millionen Euro aus dem Stark-V-Programm zusammen.

Die Schulnutzung soll sich künftig auf den direkt an der Breite gelegenen Kasernenflügel konzentrieren, in dem über alle drei Etagen verteilt acht Unterrichtsräume entstehen sollen. Das macht nicht nur die Erschließung des zweiten Obergeschosses erforderlich. Zugleich sind Brandschutzauflagen zu erfüllen. Das bedeutet, einen zusätzlichen Fluchtweg zu schaffen, was über ein auf der Hofseite angebautes Treppenhaus realisiert werden soll. Darüber hinaus müssen Zwischentüren eingebaut werden für den Fall, dass der Flur verraucht ist und die Schüler von einem Raum zum anderen bis zum Treppenhaus gelangen müssen.

Die Gesamtkosten belaufen sich nach aktueller Schätzung auf gut 1,87 Millionen Euro. Die Finanzierung soll zu 90 Prozent über die Schulbauförderung erfolgen. Die endgültige Genehmigung der bereits in Aussicht gestellten Gelder steht jedoch noch aus. Dafür ist bis Dezember der entsprechende Antrag einzureichen.

Sobald die Fördermittel bewilligt sind, soll die Ausschreibung erfolgen – anvisiert ist Mitte 2020. „Unser Ziel ist es, 2021 zu beginnen und 2022 fertig zu sein“, informierte Uwe Schulze, als er den Klausurflügel besichtigte. Vor Ort ließ er sich von Baudezernentin Bärbel Wohmann und Hochbaumitarbeiterin Doris Baumgarten konkret erläutern, was am Objekt gemacht werden soll, das bislang der Stadt gehört.

Mittlerweile laufen Grundstücksverhandlungen, um „eigentumsähnliche Verhältnisse“ zu schaffen, wie es Bärbel Wohmann ausdrückte. Wenn diese positiv verlaufen und der Landkreis nicht mehr nur Mieter ist, „können wir mehr investieren“, erläuterte die Dezernentin mit Blick beispielsweise auf eine energetische Sanierung des Klausurflügels, die vorerst nicht vorgesehen ist.

Mit der angedachten Raumsituation am Breitestandort ist Schulleiterin Kirsten von Mandel zufrieden. „Die Größe muss stimmen“, bemerkte sie hinsichtlich der Klassenstärken von bis zu 28 Schülern. Sieben der acht Unterrichtsräume sollen diese Anforderung erfüllen.

Für Physik, Chemie oder auch Musik beispielsweise müssen die Neunt- und Zehntklässler allerdings weiterhin zum Schulgebäude in der Fuhrstraße wechseln. Für den Zerbster Stadtrat Helmut Seidler (Freie Fraktion Zerbst) würde es indes mehr Sinn ergeben, dort einen massiven Anbau mit Räumen basierend auf den neuesten pädagogischen Konzepten zu errichten. Für Uwe Schulze hingegen bedeutet die Investition in den Kasernenflügel auf der Breite einen „Beitrag zur Stadtbildprägung“, verteidigt er das Projekt „Breite 86“.

Als städtebaulich wertvoller betrachtet Helmut Seidler hingegen den markanten Turm des Frauentores, den er gern wieder sichtbar machen würde, wie er bereits mehrfach betonte. Auf der Stadtratssitzung im Mai hatte er gar den Abriss des Klausurflügels gefordert, der erst 1897 vor den Turm gesetzt worden war. Mit der Herausnahme dieses Gebäudes könnte auch der Grüngürtel rund um die Zerbster Stadtmauer wieder geschlossen und erlebbar werden, argumentierte er gegenüber der Volksstimme. Zugleich wäre dies ein erster Schritt zur Gestaltung der Achse vom Frauentorfriedhof über Breite und Schloßfreiheit bis hin zum Marstall, für die er sich einsetzt.