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Kultur Es wird das Jahr der Essenzenfabrik

Der Bieler Abend war ein guter Auftakt der Saison für die Essenzenfabrik. So soll es weiter gehen.

Von Arlette Krickau 30.04.2018, 08:00

Zerbst l Die Sonne scheint verträumt frühlingshaft in Flecken durch das Grün auf den Hof der Essenzenfabrik. Einige Leute sitzen an den Tischen und essen Kuchen, lachen, erzählen, während am Rand die Band ToneWood sitzt und die Atmosphäre mit handgemachter Musik abrundet.

Ein Gang durch die Halle der Fabrik in den Garten eröffnet einen grünen Blick, mit friedlichen Hühnern mitten im Gras, einer kleinen Insel aus Birken und einiger Phantasie, die auflebt, wenn man das Baumhaus sieht.

Die Essenzenfabrik hat zum Tag der offenen Tür eingeladen. Jedes Jahr ist das irgendwie der große Saisonstart. „Glück haben wir fast immer mit dem Wetter – trotz, dass April ist“, sagt Christina Dammann, Mitglied des Vorstandes des Vereins, der die Essenzenfabrik belebt. Ihre Idee war es auch vor drei Jahren, den Tag der offenen Tür mit veganem Kuchen zu bereichern. Aber warum muss er denn vegan sein? „Es gibt einen worldwide vegan backsale - einen Zeitraum, an dem auf der ganzen Welt in vielen Orten vegane Backwaren verkauft werden. Und auf der Karte, in die man sich eintragen kann, steht jetzt neben Berlin und Tokio eben auch Zerbst. Außerdem schmeckt er natürlich“, erzählt sie. Und das es schmecken muss, zeigen die vielen Krümel, die manche Tabletts nur noch bedecken. Käsekuchen, Birnenblätterteigrosen, Grapefruit-Gitterkuchen oder Blaubeermuffins stehen da unter anderem im Angebot. Dass die Essenzenfabrik aber nicht nur mit veganen Teigwaren auf sich aufmerksam macht, hat wohl auch die Kulturstiftung des Bundes mitbekommen.

Die kam nämlich vergangenes Jahr auf den Verein zu und stellte eine Förderung in Aussicht, wenn man Ideen für ein Projekt hätte. Und Ideen, die hat man in der Essenzenfabrik.

„Ich war völlig von den Socken, dass wir so eine Chance bekommen“, freut sich Vereinsvorsitzende Stephanie Kölling noch immer. Und so konzipierten die Mitglieder ein Projekt mit dem Thema „Die goldenen 20er Jahre in Zerbst“. „Das ist eine große Zeit, da ist auch in Zerbst viel passiert“, erklärt Kölling.

In einem Zug wird das Projekt an die Ausstellung von vor zwei Jahren anknüpfen. Da setzte man historische Ansichten von Zerbster Industriestandorten in den Vergleich zu Fotografien der Orte heute. „Das kam gut an“, erinnert sich Kölling. Bei der Industrie will man bleiben. Ines Hildebrand wird die Ausstellung konzipieren und füllen. „Wir bleiben thematisch bei der Industrie, denn das war etwas, was den Alltag und das Leben der Zerbster bestimmte“, begründet sie. Allerdings wird es dieses Mal nur bedingt neue Ansichten zu sehen geben. Dafür aber kleine historische Schätze, denn Ines Hildebrand hat Unternehmen mit wunderbaren alten Traditionen herausgesucht, wie beispielsweise die Schirmstockfabrik Eduard Elster, die Peitschenfabrik Johannes Becher, die AG Lignose, die Brauereien Pfanneberg, die Ziegelei Götschke oder die Modelschriftenfabrik Kersten.

Eröffnet wird das Projekt mit einer Vernissage der Ausstellung „Die goldenen 20er Jahre – Aufbruch und Niedergang in der Zerbster Industrielandschaft“ am 8. September, einen Tag vor dem Tag des offenen Denkmals. Der bundesweite Aktionstag am 9. September wird dann dafür genutzt, gezielt Führungen durch die Ausstellung zu geben, denn dieser Tag ist erfahrungsgemäß sehr gut besucht.

Außerdem soll es an diesem Tag ein Erzähl-Café geben. Einen kleinen Impulsvortrag wird Hobbyhistoriker Helmut Hehne halten. „Dann sollen die Leute erzählen. Bei der letzten Ausstellung haben viele von Erinnerungen erzählt oder von Stücken, die man noch hat, genau das wollen wir in diesem Erzähl-Café erreichen, dass die Leute das Thema der Ausstellung selbst noch mit Leben füllen“, erklärt Kölling. Würde es gut laufen, wolle man das Konzept fortsetzen.

Beim Thema 20er Jahre darf natürlich Erich Kästner nicht fehlen. Seine satirischen und politischen Texte wird der Abend des 15. September gewidmet werden. Außerdem wird es im September noch eine Theateraufführung zum Projektthema und Filme zu sehen geben. „Am 13. Oktober wird es dann ein Finale mit Paukenschlag geben“, kann Kölling schon ankündigen. Da wird es eine große 20er Jahre Motto-Party geben mit dem Rufus-Temple-Orchestra, das neben Swing und Jazz viele Hits der 20er schwungvoll präsentiert. Es verspricht ein heißer Abschluss zu werden.