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Lampe Karola Stiehl lässt Straußeneier leuchten

Ostern steht vor der Tür. Da dreht sich alles rund um das Ei. Das ist bei Karola Stiehl aus Steutz das ganze Jahr so.

Von Petra Wiese 24.02.2021, 00:01

Steutz l Die Idee, aus Straußeneiern Lampen zu machen, kam Karola Stiehl bei einem Urlaub auf Rügen, erzählt sie. Als mal schlechtes Wetter war, besuchten sie und ihr Mann eine Straußenfarm. Das Interesse kam nicht von ungefähr, denn ihr Mann betrieb zu der Zeit bereits die eigene Straußenfarm in Steutz. Man wollte sich einfach mal woanders umschauen. Dort gab es eine ganze Scheune voll mit Straußeneilampen – schön in Regalen arrangiert. Karola Stiehl war begeistert. Das musst du auch mal probieren, sagte sie sich. Sie tat es. Dremel und Schleifscheiben mussten her, und es ging ans Probieren. Karola Stiehl winkt ab, wenn sie an die erste Lampe denkt – „eine hässliche Blume“. Sie tastete sich immer weiter ran, teste Stifte und kleinere Rollen. Die feinen Bohrer, die sie aus Baumärkten holte, gingen oft kaputt. Dann bekam sie den Tipp, es mit Rosinenbohrern, wie sie in Dentallabors benutzt werden, zu versuchen. „Was besseres gibt es nicht“, kann sie nur sagen.

Zunächst machte Karola Stiehl die Lampen für sich selbst, versorgte die Familie, stellte sie in ihre Fenster. Schon bald wurden die Lampen gesehen, die Leute fragten nach und wollten auch so eine Lampe. 2011 meldete Karola Stiehl ein Kleinstgewerbe an. Dass das solche Ausmaße annehmen würde, war eigentlich nicht geplant. „Es ist und bleibt Hobby“, betont die 54-Jährige, die aus Zerbst stammt und 2009 mit der Familie nach Steutz zog.

Die künstlerische Begabung zeichnete sich schon in der Schule ab. „Ich habe schon immer gerne gezeichnet“, sagt Karola Stiehl. Ihre Bilder gehörten zu denen, die oft in der Schule ausgehängt wurden. Auch handwerklich lässt sie nichts unversucht. Selbst ist die Frau beim Umgang mit Bohrmaschine, Säge und anderem Werkzeug. Schließlich hatte sie nach der Schule zunächst Zerspaner gelernt, absolvierte später in der Abendschule die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. In dem Beruf arbeitet sie und findet in ihrem Hobby den entspannenden Ausgleich.

Seit drei Jahren hat sie ihre eigene Werkstatt – ein kleiner Raum im ehemaligen Stallgebäude hinterm Haus. Dort findet sie Ruhe für ihr kreatives Tun, das sie vorher nur im Freien betrieb. Aus den Kopfhörern kommt Musik, die Werkzeuggeräusche und der Staub werden zur Nebensache. Inzwischen hängen einige Dremel über der Werkbank griffbereit, um Arbeitsabläufe zu erleichtern. Ein leistungsfähiger Industriesauger statt des normalen Hausstaubsaugers tut seinen Dienst.

Karola Stiehl verbringt ihre freien Tage in der Werkstatt. „Wenn ich keine Lust mehr habe, mache ich an einem anderen Tag weiter“, sagt sie und verrät: „Unter Zeitdruck kann ich gar nicht arbeiten“. Alles soll im Rahmen bleiben, Hobby eben. Ein sehr zeitaufwendiges Hobby allerdings.

Wie wird aus einem Straußenei denn nun eine Lampe? Als Erstes braucht man ein leeres Straußenei. Am Anfang nutzte Karola Stiehl auch das eine oder andere Exemplar von der eigenen Farm. Ansonsten bezieht sie die Eier aus dem Internet. Je nach geplanter Lampenfassung muss sie zunächst das Loch in dem leeren Ei erweitern. Dann erfolgt die Reinigung von innen. Im nächsten Schritt kommt das Muster auf das Ei. Das malt Karola Stiehl per Hand. Schablonen könne man schließlich nicht anlegen. Für das, was sie zeichnet, hat sie natürlich Vorlagen. Inzwischen ist das Repertoire an Motiven recht umfangreich. Das vorgezeichnete Muster wird dann quasi in die Oberfläche eingraviert. Am Ende wird alles abgerundet und abschließend werden die kleinen Löcher gebohrt, durch die das Licht funkelt.

Die Motive für die Lampenschirme reichen von Blumen und Schmetterlingen über Herzen und Sterne bis hin zu ganz speziellen Sachen. Ein Fahrrad war einmal eine ganz besondere Herausforderung, erzählt Karola Stiehl. Da die Lampe kaputt ging, wollten die Leute, die gleiche dann auch noch einmal haben. Ein Hundekopf oder gar der Kopf des Enkelkindes gehörten ebenfalls schon zu Wünschen, mit denen die Leute zu ihr kamen. „Aber alles geht eben nicht“, so Karola Stiehl.

Auf schwarzen Ständern oder auch weißen kommen die Lampen einher. Als Windlichter können die Straußeneier auch mit Kerzen ausgestattet werden. Halbe Schalen sind ebenfalls als Deko mit Blümchen hübsch anzusehen oder auch in der Hängevariante möglich. Wer interessiert ist, muss sich schon persönlich an Karola Stiehl wenden. Es gibt keinen Laden, keinen Online-Auftritt, nur Mundpropaganda eben. Im Partyraum auf dem heimischen Grundstück steht einiges, was sie zu bieten hat.

Wenn in ihrem Dorf an Pfingsten zu Kreuz & Quer durch Steutz geladen wird und die Leute auf die Straußenfarm strömen, dann bekommen sie auch dort einen kleinen Eindruck von den hübschen Straußeneilampen. Außerdem ist Karola Stiehl auf den Weihnachtsmärkten in Steutz und Steckby zu finden und auf dem vorweihnachtlichen Adventsmarkt in Walternienburg. Das war es auch schon, mehr Märkte oder Veranstaltungen würde sie gar nicht schaffen, zumal sie auch an Sonnabenden arbeiten muss. Einmal war sie zur Weihnachtszeit in Quedlinburg, erzählt sie. Vor lauter Schieben und Drängeln hätten die Menschen gar keine Zeit zum Schauen gehabt, fand sie.

Karola Stiehl freut sich, wenn die Leute Gefallen an ihren Straußeneilampen finden. Ihre Technik scheint einzigartig zu sein. Sie selbst hat es noch nirgendwo gesehen, dass die Lampen auf diese Art und Weise gefertigt werden. Immer wieder holt sich die Steutzerin auch Anregungen aus dem Internet und probiert gern neue Sachen aus. Sie hat Spaß an ihrem Hobby, aber Zeit bleiben muss noch für andere Dinge. Nicht für die Straußenfarm, da hilft sie nur, wenn Not am Mann ist, aber für die Familie, den Garten, den Hund und Enkelsohn Marlon.