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Lkw-Verkehr Stadt und Bund tauschen Straßen

Die B 187a soll künftig über den Zerbster Ahornweg führen. Das Ziel: Der Lkw-Verkehr soll aus der Stadt gehalten werden.

Von Daniela Apel 08.11.2020, 00:01

Zerbst l Bund und Stadt wollen Straßen tauschen. Die B 187a soll künftig nicht mehr quer durch Zerbst führen, sondern über den bislang kommunalen Ahornweg verlaufen. Der Abschnitt vom Alten Teich bis hin zur Biaser Straße wird gleichzeitig zur Gemeindestraße abgestuft, womit die Stadt fortan für diese gut drei Kilometer lange Strecke zuständig wäre. Als Stichtag für die Änderung ist der 1. Juli 2021 vorgesehen. So steht es in den notwendigen Vereinbarungen, die Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) unterzeichnen wird, sobald der Stadtrat zugestimmt hat.

Dass die erforderlichen Beschlüsse genau jetzt vorgelegt werden, hat seinen Grund. So wollten „wir uns die B 187a nur schenken lassen, wenn sie in Ordnung ist“, erinnerte Dittmann im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss, der sich jetzt als erster mit der Thematik beschäftigte. Mit dem Ausbau der Karl-Marx-Straße ist nun ein Teilstück umfassend saniert, das nach stärkeren Regengüssen bislang jedes Mal überflutet war. Erst jetzt mit Abschluss der Maßnahme ist die Stadt bereit, die B 187a vom Bund zu übernehmen – auch wenn es weitere Bereiche gibt, die sich noch nicht in einem optimalen Zustand befinden.

Weitere Zugeständnisse zu erreichen, sei nicht möglich gewesen, schilderte Heike Krüger. Wie die Leiterin des Bau- und Liegenschaftsamtes darlegte, gab es mehrere Gespräche mit der Landesstraßenbaubehörde, die für die Unterhaltung der Bundesstraße verantwortlich ist. Zugleich wies sie darauf hin, dass sich auch über den rund 1,6 Kilometer langen Ahornweg mittlerweile Risse ziehen, die auszubessern wären. Den Instandsetzungsaufwand gab sie mit mehr als 300.000 Euro an. Derweil sprach der Bürgermeister von einem „Finanzrisiko“, das in der Brücke schlummert, die den Ahornweg über die Bahnlinie führt. Ausschussmitglied Lutz Voßfeldt (FDP) ergänzte, dass durch den Bund im Zusammenhang mit der Sanierung der Karl-Marx-Straße die Fahrbahn der Biaser Straße hinterm Bahnübergang noch auf einer Länge von gut 120 Metern erneuert wurde.

Wie Heike Krüger erläuterte, werden die jeweiligen Straßenzüge im derzeitigen Zustand übernommen. „Dazu wurde eine Protokoll erstellt“, informierte sie. Weitergehende Verbindlichkeiten sind ausgeschlossen. „Es wird nichts mehr aufgerechnet – genommen wie gesehen“, drückte es die Amtsleiterin aus.

Das betrifft neben der Friedrich-Naumann-Straße ebenfalls die Bahnhofstraße, wo Anwohner immer wieder Absackungen im Bereich der Gullys und Einläufe beklagen. „Die bei der Herstellung von Straßenanschlüssen festgestellten Mängel an der Fahrbahnwiederherstellung wurden soweit möglich beseitigt. Die Arbeiten wurden auch von unserer Tiefbauabteilung begleitet“, erklärte der Bürgermeister auf Nachfrage gegenüber der Volksstimme. Neuerliche Setzungen könne er nicht ausschließen. „Hierfür wird künftig die Stadt Zerbst als neuer Straßenbaulastträger eintreten müssen“, konstatierte Dittmann.

Doch zurück zur Ausschusssitzung. „Wir wollen den Schwerlastverkehr aus der Innenstadt rausbekommen, vor allem die Friedrich-Naumann-Straße soll Lkw-frei werden“, nannte Heike Krüger das wesentliche Ziel des Straßentausches. „Obwohl wir hier gegen Navigationsgeräte werden ankämpfen müssen“, war sich der Bürgermeister bewusst. Bis sich die geänderte Streckenführung durchgesetzt hat, wird einige Zeit vergehen. Fakt ist allerdings ebenfalls, dass einzelne der im Gewerbegebiet „Industrieweg“ ansässigen Firmen nur Zufahrten über die Bahnhofstraße haben. Das ließ auch Dittmann nicht unerwähnt.

Ob zukünftig zwischen Alter Teich und Biaser Straße, wie von Sebastian Siebert (SPD) angefragt, eine 30er Zone eingerichtet wird, ist offen. „Weiterführende Überlegungen wurden bislang nicht angestellt“, gestand der Bürgermeister. Jedoch sei es äußerst schwierig, Geschwindigkeitsreduzierungen durchzusetzen. „Dies wird als schwerer Eingriff in den fließenden Verkehr ausgelegt. So ist zumindest momentan die Sichtweise des Landkreises“, erklärte er.

Mit der Abstufung der B 187a erbt die Stadt ebenfalls eine Ampel, wie es Dittmann mit Blick auf die Kreuzung am Frauentorplatz formulierte. Ob diese für immer Bestand hat, bleibt abzuwarten. Bereits bei der Sanierung der dort einmündenden Lusoer Straße war über die Umwandlung in einen Kreisverkehr nachgedacht worden – eine Möglichkeit, über die die Stadt fortan allein entscheiden kann. „Der Charme des Kreisels wäre eine dauerhafte Verkehrsberuhigung“, bemerkte der Bürgermeister hinsichtlich der Lkw.

Christiane Schmidt (Bündnis 90/Grüne) interessierte, ob die Umstufung des Ahornweges bauordnungsrechtliche Auswirkungen hätte. Sie dachte da an die zu schaffenden Zufahrten, wenn sich dort weiteres Gewerbe ansiedelt. In der Regel gebe es diesbezüglich keine Probleme, so Heike Krüger. Für sie stellt die Umwidmung zur B 187a vielmehr einen Vermarktungsvorteil für die kommunalen Flächen dar. Durch die Lage an einer Bundesstraße würden die Grundstücke aufgewertet. Für Unternehmen sei es in diesen Fällen zudem leichter, Fördermittel zu erhalten, bestätigte Dittmann.

Zu guter Letzt befürwortete der Bau- und Stadtentwicklungsausschuss einstimmig den Straßentausch. Als nächstes wird sich der Haupt- und Finanzausschuss mit dem Sachverhalt beschäftigen, bevor der Stadtrat die endgültige Entscheidung fällt.