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Lockdown 2.0 Distanzunterricht als Zwischenlösung

Ab heute, 16. Dezember, gilt entweder schulfrei oder Distanzunterricht in Schulen, auch in Zerbst. Wie geht man in Zerbst damit um?

Von Daniela Apel 16.12.2020, 00:01

Zerbst l Als „sehr verwirrend“ empfindet Kirsten von Mandel die ab heute greifende Corona-Regelung für die Schulen im ganzen Land. Eine komplette Schließung hätte sie nachvollziehen können. Die jetzige Lockdown-Lösung hingegen sei seltsam, gesteht die Leiterin der Ganztagsschule „Ciervisti“.

Während die Mädchen und Jungen ab Klasse 7 für die letzten drei Tage vor den Weihnachtsferien in den Distanzunterricht wechseln, endet für die Fünft- und Sechstklässler wie für alle Grundschüler die Präsenzpflicht. Das bedeutet, sie müssen nicht am Unterricht in der Schule teilnehmen. Vielmehr wird empfohlen, dass der Nachwuchs zu Hause bleibt.

Eltern, die eine familiäre Betreuung nicht absichern können, sollten bis gestern Bescheid geben. Dennoch: „Wir müssen schauen, wie viele Kinder tatsächlich kommen“, sagt Kirsten von Mandel. Die Lehrer zumindest werden bereitstehen. „Fachunterricht kann ich aber nicht machen, wenn nur ein Teil der Schüler da ist und der Rest daheim“, meint sie hinsichtlich der praktischen Umsetzung der bundesweiten Regelung. Während den einen der Stoff direkt vermittelt werde, müssten ihn sich die anderen selbst erschließen.

Für die Schüler ab Klasse 7 heißt es indes, sie bekommen wie schon während des Lockdowns im Frühjahr Arbeitsaufgaben für zu Hause. „Und die werden wir für alle wieder in Papierform vorhalten“, sagt Kirsten von Mandel. Denn sie weiß, dass gut ein Drittel der Schüler entweder keinen Laptop besitzt oder es mit dem Internetzugang hapert.

Komplett auf die digitale Lernplattform Moodle setzt unterdessen das Gymnasium Francisceum. Selbst die Fünftklässler übten von Anfang an den Umgang mit der Software, wie Schulleiterin Veronika Schimmel schildert. Sie hat mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen gerechnet und hätte sie persönlich schon eher ergriffen. „Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre im November für vier Wochen alles dicht gewesen“, sagt Veronika Schimmel. Aus ihrer Sicht hätte man damit die zweite Corona-Welle stärker brechen können, die nun über Deutschland rollt. „Wir müssen uns disziplinieren“, meint sie.

Auch Heike Bengner war nicht überrascht von der Entscheidung, die die Bundeskanzlerin am Sonntag gemeinsam mit den Länderchefs getroffen hat. Die Leiterin der Astrid-Lindgren-Grundschule ist zugleich froh, dass die Schulen im Sinne der Vermittlung des Lernstoffes bis jetzt geöffnet blieben. Denn der Lockdown hätte schon eher kommen können. Die letzten drei Tage vor den Weihnachtsferien seien hingegen gut zu überbrücken, findet Heike Bengner. Dass die Schulen nicht komplett geschlossen werden, begrüßt sie. Und dass eben nicht nur eine Notbetreuung angeboten wird, sondern zugleich Unterricht stattfindet. Denn manche berufstätige Eltern hätten absolut keine Möglichkeit mehr, zu Hause zu bleiben, weiß sie.

Wie schnell indes ein Corona-Fall auftreten kann, erfuhr Heike Bengner gestern, als ihr das Gesundheitsamt mitteilte, dass eine Viertklässlerin positiv getestet wurde und die gesamte Klasse samt einer Lehrerin nun für 14 Tage in Quarantäne ist. „So schnell wendet sich alles“, sagt sie.

„Der Lockdown muss sein. Er ist notwendig“, sagt Manuela Aretz. Sie trägt die aktuelle Entscheidung zur Eindämmung der Corona-Pandemie mit. „Je weniger soziale Kontakte, desto besser“, meint die Leiterin der Grundschule An der Stadtmauer. Um eine Gruppendurchmischung zu verhindern, seien die einzelnen Klassen bereits nur noch von ihrem jeweiligen Klassenlehrer unterrichtet worden, berichtet sie. Deutsch, Mathe und Sachkunde ließen sich da gut abdecken. Das funktioniere.

Nun wurden für die Schüler, die bis zum Wochenende daheim bleiben, wieder Aufgaben vorbereitet. „Die anderen haben normal Unterricht“, so Manuela Aretz. „Wir können das Jahr nicht zurückdrehen, sondern nur die Daumen drücken, dass es nach den Ferien normal weitergeht“, bemerkt sie.

Um zwei Tage wurden die Weihnachtsferien bereits verlängert. An jenem 7. und 8. Januar können sich die Lehrer freiwillig auf Corona testen. Die Schnelltests haben die Schulen inzwischen erhalten. Für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld wurden sie im Berufsschulzentrum in Bitterfeld ausgegeben, wie Kirsten von Mandel erzählt. Abholen musste sie diese von dort selbst, wie sie schildert. Für die Förderschule Am Heidetor nahm sie Tests mit, während Francisceumsleiterin Veronika Schimmel die Tour ebenfalls selbst unternahm. Für die Grundschulen der Einheitsgemeinde, die sich in Trägerschaft der Stadt Zerbst befinden, hätte dies die Stadtverwaltung organisiert. Kirsten von Mandel hätte sich hier das Angebot des Mitbringens der Tests für alle Schulen gewünscht.

Welche Regelungen dann ab 11. Januar greifen, ist bislang offen. Angedacht ist, dass die Grundschulen ohne Präsenzpflicht starten. An den weiterführenden Schulen soll es einen eingeschränkten Regelbetrieb geben, das heißt mit einem täglichen Wechsel der Gruppen. Mit dieser Variante würde Kirsten von Mandel nicht mitgehen, sagt sie. Sie ist für einen wöchentlichen Wechsel, „um wenigstens etwas Kontinutität reinzukriegen, ein bisschen Normalität“, wie sie sagt.