Tourismus Magdalena von Servesta sagt Adieu: Tourist-Info Chefin und Butterjungfer Viola Tiepelmann bleibt von nun an auf dem Sockel
Nach 32 Jahren an der Spitze der Zerbster Tourist-Information verabschiedet sich Viola Tiepelmann nun in den Ruhestand. Mit einem spartanisch eingerichteten Büro fing sie 1990 an und hinterlässt beim Abschied eine einzige Erfolgsgeschichte.

Zerbst - Sie begann nach der Wende bei null, reiste in die Partnerstadt Jever, um sich Inspiration und Tipps zu holen, wie Städtetourismus und Stadtmarketing so läuft. Zurück in Zerbst, war ihr erster Arbeitsplatz ein Büro mit einem Telefon und einer Schreibmaschine. Was sie dann in 32 Jahren mit ihrem ganz eigenen Charme und ein wenig „Zerbster Schnauze“, mit der sie äußerst überzeugend sein kann, aufgebaut hat, ist eine einzige Erfolgsgeschichte.
Sie war Botschafterin, Moderatorin, schlüpfte in die Rolle verschiedener historischer Persönlichkeiten der Stadt, führte Gäste unzählige Male mit Kompetenz, Witz und lustigen Anekdoten durch Zerbst. Legendär sind ihre Nachtstadtführungen, so beliebt, dass es Wartelisten dafür gab, so lang wie Elbe und Rhein zusammen.
Unzählige Partner aus der Gastronomie, Hotellerie, der Wirtschaft und den vielen Vereinen
Die Rede ist natürlich von Viola „Ole“ Tiepelmann, 32 Jahre Chefin der Zerbster Tourist-Information und Botschafterin der Stadt Zerbst schlechthin. Sie verabschiedete sich am Mittwoch in den Ruhestand. Diese Erfolgsgeschichte sei aber nur möglich gewesen, so betonte sie, weil sie ein engagiertes Team und unzählige Partner aus der Gastronomie, Hotellerie, der Wirtschaft, den vielen Vereinen der Einheitsgemeinde und nicht zuletzt aus der Stadtverwaltung und auch die Ortsbürgermeister an ihrer Seite hatte.
Und wer Viola Tiepelmann kennt, den verwunderte es dann auch nicht, dass sie genau 30 Minuten brauchte, um all ihren Weggefährten, Freunden und nicht zuletzt ihrem Mann für die Unterstützung und Zusammenarbeit zu danken. Und so schwang neben dem vielen Händeschütteln, Umarmungen und guten Wünschen natürlich ein Hauch Wehmut durch die Mauern von St. Nicolai, von ihr als Ort für ihren Abschiedsempfang gewählt.
Als Viola Tiepelmann 1990 ihre Arbeit begann, gab es faktisch keinen Tourismus in Zerbst. Das änderte sich in den Folgejahren. Gästeführer wurden ausgebildet, unzählige Prospekte entwickelt, auf Messen und bei vielen anderen Gelegenheiten für Zerbst, seine Geschichte und Sehenswürdigkeiten geworben – mit Erfolg. „Das war eine kontinuierlich positive Entwicklung, teilweise mehr als 100 Stadtführungen pro Jahr und in der Spitze mehrere Tausend Tagesgäste, die Zerbst besuchten“, blickt Tiepelmann zurück.
Viola Tiepelmann rief viele erfolgreiche Projekte ins Leben
Ganz nebenbei fungierte Viola Tiepelmann noch einige Jahre als Geschäftsführerin des Zerbster Verkehrsvereins, wo sie zusammen mit dem Vereinsvorstand und den Mitgliedern die Stadtfeste und die Stadt selbst powerte, wie sie es ausdrückt. Funk und Fernsehen wurden gezielt auf die Spargelschäl-WM aufmerksam gemacht. „Teilweise tummelten sich mehrere Fernsehsender beim Finale auf der Bühne, so dass manchmal die Akteure kaum Platz zum Schälen hatten. Das hat natürlich sehr geholfen, die Stadt noch bekannter zu machen“, sagt Tiepelmann. So sei das Zusammenspiel von Tourist-Info und Verkehrsverein ein weiterer wichtiger Baustein für die positive Entwicklung des Tourismus gewesen.
Mit ihren Partnern entwickelte Tiepelmann im Laufe der Jahre immer neue Konzepte und Aktionen, wie zusammen mit der Kreisvolkshochschule die Stadtführung „3000 Schritte“, die seit mittlerweile mehr als zehn Jahren fester Bestandteil des Programms der Tourist-Info ist, ebenso wie die Radfahrtage. „Insgesamt elf Radfahrtage haben wir gemeinsam mit unseren Tourleitern organisiert. An beiden Aktionen haben in den zehn Jahren Tausende Menschen teilgenommen, die sich am Ende immer begeistert zeigten“, blickt sie nicht ohne Stolz zurück. Und natürlich ist da noch die Gewerbefachausstellung (Gfa), die Tiepelmann als Chef-Organisatorin von Beginn an maßgeblich geprägt hat.
Eine letzte Nachtstadtführung?
Bürgermeister Andreas Dittmann würdige Tiepelmann als „Macherin“, als Powerfrau, die nicht viel redet, zumindest bei neuen Ideen und Projekten nicht, sondern die es einfach anpackt, die Meilensteine gesetzt hat. „Viele Städte haben uns um dich beneidet, haben sogar versucht dich abzuwerben – zum Glück erfolglos“, sagte Dittmann ziemlich erleichtert.
Sie sei quasi das Sprachrohr der Stadt gewesen. „Wer dich, liebe Ole, unter anderem auf Messen oder bei den Sachsen-Anhalt-Tagen live, in Farbe und in Action erlebt hat, der nahm ein uneinholbares Erlebnis mit von diesen Events. Das muss erst einmal jemand nachmachen. Insofern sind die Fußstapfen, die du hinterlässt, ziemlich groß, was deine Nachfolgerin allerdings nicht dazu verleiten sollte, sich nur innerhalb dieser Fußstapfen zu bewegen. Hinterlassen Sie einfach eigene Spuren. Die Orientierung an dem Vorgelegten ist natürlich ausdrücklich gestattet“, betonte Dittmann und dankte seinerseits für die unermüdliche Arbeit für die positive Außendarstellung der Stadt.
Henker Uwe Stück, Roland Tom Hebäcker und Fackelmeister Daniel Hinze, Tiepelmanns Mitstreiter bei den Nachtstadtführungen, rangen ihr dann noch ein Versprechen ab – eine letzte Nachstadtführung mit der Truppe. Das Nachdenken dauerte dann auch nur einige Sekunden, bis sie ihr „Ja“ verkündete, sehr zur Freude „ihrer“ drei Männer.

