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Museum Das UuieZeum nimmt Gestalt an

Bias bekommt ein Museum. Christoph Hönl möchte die Geschichte seines Dorfes zugänglich machen.

Von Petra Wiese 21.06.2020, 06:00

Bias l Immer schon an Geschichte interessiert, hat der Biaser Christoph Hönl zur 1000-Jahrfeier seines Dorfes die Festschrift geschrieben. Das war im Jahre 2003. Die Geschichte beschäftigte ihn weiter. „Ich wollte was in Bias machen“, erklärt der 47-Jährige. Gelände und Räumlichkeiten fanden sich auf dem großen Hof der Familie, um die lange gereifte Idee, ein Museum einzurichten, umzusetzen.

Ein Drittel ist inzwischen geschafft. Seit sieben Jahren wird gebaut. Über drei Ebenen erstreckt sich das Museum. Die oberste Etage ist inzwischen fertig eingerichtet. Das Gebäude diente früher als Kohleschuppen und stand später leer. Ganz früher gab es den Bau nicht, erklärt Hönl. Auf den typischen Dreiseitenhöfen gab es immer ein freies Stück zwischen Scheune und Stall, damit Brände nicht so leicht übergreifen konnten. Später wurde die Lücke geschlossen.

Ansprechend hergerichtet hat Hönl das Gebäude. Eine rustikale Holztreppe führt unters Dach. Da beginnt der Ausflug in die Biaser Geschichte. Karten veranschaulichen, wie sich Bias im Laufe der Zeit verändert hat, und man erkennt, wie es zunächst von nördlich der Funder auf die andere Seite verlegt wurde, und wie es mit den anderen Dörfern ringsum wuchs. Die Karten dazu hat Christoph Hönl, der als Statiker im Schienenfahrzeugbau in Dessau tätig ist, selbst entworfen.

Der Familienvater hat nachgelesen, nachgefragt, recherchiert und gesammelt, um die Geschichte umfänglich wiedergeben zu können. Sein Museum soll historische Fakten und überliefertes Wissen über Bias bewahren und weiter geben. Das liegt Christoph Hönl am Herzen. Schließlich gehöre er zu den letzten „Eingeborenen“ des Dorfes.

Dass Exponate zur beginnenden Besiedlung rar sind, versteht sich. Da bedient sich Hönl einiger Replikate, um Aspekte deutlich zu machen. Eine elbgermanische Gewandfibel war einmal ein Geburtstagsgeschenk, während Hönl und seine Frau Antje lange übten, bis der Sueben-Knoten, eine typisch germanische Männerfrisur, an der Perücke gelang. Den Stiel vom germanischen Wurfspieß fertigte Christoph Hönl selbst passend zur Klinge.

Auf Scherbensuche hatte sich der Biaser mit einem seiner beiden Söhne auf Anregung von Dr. Jörg Lobedank begeben. Unerwartet groß war die Ausbeute auf dem Acker. Und ob sein nachgebauter mittelalterlicher Spaten funktioniert, hat er auch selbst ausprobiert, bestätigt seine Frau.

Für die jüngere Geschichte hat er einiges Material aus Biaser Haushalten zur Verfügung. Das meiste sei viel zu schade zum Wegwerfen, so Hönl. Auch ein 200 bis 300 Jahre alter Wagenheber ist unter den „Erbstücken“. Was die Leute eben so loswerden wollten.

Einiges wird sich dann in den anderen beiden Ebenen wieder finden. Ausgewählte Objekte, nicht einfach querbeet alles, wie es oft in heimatkundlichen Sammlungen üblich ist. Anregungen für das Museum haben sich die Hönls vielerorts geholt. „Unsere Urlaube finden nicht am Strand statt“, sagen sie, „wir haben schon viele Heimatstuben und liebevoll hergerichtete Museen besucht.“

So hatte Christoph Hönl ganz klare Vorstellungen, wie das UuieZeum aussehen soll, um die 1000-jährige Biaser Geschichte für historisch Interessierte zu präsentieren. In dem, was er vermitteln will, steckt sehr viel Aufwand, Fakten sind wissenschaftlich hinterlegt. „Ich versuche, alles gegenlesen zu lassen“, sagt er.

Einige im Dorf und Bekannte wissen schon um das Museum. Das Feedback war bislang nur positiv. Wann eröffnet wird, ist allerdings noch offen. Eigentlich hatte Hönl den Tag des offenen Denkmals avisiert, doch davon will er absehen, denn er schätzt, dass im September ganz viele durch Corona ausgefallene Veranstaltungen, Feiern etc. nachgeholt werden. Da will er lieber noch auf den geeigneten Zeitpunkt warten, um zur Eröffnung auch den ungewöhnlichen Namen des Museums aufzuklären.

„Ich habe keine Illusionen, dass mir die Leute die Bude einrennen“, bleibt er realistisch. Die Biaser werden vielleicht mal kommen und zu Gelegenheiten hin und wieder mit Besuch. Aber auch für den ein oder anderen Auswärtigen könnte das Biaser Museum ein Anlaufpunkt sein. Vielleicht passt es in ein touristisches Angebot.

Auf jeden Fall sind regelmäßige Öffnungszeiten vorgesehen, wie zum Beispiel jeden ersten Sonntag im Monat. Ob ganzjährig oder nur saisonal geöffnet wird, steht noch nicht fest. Natürlich können auch Führungen bei Bedarf vereinbart werden.

Doch bis es soweit ist, hat Christoph Hönl noch einiges zu tun. Und wenn die drei Etagen erst einmal fertig sind, dann schwebt dem Biaser eine Erweiterung im Außenbereich vor. Da können dann landwirtschaftliche Maschinen ihren Teil der Geschichte erzählten.

„Wenn ich den Besuchern das Gefühl für den geschichtlichen Abriss vermitteln kann, dann würde ich mich freuen“, so Christoph Hönl. Für Durchreisende wird an der Koppel der Hönls am Ortseingang von Bias ein Schild auf das Museum aufmerksam machen. Und wer im Internet googelt, der wird unter „Museum Bias“ oder „UuieZeum“ ebenfalls fündig und kann sich schon mal einen Eindruck verschaffen.