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Natur Neue Heimat für 20.000 Lachse

Meerforelle und Lachs sind aus der Nuthe bei Zerbst verschwunden. Durch ein Projekt sollen beide Fischarten wieder angesiedelt werden.

Von Thomas Kirchner 06.10.2017, 01:01

Zerbst l Einst waren Lachse und Forellen in der Nuthe zu Hause, wie der Roland auf dem Zerbster Markt. Und das soll künftig auch wieder so sein. Deshalb wurden am Mittwoch 20.000 Baby-Lachse in die Nuthe eingesetzt. Derzeit bringen die Winzlinge gerade mal fünf Gramm auf die Waage. „Wenn es aber zehn sind, haben sie das richtige Gewicht um abzuwandern“, erläutert Steffen Zahn vom Institut für Binnenfischerei in Potsdam und Leiter des Projektes.

Die Junglachse werden in kleinen Schwärmen im Frühjahr, April bis Mai, die hoffentlich zur Heimat gewordene Nuthe über die Elbe und die Nordsee bis in den Nordatlantik verlassen. Bei entsprechender Körpergröße und Gewicht und bei Bereitschaft zur Fortpflanzung kehren die Lachse dann zurück.

Das Projekt fand nicht zum ersten Mal statt. Und aus der Vergangenheit weiß man bereits: Einige kommen zurück. Aber man muss Zeit einplanen. „Es ist durchaus möglich, dass im Herbst 2019 die ersten jetzt in die Freiheit entlassenen Lachse zurückkehren“, schätzt der Projektleiter ein. Diese Fische haben meist eine Länge von 65 bis 75 Zentimeter und bereits ein Gewicht von zwei bis drei Kilogramm.

Manche Lachse wandern aber auch weiter, teilweise bis nach Grönland. Diese sind unter Umständen auch mal drei bis vier Jahre auf hoher See unterwegs, bevor sie wieder in der Heimat eintreffen.

Doch mit dem Norden dürften sich die Baby-Lachse schon ein wenig auskennen, denn sie sind waschechte Dänen. Die 20.000 Fische für die Nuthe werden nämlich extra mit einem Lkw aus Dänemark angeliefert. „Die dänischen Kollegen befassen sich schon seit gut 30 Jahren mit der Lachszucht“, sagt Steffen Zahn.

Die Jungfische müssen so aufwändig heran geschafft werden, denn „der ursprüngliche Elblachs ist schon vor gut 100 Jahren abgewandert“, klärt er auf. „Durch ganz unterschiedliche Einflüsse sind diese Fische aus unseren heimischen Flüssen und Bächen einst verschwunden“, erklärt Zahn. Verschiedene Baumaßnahmen an den Flüssen, wie Wehre oder auch die Wasserverschmutzung, hätten dazu geführt, dass Lachs und Forelle ausgerottet waren. Daher bleibt keine andere Möglichkeit.

In den Nutheläufen in und um Zerbst sollten die jungen Dänen nun eine neue Kinderstube finden und heranwachsen, um im Frühjahr abzuwandern. Übrigens: Während Forellen in der Nordsee verbleiben, ziehen die Lachse bis in den Atlantik, bevor sie zum Laichen in die Nuthe zurückkehren.

So eine Reise kann beschwerlich sein. Um sie etwas angenehmer zu gestalten wurden schon zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Zum Beispiel wurden sieben Millionen Euro in eine Fischtreppe am Mulde-Wehr in Dessau investiert. Diese soll den Fluss durchgängig ökologisch machen, sodass auch dort Lachse und Störe ungehindert in ihre Laichgebiete an der oberen Mulde gelangen können.

Außerdem wäre da noch Europas größte Fischtreppe bei Geesthacht, die auch unsere Zerbster Lachse passieren müssen, um wieder zurückzukehren. Im August 2010 wurde sie in Betrieb genommen – seitdem nutzten rund 2,1 Millionen Fische die Aufstiegshilfe.

Ziel des seit 2009 laufenden Projektes ist es, Meerforellen und Lachse in die Flüsse und Bäche zurückzuholen, in denen sie einst heimisch waren. Dazu zählen neben der Nuthe beispielsweise auch die Bode, Jeetze oder auch die Rossel.

Bei dem Wiederansiedlungsprojekt kooperieren das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und der Landesanglerverband mit dem Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow.