Angebote von Arbeitgebern nehmen aufgrund von Fachkräftemangel zu Neben der Arbeit Gesundheitskurs zur Vorsorge
Wirbelsäulenscreening, Entspannungsmethoden, Rückenschule. Wer Vollzeit arbeitet, hat dafür kaum Zeit. Was liegt näher als gesundheitsbewusste Angebote an den Arbeitsplatz zu holen? Die Firma Anhalter Fleischwaren macht es in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse IKK vor.
Zerbst l Demografischer Wandel, das bedeutet die Bevölkerung wird älter, der Nachwuchs nimmt ab. Für den Arbeitsmarkt heißt das weniger Arbeitslose, aber auch weniger Erwerbstätige insgesamt. Fachkräfte zu finden, wird schwieriger. Gut für die Arbeitnehmer: Sofern sie die richtigen Qualifikationen mitbringen, können sie wählerischer werden. Die Arbeitgeber locken nicht nur mit monetären Anreizen, auch eine arbeitnehmerfreundliche Unternehmenskultur rückt in den Mittelpunkt. Ein Aspekt sind gesundheitsbewusste Angebote am Arbeitsplatz. Helge Staffe, Betriebsleiter der Anhalter Fleischwaren, hat für seine Mitarbeiter davon einige in petto. Dafür arbeitet er eng mit der Krankenkasse IKK zusammen.
"Der erste Schritt war eine Bedarfsanalyse", erzählt Susanne Hübner. "Die Mitarbeiter wurden befragt, welchen Belastungen sie ausgesetzt sind, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Möglichkeiten sie sich wünschen", führt die Kundenbetreuerin der IKK aus. So wurde ein Angebot erarbeitet: "Pilates, autogenes Training, gesund Kochen, Step-Aerobic und Rückenschule", zählt Doreen Schmeißel auf. Sie arbeitet als "Füllerfrau" bei den Anhalter Fleischwaren. "Ich bin dafür verantwortlich, dass das Wurstbrät in die Wurst kommt", erklärt sie ihre Hauptaufgabe. "Das viele Stehen geht auf den Rücken. Die Angebote, die in diese Richtung gehen, kommen mir also sehr gelegen."
Auch Kollegin Gisela Schäfer freut sich über das Angebot. "Ich war im Pilates-Kurs, das war super."
Mittlerweile werden die Angebote für das nächste Jahr erarbeitet. "Mit der Rückenschule waren einige Kollegen nicht zufrieden, weil zu viel an Geräten gearbeitet wurde", erzählt Personalleiterin Schäfer. "Diese Rückkopplung ist wichtig", fügt Gabriela Hübner von der IKK hinzu. "Dann können wir die Änderungsvorschläge ins Programm aufnehmen."
Für 2012 haben die Frauen schon viele Ideen, auch hier liegt eine Mitarbeiterbefragung zugrunde. Entspannungsmethoden gegen Schlafstörungen, die gerade bei Schichtarbeitern häufig auftreten, zählen dazu wie ein Smokelyzer. "28,6 Prozent der Mitarbeiter sind Raucher", sagt Doreen Steinforth. Mit dem Smokelyzer wird der Kohlenmonoxidgehalt gemessen und mit der "Normalität" verglichen. Auch ein Venenscreening ist angedacht und die Kurse aus dem vergangenen Jahr sollen beibehalten werden.
"Die Kurse laufen natürlich in der Freizeit der Mitarbeiter", sagt Betriebsleiter Helge Staffe. Gesundheitstag und Vorsorgeuntersuchungen finden aber während der Arbeitszeit statt.
So auch die Augenuntersuchung, die für Mai fest geplant ist. Hier kann jeder Mitarbeiter testen, wie es um seine Sehkraft bestellt ist. "Wir brauchen einen genauen Ablaufplan für diese drei Tage, produzieren müssen wir schließlich auch", meint Gisela Schäfer. "Applaus von allen Mitarbeitern darf man als Arbeitgeber nicht erwarten", so die Personalleiterin. "Nach einem anstrengenden Arbeitstag fehlen oft die Zeit und Lust für Pilates-Kurse und ähnliches. Darum ist es sehr schön, dass hier die Gesundheitschecks während der Arbeitszeit stattfinden können", meint Doreen Steinforth von der IKK.
Das freut auch Ilona Jordan, die in dieser Woche ein Wirbelsäulenscreening bekam. "Bei mir ist alles im grünen Bereich", erzählt die Mitarbeiterin der Anhalter Fleischwaren. "Hätte ich das privat gemacht, wäre ich viel Zeit und Geld losgeworden."