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Pilze Nach dem Regen wachsen die Pilze

Von dem Regen am Wochenende profitieren nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Pilze. Sie dürften auch in Zerbst jetzt sprießen.

Von Thomas Höfs 15.06.2020, 06:00

Ronney/Gerwisch l In den vergangenen beiden Jahren sah es bei den Pilzen eher mau aus. Das fehlende Wasser in Form von Niederschlägen sorgte für eine bescheidene Ausbeute. Die bislang fehlende Feuchtigkeit setzte den Pilzen auch in diesem ersten Halbjahr wieder zu, sagt die Gerwischer Pilzsachverständige Elke Tantzen. Seit Jahren ist sie vor allem im Herbst im Umweltzentrum Ronney regelmäßig zu Gast und bietet dort geführte Pilzwanderungen an.

Vereinzelt hatte sie in den vergangenen Tagen einige Pilze entdeckt, schildert sie. Doch nur an bestimmten Stellen waren sie zu finden. Dabei wäre jetzt die Zeit der Pfifferlinge gekommen. Nach den kräftigen Regenschauern vom vergangenen Wochenende dürften die aromatischen Pfifferlinge in den kommenden Tagen wachsen. Ein Waldspaziergang könnte sich für Pilzliebhaber also lohnen, schätzt sie ein.

Dennoch warnt sie auch vor dem Sammeln von Pilzen, die nicht zweifelsfrei bestimmt werden können. „Manche Leute schaffen es, einen ganzen Korb Knollenblätterpilze zu sammeln“, hat sie schon erlebt. „Ich muss mir richtig Mühe geben und meist lange suchen, bis ich mal einen finde“, erzählt sie.

Der Grüne Knollenblätterpilz gilt als einer der giftigsten Vertreter unter den Pilzen. Gern wird er mit dem Champignon verwechselt, weiß die Sachverständige. Schon kleine Mengen des Knollenblätterpilzes können tödlich wirken. Im Zweifel sollten Pilzsammler immer einen Sachverständigen aufsuchen, um Gewissheit zu erlangen, rät sie. Wichtig ist dabei vor allem, den gesamten Pilz mitzunehmen. Das gilt besonders für Knollenplätterpilze. Sie sind an den typischen Knollen am unteren Stiel leicht zu bestimmen. Schwierig wird es, wenn dieses Bestimmungsmerkmal fehlt.

Anstatt sich fachliche Hilfe zu holen, gibt es auch immer mehr Apps für Smartphones, die sich mit dem Thema beschäftigen. Die kleinen Programme zeigen dem Nutzer, welche Pilze genießbar sind. „Die Programme haben aber einen entscheidenden Nachteil. Sie zeigen nicht an, welche Pilze so ähnlich aussehen und deshalb leicht verwechselt werden können.“ Außerdem lesen sich die Nutzer nicht immer die Beschreibung zu den gesuchten Pilzen durch. Da werde dann schnell auf das Foto geschaut und der Pilz so bestimmt. Davor könne sie nur warnen.

Es gebe zahlreiche Pilze in der Natur, die den essbaren sehr sehr ähnlich sehen und ganz leicht verwechselt werden können. Deshalb sollten Pilzsammler, die sich unsicher sind, immer auf Nummer sicher gehen und einen Experten befragen. Auch wenn es aktuell noch einige Beschränkungen während der Corona-Pandemie gebe, müssten die Bürger keine Sorgen haben, wenn sie einen Experten anrufen. „Bei mir zu Hause führe ich die Schau der Pilze auf der Terrasse durch“, erzählt sie. An der frischen Luft gehe das gut und die Abstände könnten eingehalten werden.

In allen Landkreisen gibt es Pilzsachverständige, die Pilzsammlern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit einem Anruf lasse sich hier in der Regel ein Termin vereinbaren. In den vergangenen beiden Jahren war das Fachwissen bei Elke Tantzen wenig gefragt, weil es kaum Pilze zu finden gab. Dabei unterliegen auch die Pilze aus den Wäldern einer gewissen behördlichen Kontrolle. Jährlich fordern die Gesundheitsämter in den Landkreisen von den Fachleuten bestimmte Pilze an. Im Labor werden sie dann vor allem auf radioaktive Strahlung untersucht. Auch mehr als 30 Jahre nach dem schweren Reaktorunglück von Tschernobyl, bei dem sehr viele radioaktive Isotope freigesetzt wurden, spielt das Thema noch immer eine Rolle. Bis nach Deutschland trug der Wind damals die strahlenden Teilchen. In einigen Regionen, vor allem im Süden der Bundesrepublik gibt es heute noch Bereiche, in denen keine Pilze zum Verzehr gesammelt werden dürfen, weil die Strahlenbelastung zu hoch ist.

In Norddeutschland brauchen sich die Pilzsammler hier weniger Sorgen zu machen. Die Pilze sind hier unbelastet. Mehr Augenmerk sollten die Sammler auf die Frage richten, ob sich der gesammelte Pilz zweifelsfrei bestimmen lässt, erinnert die Sachverständige. Sicherer sei es, wenn sich die Pilzsammler nur auf diejenigen Pilze konzentrierten, die sie zweifelsfrei bestimmen können.

Auch der Handel bietet inzwischen schon viele Pilze an. Allerdings betrachtet die ausgebildete Biologin die Qualität der angebotenen Pilze oft mit Sorge. Lange Transportwege und eine den Pilzen wenig zuträgliche Lagerung können die empfindlichen Pilze schon im Geschäft verderben lassen. Dabei ist es gar nicht mal so selten, dass ein Pilz dabei von einem Pilz befallen wird.

Wer sich aber selbst im Wald auf die Suche nach den kleinen Pilzen macht, ist nicht nur an der frischen Luft, sondern weiß auch, wie frisch die Pilze sind. Anschließend sollten sie aber zügig verarbeitet werden. Denn wie ihre gezüchteten Verwandten aus dem Supermarkt halten sie sich nicht sehr lange an der Luft frisch, sondern verderben schnell. Lange haltbar können Pilze trotzdem gemacht werden, um sie später zu genießen. Am einfachsten ist es, sie auf Papier zu trocknen. Später können sie dann einem Braten zugegeben werden. Auch dann bereichern sie diesen mit ihrem typischen Aroma.