1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Pressluftflaschen sorgen für Streit im Kreis

Vorteilhaftes System aus Anhalt-Zerbster Zeit scheitert an Kostenverteilung Pressluftflaschen sorgen für Streit im Kreis

Von Thomas Drechsel 13.03.2012, 03:12

Es gibt Streit um rund 1200 Pressluftatemgeräte der freiwilligen Feuerwehren in Anhalt-Bitterfeld: Für Zerbster erfolgt deren Revision im Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) kostenlos, für die Geräte aus Bitterfeld und Köthen werden Materialrechnungen geschrieben.

Zerbst/Köthen l Die Kreisneugliederung von 2007 beschert noch immer Streit. Aktuell wird ein für den Kreis Anhalt-Bitterfeld insgesamt geltendes Verfahren für den Umgang mit den Pressluftatmern der Feuerwehren gesucht. Linke-Kreistagsmitglied Dagmar Zoschke erklärte, es sei ungerecht, wenn der Landkreis diese Feuerwehrtechnik wie bisher "für die Zerbster kostenlos wartet, während Bitterfeld und Köthen bezahlen müssen".

Beides hat in den jeweiligen Altkreisen Tradition. In Anhalt-Zerbst hatte der Landkreis den Erwerb der Pressluftatmer übernommen und auch deren Reparatur, Wartung und Revision. Die Feuerwehren kamen zum Feuerwehrtechnischen Zentrum und tauschten ihre Geräte, der Landkreis finanzierte diese Dienstleistung über die Einnahmen, also auch die Kreisumlage.

Das System nannte sich Atemschutzgeräteverbund und hat in Anhalt-Bitterfeld Startschwierigkeiten. Landrat Uwe Schulze ist vom Anhalt-Zerbster System recht angetan, denn die zentrale Wartung der Pressluftatmer in der FTZ ließe sich gut organisieren, der Ersatzteil-Kauf wie auch Ersatz-Investitionen in komplett neue Gerätesysteme wäre wegen der kreisweit erheblichen Anzahl effizienter vorstellbar, als wenn jede Kommune für sich allein einkauft. Genauso sieht die Praxis in den Altkreis-Gebieten Bitterfeld und Köthen bis heute aus.

Schulze ließ sein Amt für Brand- und Katastrophenschutz/Rettungswesen (ABKR) rechnen. "Über die nächsten elf Jahre betrachtet, würde sich ein Investitionsvolumen für die Atemschutztechnik aller Wehren und der zentralen Geräte beim FTZ in Höhe von drei bis vier Millionen Euro ergeben", informierte Eckhard Stoye, stellvertretender Amtsleiter, gegenüber der Volksstimme. In Anhalt-Zerbst hatte seinerzeit der Landkreis die Atemschutztechnik erworben. Dieses Eigentum ist bei der Kreisfusion ins Anhalt-Bitterfelder Vermögen eingeflossen. Die Köthener und Bitterfelder Kommunen haben eigene Atemschutztechnik, sorgen auch eigenständig für deren Wartung (nutzen dafür in der Regel das FTZ). Allerdings haben sie schon immer das hierfür nötige Material bezahlen müssen.

Anders als Anhalt-Zerbst, kann oder will der Kreis Anhalt-Bitterfeld die prognostizierten Kosten nicht allein tragen. Die Summe entsteht, weil die bisherigen drei verschiedenen Technik-Systeme (drei verschiedene Hersteller) für einen tatsächlichen Technik-Verbund vereinheitlicht werden müssten.

Das ABKR hat Ende 2011 allen Kommunen im Landkreis drei verschiedene Finanzierungsvorschläge unterbreitet. Vorgeschlagen wurde zum Beispiel, die Kosten auf die Einwohnerzahl zu beziehen. Oder auf die Anzahl der aktiven Kameraden. Die Städte Bitterfeld-Wolfen, Köthen und Zörbig und weitere haben bereits rundum abgelehnt: Sie haben gerade erst in die eigene Atemschutztechnik investiert und sehen nicht ein, weshalb sie jetzt beispielsweise in Form einer Pauschale anteilig dafür zahlen sollen, dass woanders Pressluftatmer ersetzt werden. Heiko Bergfeld, stellvertretender Abschnittsleiter im Feuerwehr-Abschnitt Nord und Ortswehrleiter Deetz, versteht das und empfiehlt die Verteilung der Kosten anhand der Risikoanalyse: Sie beschreiben die zwingend vorzuhaltenden Stückzahlen. Das Problem: Die Risikoanalysen sind in den meisten Orten noch nicht vorhanden.

Sollte der Atemschutzverbund nicht kreisweit etabliert werden können, würde bereits 2013 die Zerbster Atemschutztechnik an die Zerbster Wehr gehen. FTZ-Leistungen würden dann wie auch gegenüber Köthen und Bitterfeld eine Berechnung der Materialien nach sich ziehen. "Lohn haben wir noch nie berechnet", erklärte Stoye.