Zerbster Elbgemeinden gut gerüstet / Flut-Scheitel für Sonnabend bei 7,55 Metern vorhergesagt Prognose für Aken: Unter 2002er-Marke
Bewohner und Einsatzkräfte im Zerbster Umland erwarten gespannt den Scheitel der Flut. In den Elbgemeinden werden akribisch Häuser und Straßen gesichert. Der Deich in Tochheim läuft bereits über.
Zerbst l Ein deutlicher Unterschied zum Vortag ist am Donnerstag in den vom Hochwasser betroffenen Elbgemeinden um Zerbst zu erkennen. Während am Mittwoch noch letzte Arbeiten an der Wasserburg in Walternienburg getätigt wurden, ist die Burg gestern schon nicht mehr erreichbar. "Wir konnten das Loch in der Burgmauer noch ausreichend sichern. Die Fußgängerbrücke, die über die Nuthe zur Burg führt, drohte weggeschwemmt zu werden und musste mit Sandsäcken beschwert werden", erklärt Einsatzleiter Heiko Bergfeld.
Das Abwasser-Pumpwerk am Ortsausgang Richtung Ronney musste von Mitarbeitern der Heidewasser GmbH abgestellt werden. "Der Schaltschrank und die beiden Kompressoren wurden ausgebaut. Zusätzlich haben wir die Stelle mit Säcken und Planen gesichert", erklärt Bereichsleiter Torsten Herrmann. Auch die Abwasserschächte wurden mit Bau-Schaum verschlossen. "Wir müssen verhindern, dass Wasser aus der Elbe in die Kanäle fließt." Ab sofort wird die Gemeinde dezentral durch Fahrzeuge entsorgt. Die Mitarbeiter sind täglich von halb sieben bis abends um 21 Uhr im Einsatz und pumpen das Wasser aus dem Kanal. "Das wird schlimmer als das Hochwasser 2002", bewertet Torsten Herrmann die derzeitige Situation.
Heiko Bergfeld bleibt gelassen. "Da das Wasser in dieser Region unheimlich in Bewegung ist, kann der Pegel in 100 Metern Entfernung schon niedriger sein, als hier vor unseren Füßen." Nach wie vor ist Walternienburg der Mittelpunkt jeder Handlung. "Heute kümmern wir uns vor allem um die Kreuzung Güterglücker Straße/Hauptstraße." Mit Sandsack-Dämmen soll eine Flutung der Hauptstraße und damit weiterer Grundstücke verhindert werden. Die Straßen nach Flötz, Güterglück und Hohenlepte sind mittlerweile voll gesperrt. Nur Anwohner und Einsatzfahrzeuge dürfen passieren.
In Kämeritz sind seit gestern früh vier Gehöfte direkt vom Hochwasser betroffen. Flötz ist stärker betroffen als anfangs vermutet. In Poleymühle haben die meisten Anwohner ihr Zuhause bereits verlassen. Wo am Mittwoch die Straße noch bis zum ehemaligen Betonwerk befahren werden konnte, ist einen Tag später nur eine glatte, bordsteinhohe Wasserfläche zu sehen.
"Durch die gute Zusammenarbeit der Wehren und der freiwilligen Helfer haben wir alles gut im Griff", bewertet Heiko Bergfeld die momentane Lage. Auf Helfer aus anderen Ortschaften musste bisher noch nicht zurückgegriffen werden. Nur die Walternienburger Helfer kommen gestern erstmals zum Einsatz. Insgesamt kämpfen an diesem Tag 76 Kameraden der Feuerwehren und elf Freiwillige gegen den steigenden Pegel an. Bis zum Wochenende soll dieser in Barby auf 7,30 Meter und in Aken auf 7,70 Meter ansteigen. "In Barby sind es jetzt schon 6,95 Meter. Ich rechne also mit einem deutlich höherem Pegel", berichtet Heiko Bergfeld. Ein Problem seien jedoch die Schaulustigen. "Wir haben kleine Grüppchen beobachtet, die mit Getränken, Kameras und lauter Musik an die überfluteten Stellen herangefahren sind." Die Polizei kontrolliere aus diesem Grund die gesprerrten Straßen regelmäßig, um Hochwassertouristen fernzuhalten.
Unterdessen geht die Mulde zurück, was in Bitterfeld wie Dessau Hoffnung macht. In Roßlau wird kontinuierlich die Rossel in die Elbe gepumpt. Deren Pegel Leopoldshafen stand um 19 Uhr bei genau 7 Meter. Für Sonnabendvormittag wird ein 7,50 Meter hoher Scheitel erwartet.
An der Goitzsche sorgt die Sprengung vom Mittwochabend für einen leichten Rückfluss vom Seelhausener See in die Mulde. Zugleich fließt Wasser dieses Sees weiter auch in die Goitzsche. Deren steigender Pegel wiederum drückt am anderen Goitzsche-Ende über das einstige Einlaufbauwerk in die Mulde. Der Bruch zwischen den Seen soll mit Big Packs durch die Bundeswehr reduziert werden, das Problem am Einlaufbauwerk braucht noch eine Lösung. Zugleich wurde gestern Abend ein Höchst-Pegel der Elbe für Sonnabend von lediglich 7,55 Metern prognostiziert Der Höchststand 2002 lag bei 7,66 Metern.