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Gerichtsprozess Wanzen-Ausfall nicht geklärt

Dritter Verhandlungstag in Zerbst im Fall Nuthaer Feuerteufel. Es geht um die Überwachung durch eine Wanze am Auto.

Von Arlette Krickau 05.12.2017, 00:01

Zerbst/Nutha l Der Fall des Nuthaer Feuerteufels geht in die dritte Runde und damit aber noch nicht in die letzte – um es gleich vorweg zu nehmen.

Ein weiterer Prozesstag fand gestern im Amtsgericht Zerbst statt. Als Zeuge geladen, war der Beamte des Landeskriminalamtes, der die Überwachung des Fahrzeuges des Angeklagten technisch vorgenommen hatte.

Eine Observation war nach einigen Verdachtsmomenten in der Ermittlungszeit genehmigt worden. Mittels einer Wanze am Auto wurde das Fahrzeug überwacht. Dabei fiel bei in Augenscheinnahme des Auswertungsprotokolls auf, dass auch wichtige Zeiträume, in denen Brände in der Region Nutha statt fanden, das Gerät keine Daten geliefert hatte.

Die Wanze funktioniere vom Prinzip her ähnlich wie ein Navi im Auto. Nur die Übermittlung sei genauer, sagt der LKA-Beamte. Denn die Ermittlung der Daten erfolge über das Mobilfunknetz. Mindestens drei Satelliten wären nötig, um den Standort zu bestimmen. In Deutschland hätte man sogar manchmal 13 bis 14 Satelliten. Bei weniger als drei Satelliten könnten keine Daten ermittelt werden, allerdings würden die Daten bei drei Satelliten und mehr wesentlich genauer sein als ein Navi. Von einem bis drei Meter könnte diese Standortbestimmung schwanken.

Wie genau so eine Wanze angebracht werden würde, könne aus polizeitaktischen Gründen aber nicht verraten werden.

So weit so gut, bleibt aber immer noch die Frage, warum es Zeiten gibt, in denen es keine Daten von der Wanze gibt. „Grundsätzlich werden keine Daten geschickt, wenn das Fahrzeug steht, wenn nicht mindestens drei Satelliten erreichbar sind oder wenn der Akku alle ist“, erklärte der Beamte. Was konkret in diesem Fall für die fehlenden Daten in Frage kommt, blieb unbeantwortet.

Auch blieb unklar, ob ein zweites Fahrzeug, ein Skoda, zu dem der Angeklagte Zugang hatte, zur gleichen Zeit observiert wurde. In jedem Fall weiß man, dass es eine Genehmigung für die Observation von zwei Autos gab.

Der LKA-Beamte wurde aufgefordert, zum nächsten Mal Informationen vorzulegen, ob und wann beide Fahrzeuge gleichzeitig observiert wurden, außerdem die Satelliten-anzahl bei den eingegangenen Daten nachzuweisen und im konkreten zu zeigen, wie es zu den Ausfällen der Wanze kam.

Der beim zweiten Verhandlungstag angeforderte Stimmtest wird erst Ende Januar vorliegen, kündigte Richter Andreas van Herck an. Ein aufgezeichneter Notruf in der Leitstelle, bei dem der Anrufer einen der Brände meldete, ging vom Handy des Angeklagten aus, gemeldet hat sich aber ein Herr Meyer. Der Test soll nun zeigen, ob es der Angeklagte unter falschem Namen war oder ob jemand sein Handy missbraucht hat. Dazu sollen noch die Handy-Daten ausgewertet werden, um genau feststellen zu können, wo das Handy war.

Angesetzt sind jetzt noch drei weitere Termine. Am 29. Januar hofft van Herck dann auf eine Urteilsfindung.

Hintergrund: Von Januar 2014 bis Februar 2015 zählte die Nuthaer Feuerwehr 27 Brände in der Region, allein zwölf davon in Nutha, Nutha-Siedlung und Hohenlepte. Eine Region, in der in den Jahren vor 2013 gar keine Brände waren. Ab da ermittelte die Kriminalpolizei wegen Brandstiftung in mehreren Fällen. Bis am 10. Juni 2016 ein junger Mann aus dem Zerbster Raum festgenommen wird.

Die Polizei ermittelte in mehr als 50 Brandfällen fast zwei Jahre lang. Mittels einer Observation sollten dann dem Verdächtigen die Brandstiftungen nachgewiesen werden. Nach fast einjähriger Prüfung der Akten klagt die Staatsanwaltschaft den Verdächtigen schließlich in drei Fällen an. Diese werden jetzt verhandelt.