Nedlitzer Geflügelzüchter Karl Müller fährt zur Europaschau und kommt als Sieger aus 26 Ländern zurück Riesentauben: Mit viel Zuwendung und Fürsorge werden Europameister-Tiere gezüchtet
Karl Müller und seine Riesentauben sind Europameister. Seine Zucht zeichnet die Liebe zum Tier aus. Auch deshalb konnte er sich auf der Europaschau für Geflügel gegen die Konkurrenz durchsetzen.
Nedlitz l Karl Müller zeichnet etwas aus, das für Tierbesitzer eigentlich selbstverständlich sein sollte: Er liebt seine Tiere. Wenn er seine Riesentauben auf dem Hof ruft, laufen die großen Vögel sofort herbei und schlagen wild mit den Flügeln. Sie fressen ihm aus der Hand und für ein Foto darf ein Täuber sogar mal mit aufs Sofa.
Das Vertrauen, das seine Tiere in ihn haben, sei auch ein Grund, warum er aus Leipzig von der Europaschau Anfang Dezember als Sieger zurückgekehrt ist. "Der Richter sagte mir: Sie haben sich wohl viel mit den Tieren beschäftigt, was?" Denn auch das Zutrauen zum Menschen fließt in die Bewertung mit ein. "Es wird bewertet, wie die Tiere sich präsentieren", sagt Karl Müller. Sie sollen mit stolzer Haltung und ruhig im Käfig sitzen, wenn der Richter sich nähert. Scheue, herumflatternde Vögel haben schlechte Chancen. Auf der Europaschau vom 7. bis 9. Dezember waren immerhin 200 Züchter aus ganz Europa mit ihren Riesentauben vertreten. In der Kategorie "Blaue Römer mit schwarzen Binden" hat Karl Müller mit 380 von 400 Punkten die höchste Wertung erreicht.
Zur jahrelangen Beschäftigung mit den Tieren kommt Karl Müllers Ansicht, lieber auf Qualität statt auf Masse zu züchten. Er hält immer nur fünf bis sechs Zuchtpaare. "Die Masse bringt es nicht. Je mehr Vögel es sind, desto weniger Platz haben sie. Wenn sie Nachwuchs haben, wollen sie auch nicht gestört werden", sagt er. Während in großen Zuchten nur ein, zwei Eier pro Paar schlüpfen, bekommen seine Tauben fünf, sechs Küken.
Nach der Aufzucht der Küken bekommen seine Tiere eine Schonzeit. "Ich lasse sie nur einmal im Jahr brüten, sonst sind sie doch ganz verbraucht." Auch das sehen die Richter den Tauben an. Tiere, die krank und verlebt aussehen, bekommen keine gute Bewertung.
Das Züchten an sich ist nicht gerade einfach, deutet Karl Müller an. Merkmale müssen über Generationen herausgezüchtet werden. Letzendlich müssen die blauen Römer zwei schwarze Striche ("Binden") an der Seite haben, 17 Schwanzfedern zählen, von denen die beiden äußeren einen weißen Strich haben, und zehn Federn an den Flügeln haben.
Und nicht immer wird auch der Nachwuchs so, wie es sich der Züchter vorstellt. "Man muss auch ein bisschen Glück haben", sagt der Züchter. Hinzu kommen die persönlichen Vorlieben der Vögel. "Wenn wir zwei zusammensetzen, müssen sie nicht immer ein Paar werden", weiß der Züchter. Vogelliebe geht auch nach Sympathie.
Genau mit drei Täubern und einer Taube gewann er die Schau. Der Züchter muss genau vier Tiere mitbringen, unter denen männliche und weibliche sind. Ihre Einzelwertung wird addiert. Seine Tiere hat er an einem Dienstag vor der offiziellen Schau nach Leipzig geschafft und holte sie am Sonntag wieder ab. "Wir müssen unsere Tiere dort allein lassen. Wenn die Richter kommen, darf keiner da sein", erklärt seine Frau Brigitta. "Uns haben die Zuchtfreunde, die vor Ort waren, aber schon am Freitag am Telefon gesagt: Ihr habt schon wieder gewonnen." Denn bereits 2006 war Karl Müller Europameister.
Am Sonntag holte das Ehepaar Müller seine Riesentauben wieder nach Hause. Die vier Europameister gurren wieder fröhlich auf dem Hof und kommen gleich herbeigeflattert, wenn Karl Müller sie zum Füttern ruft.