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Jules Massenets "Esclarmonde" hat am Sonntag am Anhaltischen Theater Dessau Premiere "Ritterroman-Oper" erlebt Erstaufführung

Von Helmut Rohm 24.05.2013, 01:07

Die Oper "Esclarmonde" von Jules Massenet erlebt an diesem Sonntag um 17 Uhr am Anhaltischen Theater Dessau ihre deutsche Erstaufführung. Regie führt Roman Hovenblitzer.

Dessau-Roßlau l Das Werk wurde als Fest-Oper extra zur Weltausstellung in Paris im Jahr 1889 bestellt und hatte dort ihre begeisterte Uraufführung. Die Titelpartie sang Sibyl Sanderson. Nach gut 90 umjubelten Vorstellungen gab sie die Titelrolle ab. Die Oper wurde dann kaum noch gespielt. Seither hat diese Oper eben wegen dieser extrem schwierigen Titelpartie den Nimbus "unaufführbar".

"Wir möchten mehr solche unbekannten Werke hervorholen."

Warum erst jetzt in Deutschland? Warum nun gerade in Dessau? Der Leitende Dramaturg Musiktheater am Dessauer Theater, Felix Losert, gibt Antworten. Äußerer Anlass ist der 50. Jahrestag des Elysée-Vertrages, der die deutsch-französische Freundschaft besiegelte. Deshalb übernahm auch Violaine Varin, Kulturattachée und Leiterin des Instituts francais Sachsen-Anhalt, die Schirmherrschaft für diese Erstaufführung.

Felix Losert selbst hat eine CD dieser Oper 1991mehr zufällig als "Mitnahmeobjekt" erstanden. "Als ich sie mir anhörte, war ich gleichermaßen begeistert und geschockt, warum dieses wunderbare Werk so unbekannt ist", erzählt der Operndirektor. "Diese Musik ist ja kolossal", habe Generalintendant André Bücker im Herbst 2011 ausgerufen, als Felix Losert diese Oper ihm und dem Generalmusikdirektor Antony Hermus als Aufführungsvorschlag vorstellte. Einhellige Meinung der Drei: "Wir möchten mehr solche unbekannten Werke hervorholen und sie unserem Publikum zeigen."

Der Reiz solcher Stücke sei auch die Möglichkeit der Neuprägung und Interpretation der Aufführung, da es keine Vorbilder und damit auch keine Erwartungshaltung gebe, anders als etwa bei dem aktuellen Wagner-Ring-Projekt.

Und - das Anhaltische Theater Dessau hat insbesondere mit Angelina Ruzzafante eine Sängerin im Ensemble, die über "eine fantastische bewegliche Stimme verfügt, mit starkem Glanz, großem Volumen, mit einer fantastischen Technik, dass sie auch durch ein großes Orchester wie ein Lichtstrahl hindurch kommt ....", vergibt Felix Losert überhaupt nicht unberechtigt einige Vorschusslorbeeren. Angelina Ruzzafante kannte diese bewusste CD auch, hatte aber bisher nie daran gedacht, diese Rolle zu singen und zu spielen. Nun freue sie sich natürlich auf diese große Herausforderung: Es wird wohl ihre bisher anspruchsvollste und größte Rolle werden, ist sich der Operndirektor sicher.

"Eine Aktualisierung wie in Aida wird es diesmal nicht geben."

An der Seite von Angelina Ruzzafante agieren nicht minder erfolgreiche Gesangskünstler: Rita Kapfhammer (Paréis), Sung Kyu Park (Ritter Roland), Ulf Paulsen (Kaiser Phorcas), Nico Wouterse (Bischof), David Ameln (Ènéas), Kyung-Il Ko (Cléomer) und Pawel Tomczak (ein Gesandter).Die musikalische Leitung obliegt Daniel Carlberg. Der Opernchor und Extrachor des Anhaltischen Theaters unter Helmut Sonne sind mit viel Spiel und Gesang im Einsatz.

Gewissermaßen ist diese Oper eine Art künstlerische Auseinandersetzung mit Richard Wagner, die "französische Antwort" auf die Wagnerschen Helden- und Göttergeschichten. Die textliche Vorlage für "Esclarmonde" war "Partenopeus", ein Klassiker des französischen Hochmittelalters aus dem 12. Jahrhunderts, "so mit Rittern und Zauberin, mit Liebe, mit heimlichen Treffen nur nachts und so weiter...", macht Felix Losert neugierig.

"Eine Aktualisierung wie in Aida wird es diesmal nicht geben, also keine Jeans oder ähnliches", verspricht er, der diese Aufführung als Dramaturg betreut. Diese große Oper in französischer Art werde in großen Bildern (Bühne und Kostüme Tilo Steffens) erzählt, sei eine märchen- hafte Welt mit vielen symbolhaften Andeutungen. Schon im ersten Bild wird das Publikum unter anderem den Kaiser von Byzanz und Prinzen, eine Basilika, Zauberer und feierndes Volk erleben können.

Die Geschichte: Der alte Kaiser dankt ab. Er übergibt die Krone und die gefürchteten Zauberkräfte seiner Tochter Esclarmonde - allerdings unter einer Bedingung. Was Esclarmonde und andere Figuren zu bewältigen haben, wird in der spannungsgeladenen romantischen "Ritterroman-Oper" in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln zu erleben sein.