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Sanierung Scheune verschönert Dorfbild

Eine Feldscheune in Badewitz aus dem Jahre 1816 hat in Maik Hiege ihren Retter gefunden. Er liebt es alte Dinge zu restaurieren.

Von Petra Wiese 16.01.2021, 05:00

Badewitz l Die Landwirtschaft prägte zu früheren Zeiten unsere Region und auch das Leben in Badewitz. Die Bauersfamilien hatten ihre Scheunen. Als letzter Fachwerkbau im Ort blieb die Scheune in der Deetzer Straße als Zeuge der Vergangenheit stehen. Als sie 2008 veräußert wurde, schlug die Familie Hiege, die 1997 nach Badewitz gekommen war, zu. Als Lager sollte die alte Scheune genutzt werden. Doch Sohn Maik hatte noch andere Träume.

Der heute 32-Jährige hatte schon immer ein Faible für Antiquitäten und auch für alte Gebäude. „Die Scheune muss erhalten bleiben“, befand er. Da war er 23, als er den Entschluss fasste. Schließlich handele es sich um ein Objekt, das bedeutungsvoll für das angehende 19. Jahrhundert war. Ein Objekt, das für die Landwirtschaft in Badewitz steht. So nahm er sich vor, die alte Scheune zu erhalten und wieder aufzubauen.

Stück für Stück sollte das Projekt umgesetzt werden. Ganz in Eigenleistung, mit eigenen Mitteln – quasi als Hobby und Zeitvertreib. Zuerst musste natürlich das Dach in Angriff genommen und neu gedeckt werden. Die Giebel mussten neu gestellt, alte marode Balken ausgetauscht werden. Das war 2014. Gute Freunde und Bekannte halfen, da waren manches Mal mehr als zwei Hände und auch ab und zu Technik nötig. Dann war erst einmal eine Weile Pause, von kleineren Reparaturen abgesehen.

2016 war Maik Hiege nach Berlin gegangen. Doch die Bindung nach Badewitz blieb. Auch das Projekt sollte weiter umgesetzt werden. 2018 im Frühjahr ging es weiter und seitdem kontinuierlich. Das alte Fachwerk wurde neu ausgemauert, die eingefallene Wand neu aufgebaut. Ziel war es, im August 2018 eine Geburtstagsparty in der Scheune zu feiern. „Da war noch der Lehmfußboden drin, da haben wir noch im Sand getanzt“, erinnert sich Maik Hiege.

Im letzten Sommer war dann zur Straßenseite vorne keine Wand mehr drin. Ende November konnte auch dieser Bauabschnitt fertig gestellt werden. Nach Originalmaßen hatte Maik Hiege alles wieder aufgebaut. Nur Fenster hatte es früher nicht gegeben. Die wurden passend angefertigt und neu eingebaut, damit der Raum Licht bekommt. Nun fehlen nur noch ein weiteres Stück Wand und Fußboden, bevor die Sanierung komplett ist. Einen Teil des Innenraumes weiter auszubauen und herzurichten, ist Zukunftsmusik. „Im Vordergrund stand, das Gebäude zu retten“, so Maik Hiege.

Das ist dem jungen Mann eindrucksvoll gelungen. Meist arbeitete er allein vor sich hin, nach seinen eigenen Vorstellungen und Werten. Es gehe am schnellsten, wenn man nicht alles noch erklären muss, meinte er. Die handwerklichen Voraussetzungen für sein Tun bringt er mit. Als Fliesenleger und Tischler hat er einige Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt. Dazu kommt die Leidenschaft, Altes zu restaurieren. Schon als Kind interessierte er sich für alte Dinge und Möbel. „Wenn sich andere für Pokémons begeisterten, habe ich mich über einen alten Stuhl gefreut“, erzählte er. Mit 13, 14 Jahren legte er Hand an und machte erste Versuche, alte Möbel aufzuarbeiten. Draußen auf dem Hof oder in der väterlichen Werkstatt wurde gefeilt und geschliffen.

Mit der Zeit wurde Maik Hiege immer geschickter und seine Arbeiten immer besser. Von Trödelmärkten holte er seine Objekte, oder sie wurden ihm zugetragen. „Manchmal waren wir mit dem Auto unterwegs, und da stand was an der Straße, das musste dann unbedingt mit“, erinnert sich seine Mutter. Es sind keine besonders wertvollen Kostbarkeiten oder historischen Objekte, die Maik Hiege im Laufe der Zeit gesammelt und aufgearbeitet hat. Schöne alte Liebhaberstücke aber, die eine besondere Ausstrahlung und einen besonderen Reiz haben. Auch altes Geschirr ist bei ihm gut aufgehoben. Und wertvolles Porzellan etwa erkennt er auf einem Trödelmarkt schon von weitem.

Ein aufgearbeitetes altes Vertiko aus der Gründerzeit steht heute im Elternhaus. Der älteste Schrank, den der Badewitzer restauriert hat, ist von 1860. Bei der Aufarbeitung von Sitzmöbeln kommen ihm Erfahrungen von einem halben Jahr in einer Polsterei zu Gute. Lieblingsstücke wechseln immer mal wieder. Beim Restaurieren geht es ihm darum, das zu erhalten, was noch da ist und nicht etwa, die alten Oberflächen völlig wegzuschleifen. Einige Stücke stehen noch in der Warteschleife und warten noch auf ihre Aufarbeitung. Die Objekte, die er selber nicht behalten möchte, verkauft Maik Hiege wieder. Schließlich muss die Scheunensanierung in Badewitz finanziert werden. Und auch sein anderes Hobby, das Reisen – „es gibt noch einige Orte, wo ich noch nicht war und noch unbedingt hin möchte“ – will finanziert werden.

Seinen Lebensmittelpunkt und seinen Lebenspartner hat Maik Hiege zwar in Berlin und seinen Traumjob als Tischler in einem namhaften Berliner Hotel, aber er kommt oft nach Badewitz. „Ich bin gerne in Berlin und gerne in Badewitz“, sagte er, „gern auch mal für eine Woche auf dem Land“. Das sei für ihn ein Ausgleich. Im Sommer ist er besonders gern in Badewitz und trifft sich hier mit Freunden. Eine Menge Nationalitäten seien schon auf dem Scheunengrundstück in Badewitz, das Maik Hiege seinen Eltern abgekauft hat, gewesen. Von seiner Zeit im Ausland hat er viele Bekannte und Kontakte.

In der inzwischen stilvoll ausgestatteten Scheune lässt es sich eben gut feiern. Aber alles nur im privaten Rahmen, versichert Maik Hiege. Eine öffentliche Partylocation soll hier keinesfalls entstehen. Zum traditionellen Osterbrunch und Zelten im Sommer will er seine Freunde weiter einladen und vielleicht auch noch zu einer Weihnachtsfeier.

Über den Winter ruht das Projekt nun wieder. In der Regel ist es die Zeit von März bis in den Herbst, die Maik Hiege für die Sanierung nutzt. Im vergangenen Jahr 2020 dürften da hochgerechnet etwa sechs Wochen Bauzeit am Stück zusammen gekommen sein. Es ist schön anzusehen, was für ein Schmuckstück aus einem verfallenen Objekt in Badewitz geworden ist. Ortsbürgermeister Hans-Günter Seidler freut sich über soviel Privatinitiative, durch die das Dorfbild verschönert wird.