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Seniorenpflege Einzelbetreuung während der Krise

Pflegeheime in Zerbst schränken momentan den Besuch ein. Gezielte Einzelbetreuung soll die schwierige Zeit leichter machen.

Von Julia Puder 04.04.2020, 01:01

Zerbst l „Wir geben unser Bestes, aber die Nähe zu den Angehörigen fehlt den Bewohnern schon“, erzählt Silvia Dähne. Sie leitet das AWO-Seniorenzentrum in Zerbst. Zum Schutz der Bewohner vor der Ansteckung mit dem Coronavirus musste sie einige beschränkende Maßnahmen vornehmen. So dürfen Angehörige nicht mehr im direkten Kontakt mit den Bewohnern interagieren.

Damit der Austausch zwischen ihnen dennoch stattfindet, hat sich das Seniorenzentrum etwas ausgedacht. „Wir haben bestimmte Telefonzeiten eingeführt und Telefone im Wohnbereich aufgestellt, damit die Bewohner mit ihren Familien kommunizieren können“, sagt Silvia Dähne. Die Pfleger unterstützen dabei diejenigen, die kein eigenes Telefon besitzen oder nicht selbstständig telefonieren können.

Persönliche Gegenstände, Kleidung oder Lebensmittel können weiterhin ins Seniorenzentrum gebracht werden, versichert Silvia Dähne. Die Mitarbeiter nehmen das Mitgebrachte entgegen, desinfizieren und beschriften es, bevor es zu den Bewohnern gebracht wird. „Wir bitten deshalb darum, keine zu kühlenden Lebensmittel mitzubringen, da wir die Kühlkette nicht aufrecht erhalten können“, sagt Einrichtungsleiterin Dähne.

Zurzeit finden in der Einrichtung keine Gruppenaktivitäten statt. Die Bewohner essen momentan auf ihren Zimmern. Die Mitarbeiter tragen, wo es nötig ist, Mund- und Nasenschutz. „Eine unserer Mitarbeiterinnen hat sich dazu bereit erklärt, die Mundschutze selbst zu nähen. In unserer eigenen Wäscherei können wir sie dann waschen“, erzählt Dähne. Dennoch sei Schutzausrüstung Mangelware. Als die Pandemie in China begann, habe man aber schon vorsorglich mehr bestellt, erklärt Silvia Dähne.

Die Bewohner werden nun im sogenannten begleitenden Dienst einzeln betreut und können selbst entscheiden, wie sie den Tag mit dem Pfleger gestalten wollen. Ein Ausflug an die frische Luft sei ebenso möglich wie ein gemeinsames Kartenspiel oder einfach nur ein nettes Gespräch, so Dähne.

Aufgrund des Erlasses des Landesministeriums für Arbeit, Soziales und Integration bleibt die Tagespflege des AWO-Seniorenzentrums bis auf Weiteres geschlossen. Dennoch nehme die Einrichtung weiterhin neue Bewohner in der vollstationären Pflege auf. Ihnen wird dann vorerst ein Einzelzimmer zugewiesen.

„Die Bewohner und Angehörigen zeigen Verständnis für die aktuelle Lage, jedoch ist es für alle nicht einfach“, sagt Silvia Dähne. Bislang habe sich noch kein Bewohner mit dem Virus angesteckt.

Auch in der Senioreneinrichtung Haus Willy Wegener geht es allen Bewohner gut, versichert Thomas Liss, stellvertretender Heimleiter. Doch auch hier dürfen die Angehörigen zurzeit nicht zu den Bewohnern. „Wir nehmen die Mitbringsel entgegen, desinfizieren sie und packen sie in separate Tüten“, erklärt Liss.

Die Betreuung sei aufgrund der aktuellen Situation eingeschränkt. Dennoch wird zusammen gebastelt und erzählt. Die Mahlzeiten nehmen die Bewohner noch zusammen ein, aber mit einem entsprechenden Abstand zueinander, erzählt Thomas Liss.

„Wir sprechen regelmäßig mit den Bewohnern über das Thema Corona und erklären ihnen die derzeitige Situation“, so Liss. Die meisten zeigen sich verständnisvoll.