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Wahlaustralier Hans-Ulrich Graser zu Gast in Jütrichau Spur der Ahnen führt auf den einstigen Gutshof

Von Daniela Apel 11.08.2010, 06:51

Seit über 20 Jahren ist Australien die Wahlheimat von Hans-Ulrich Graser. Ein Weltkongress führte den Tiergenetiker nun nach Leipzig. Von dort aus begab er sich auf die Spuren seiner Vorfahren mütterlicherseits. So führten ihn seine familiären Wurzeln auf den Gutshof nach Jütrichau.

Jütrichau. " Wenn nicht jetzt, dann schaffe ich es gar nicht ", dachte Hans-Ulrich Graser und nahm den Kongress in Leipzig zum Anlass, um sich auf die Spuren seiner Vorfahren zu begeben. So steht der 60-Jährige nun zum ersten Mal Mitten in Jütrichau und damit in dem Ort, in dem seine Mutter Anne-Lore, eine geborene Kitzinger, das Licht der Welt erblickte.

" 1901 hat mein Urgroßvater Albert Kitzinger das Rittergut in Jütrichau gekauft ", erzählt Hans-Ulrich Graser. Bis es der Amtmann übernahm, befand es sich im Besitz der Familie von Oppen. Die wiederum hatte es bereits vorher an Alberts Vater, den gebürtigen Zerbster Hermann Kitzinger, verpachtet. Doch schon 1934 wechselte das Gut " wohl aus Geldgründen " erneut den Eigentümer. Nach dem Verkauf verließen die Kitzingers Jütrichau und zogen in die Goldene Aue, bevor sie in Westdeutschland ansässig wurden.

" Nach der Wende bin ich mal spätabends durch Jütrichau gefahren ", erinnert sich Hans-Ulrich Graser. Zugleich berichtet er, dass seine Tante Helga zu ihrem 70. Geburtstag in ihren Heimatort zurückkehrte. " Wir haben sie rumgeführt und lange erzählt ", bemerkt Dorit Papsdorf. Auch mit dem 60-Jährigen schwelgt die Jütrichauer Ortschronistin schnell in der Vergangenheit. " Wir haben uns lange ausgetauscht ", blickt sie auf die zufällige Begegnung tags zuvor zurück, als Hans-Ulrich Graser durch das Dorf streifte.

" Das Eichen-Denkmal hat mich beeindruckt. " Mit leuchtenden Augen spricht er von der unter Naturschutz gestellten Eiche, die gleich hinterm Ort in Richtung Sportplatz steht. Ein Foto des Baumes befi ndet sich in dem Ordner, in dem seine Tante Bilder und Fakten zur Familie Kitzinger und ihrer Zeit in Jütrichau zusammengestellt hat. " Diesen Baum kenne ich ", schoss es dem 60-Jährigen durch den Kopf, als er den Jütrichau-Kalender von 2010 durchblätterte. " Zwischen den Aufnahmen liegen gut 80 Jahre ", zeigt er begeistert die beiden fast völlig identischen Bilder. Und mit Blick auf den Hefter bemerkt er lächelnd : " Jetzt kann ich einen Haufen neuer Farbfotos hinzufügen. "

Vom Gutshof werden natürlich auch welche darunter sein. Die großen Bemühungen, die alten Gebäude herzurichten und wohnbar zu machen, haben bei Hans-Ulrich Graser Eindruck hinterlassen. Was früher Ställe für Pferde, Kühe oder Hühner waren, sind längst Wohnhäuser geworden. " Das Fachwerkgebäude, das heute das Bürgerhaus ist, war das Teegartenhäuschen. Dahinter befand sich der Park ", weiß Dorit Papsdorf. " Und da sind sie immer durchgegangen ", zeigt sie auf zwei noch sichtbare Pfeiler in der Kirchmauer. Unterdessen hat der Grabstein von Amtmann Kitzinger die DDR-Zeit nicht überstanden. Aber der Oblatenteller, den die Familie der Kirche gestiftet hat, existiert noch.

Von der Backsteinkirche hat Hans-Ulrich Graser ebenfalls Fotos geschossen. Ihm ist es auch ein Bedürfnis gewesen, am sonntäglichen Gottesdienst in Jütrichau teilzunehmen. " Es war schön, mal wieder deutsche Kirchenlieder zu singen ", wendet sich der Wahlaustralier danach an Pfarrer Michael Blaszcyk. Auf ihn war er schon vor seiner Reise nach Deutschland im Internet gestoßen genauso wie auf Markus Pfeifer, der die Jütrichauer Internetseite betreut. Mit Beiden unterhielt er sich jetzt persönlich, als er den Fährten seiner Ahnen folgte.