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Spuren Wölfe reißen Reh nahe der Mozartstraße

Die Sichtungen der Raubtiere in unmittelbarer Nähe von Wohnbebauung im Stadtgebiet von Zerbst häufen sich.

Von Thomas Kirchner 26.02.2019, 06:00

Zerbst l Wie erst jetzt bekannt wurde, hat erneut ein Wolf in direkter Nähe zur Zerbster Wohnbebauung zugeschlagen. Der für das Revier zuständige Jäger fand in der Zerbster Mozartstraße in der Nähe des ehemaligen Schießplatzes den Kadaver eines Rehes.

„Das Tier wies beim abhäuten des Trägers (Hals) einen wolfstypischen Kehlbiss auf“, erklärt Jonas Döhring, Wolfsbeauftragter der Zerbster Jägerschaft. Auch das Fraßbild sowie die Spuren vor Ort deuteten klar auf einen Riss durch den Wolf hin.

„Aufgrund der fast restlosen Verwertung des Wildkörpers und der zahlreichen Trittsiegel (Fußabdrücke) besteht Grund zur Annahme, dass es sich um mehr als nur einen Wolf gehandelt hat“, schlussfolgert Döhring. Das ist bereits das dritte Mal innerhalb weniger Wochen, dass der Wolf im Stadtgebiet von Zerbst nahe der Wohnbauten unterwegs ist.

Eine weitere Wolfssichtung liegt erst wenige Tage zurück. Kurz vor Jütrichau hatte ein Autofahrer am 16. Februar ein Tier erfasst, das anschließend weglief – vermutlich ein Wolf. Dies sollen nun Mitarbeiter des Wolfkompetenzzentrum Anhand von Spuren am Fahrzeug zweifelsfrei klären. Unfallzeuge Gerd Hornemann ist sich sicher, dass es sich um einen Wolf gehandelt hat.

„Wir waren unterwegs nach Dessau“, schilderte der Güterglücker, der sich mit Wildtieren auskennt und auch Vorträge über den Wolf hält, der Volksstimme. Er habe den Wolf ins Gesicht gucken können und schließt deshalb aus, dass es sich um einen Hund gehandelt hat.

Fall drei: Anfang Dezember vorigen Jahres hatten Spaziergänger ein totes Reh nahe der Sandenden und der Lepser Straße gefunden. Jonas Döhring ging auch in dem Fall davon aus, dass aller Wahrscheinlichkeit nach ein Wolf das Tier getötet hatte.

Die Spuren, die auf den Wolf deuteten waren auch in diesem Fall dieselben – ein Kehlbiss. „Das erkennt man an den beiden Einblutungen unter der Haut, die durch die beiden Eckzähne des Wolfes entstehen“, so Döring. Diese hätten einen Abstand von etwa 4,5 bis 5 Zentimetern. „Auch die Fährte in diesem Bereich lässt den Schluss zu, dass hier vermutlich ein Wolfsriss vorliegt“, so Döhring zum Fall des toten Rehs aus der Lepser Straße.

Wolfssichtungen und Wolfsrisse sind in der Einheitsgemeinde Zerbst – selbst in unmittelbarer Nähe von Wohnbebauung – längst keine Seltenheit mehr. Die vier Risse auf dem Hof von Bauer Jan de Vries 2017 in Nedlitz waren nur wenige Meter neben dem Stall, der an der Seite auch noch offen war. Auch die Wolfsrisse zuvor waren auf dem Betriebsgelände, der dritte sogar zwischen den Ställen. Im Oktober 2017 hatte ein Wolf ein Kalb im Stall von Milchbauer Rozing in Polenzko gerissen.